Lindauer Zeitung

Bewegung kurbelt den Stoffwechs­el an

Experte warnt vor radikalen Diäten – Pausen zwischen den Mahlzeiten sind wichtig

- Von Sophia Weimer

BERLIN/KÖLN (dpa) - Die einen sprechen davon, ihren Stoffwechs­el ankurbeln zu wollen. Die anderen meinen: Der schlechte Stoffwechs­el ist schuld, dass das Wunschgewi­cht nicht zu erreichen ist. Was hat es eigentlich damit auf sich?

Was genau ist der Stoffwechs­el?

Den einen Stoffwechs­el gibt es nicht. Jede Zelle im Körper hat ihren eigenen Stoffwechs­el, erklärt Matthias Weber, Sprecher der Deutschen Gesellscha­ft für Endokrinol­ogie (DGE). Stoffe werden zu Zellen im Körper transporti­ert, verwertet und wieder abtranspor­tiert. „All die einzelnen Prozesse müssen zusammen funktionie­ren“, ergänzt Ingo Froböse von der Sporthochs­chule Köln.

Lässt sich der Energiesto­ffwechsel ankurbeln?

Ja, das funktionie­rt. Der Stoffwechs­el braucht Arbeit. Je weniger er gefordert ist, desto weniger arbeitet er auch. „Das ist ein bisschen wie bei einem Auto. Steht es immer nur in der Garage, dann verrostet es irgendwann“, erklärt Froböse. Das Wichtigste ist Bewegung. Die Muskulatur ist das größte Stoffwechs­elorgan.

Was tut dem Stoffwechs­el gar nicht gut?

Klar, im Umkehrschl­uss ist das fehlende Bewegung. Aber tatsächlic­h gibt es auch einen Feind des Stoffwechs­els, den viele so nicht auf dem Zettel haben: Radikale Diäten bringen den Stoffwechs­el auf Dauer zum Erliegen. Sie versetzen den Körper in eine Art Notzustand, der Stoffwechs­el fährt herunter.

Was hat es mit dem Grundumsat­z auf sich?

Normalerwe­ise sollte der Grundumsat­z bei etwa 1600 bis 2500 Kilokalori­en liegen, sagt Froböse. Und jeder kennt sie: Die guten Futterverw­erter, die immer gut essen und schlank und fit bleiben. Diese Menschen haben wahrschein­lich einfach einen guten Grundumsat­z. Sie ernähren sich ausgewogen, versetzen den Körper aber in keine Hungersnot. Und sie geben ihrem Stoffwechs­el Arbeit - zum Beispiel durch viel Bewegung im Alltag oder regelmäßig­en Sport. Den eigenen Grundumsat­z kann man mit einer Atemgasana­lyse bei manchen Fitness-Instituten oder Sportärzte­n messen lassen.

Wie lässt sich der Stoffwechs­el mit der Ernährung beeinfluss­en?

Froböse empfiehlt, auf die Tageszeit zu achten. Morgens wird dann ordentlich Energie getankt, also Fett und Kohlenhydr­ate. Mittags stehen vor allem Nährstoffe auf dem Programm und abends Eiweiß. Energie brauche der Körper kurz vor dem Schlafen nicht mehr. Froböse rät außerdem, dem Stoffwechs­el Pausen zu gönnen zwischen den Mahlzeiten. „Es ist wichtig, auch mal vier bis fünf Stunden nichts zu essen“, sagt der Sportwisse­nschaftler, der auch ein Buch über den Stoffwechs­el geschriebe­n hat. Wie der eigene Körper darauf reagiert, das sei individuel­l unterschie­dlich, sagt Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung. Entscheide­nd sei die Energiebil­anz.

Stimmt es, dass es sich positiv auf den Stoffwechs­el auswirkt, wenn man viel Wasser trinkt?

Wissenscha­ftlich belegt ist ein stoffwechs­elanregend­er Effekt oder ein großer Einfluss auf das Körpergewi­cht nicht, wie die Experten bestätigen. Trotzdem sei es ein altbekannt­er Trick, dass Menschen, die abnehmen wollen, vor dem Essen oder auch zwischendu­rch Wasser trinken, erklärt Restemeyer. „Denn die Flüssigkei­t füllt den Magen, und das Sättigungs­gefühl tritt eher ein.“

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FOTO: COLOURBOX Wer sich viel bewegt, hat weniger Gewichtspr­obleme.

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