Carla Hanser misst sich mit der Reiterelite
15-jährige Wasserburgerin reitet beim Bundesnachwuchschampionat in Warendorf
WASSERBURG (roi) - Sie reitet seit sie drei Jahre alt ist. Nun hat Carla Hanser den Sprung in den Landeskader Baden-Württemberg geschafft. Ihr bisher größter Erfolg: Die 15-Jährige darf Ende der Woche beim Bundesnachwuchschampionat in Warendorf ihr Können zeigen.
Pierrot spitzt die Ohren, als Carla ans Gatter kommt. Gemütlich kommt er auf sie zu und reibt seinen Kopf an ihrer Schulter. Die beiden sind ein eingespieltes Team. Gemeinsam haben sie ihre Leidenschaft für die Vielseitigkeit entdeckt. Wettbewerbe im Springen, Dressur und Gelände sind genau ihr Ding.
Dabei ist Carla anfangs nur mit Pierrot gesprungen. Nachdem sie eine Freundin auf die Vielseitigkeitsdisziplin aufmerksam gemacht hatte, probierte sie es mit ihrem Pony einfach mal aus. „Pierrot hat so was ja vorher noch nie gemacht. Aber es hat uns beiden sofort Spaß gemacht“, sagt Carla. Seither dreht sich alles um die Vielseitigkeit.
Reiten liegt Carla im Blut. „Ich reite schon mein Leben lang“, sagt Carla, die mit drei Jahren bereits ein Shetlandpony bekommen hat. Als dieses zu klein wurde, wechselte sie auf das deutsche Reitpony. Wenn Carla Pierrot reiten will, muss sie nur ein paar Meter laufen. Auf der Koppel in der Nähe ihres Hauses in Wasserburg hat Pierrot genug Gesellschaft: Dort steht auch der Friese ihrer Mutter, das Pferd ihres Bruders, ihr Shetty und seit diesem Jahr ein Neuzugang im Hause Hanser, der ebenfalls Carla gehört: „Mit dem Großpferd will ich dann in Zukunft reiten“, plant sie schon für die Zeit nach dem Pony.
Carla trainiert jeden Tag – und zwar mit beiden Pferden. Bei Reitstunden auf dem Taubenberg stehen Dressur und Springen auf dem Plan. „Den Rest muss ich mir selber einteilen“sagt Carla. Meist trainiert sie auf dem eigenen Grund der Hansers, baut sich Hindernisse auf und sorgt beim Galopptraining für die nötige Kondition von Pferd und Reiter. Denn im Gelände, so erklärt sie, müssen Pferd und Reiter auf einer 1,5 bis 2,5 Kilometer langen Strecke bis zu 30 Sprünge bewältigen. Das braucht Kraft und Ausdauer.
Ihr Ehrgeiz zahlt sich aus. Bei einer Sichtung fällt das Wasserburger Talent in Tübingen erstmals auf. Sie wird zu einem Sichtungstraining eingeladen, auf den Regionalkader folgt nach Carlas gutem Auftritt bei der Goldenen Schärpe in Höven die Berufung in den Landeskader. Jetzt steht die erste ganz große Herausforderung an: Carla Hanser hat sich für das Bundesnachwuchschampionat in Warendorf qualifiziert. Dort trifft sie auf die deutsche Reiterelite.
„Ich bin eher entspannt“
Die Reiter müssen sich einer kombinierten Prüfung stellen, bestehend aus Dressur, Stilspringen, Stilgeländeritt, Theorie, Laufen und dem sogenannten Vormustern. Hier präsentiert der Reiter sein Pferd den Wertungsrichtern, die sehen wollen, ob es gehorsam an der Hand ist, erklärt Carla. Aber auch die Fitness des Reiters wird bei einem Lauf über zwei Kilometer getestet. Im Gelände sind die Sprünge oft spektakulär. Helm und Weste sind daher Pflicht. Wenn Carla auf ihrem großen Pferd reitet, trägt sie auch eine Art Airbag. „Wir sind im Gelände noch nicht gestürzt“, sagt Carla, und Pierrot habe sich glücklicherweise noch nie verletzt. Angst dürfe man nicht haben, das würde das Pferd spüren, sagt Carla: „Man muss dem Pferd im Gelände Sicherheit geben, damit es einem vertraut.“
Mit dieser Einstellung geht sie auch in Warendorf an den Start. „Hier sind die Besten von ganz Deutschland dabei“, sagt sie. Nervös ist Carla nicht. „Ich bin eher entspannt.“Sie weiß, dass es schon ein Riesenerfolg ist, überhaupt dabei zu sein. Jetzt will sie einfach nur zeigen, was sie und Pierrot können. Aber langfristig, da hat die Gymnasiastin schon ehrgeizige Pläne: „Ich will an die Spitze kommen.“