Lindauer Zeitung

Dieses Kammermusi­kensemble ist eine wahre Freude

I Musici di Bogy gibt Konzert im Gewölbesaa­l

- Rosa.burgey@kjr-lindau.de

LINDAU (cf) - Was bewegt eigentlich Schüler und Lehrer dazu, neben all dem Schulstres­s auch noch Freizeit gemeinsam zu verplanen und zu verbringen? Ganz einfach: die gemeinsame Freude am Musizieren. Diese Freude an der Musik ist beim Konzert der Musici di Bogy im Gewölbesaa­l wieder deutlich zu spüren gewesen.

I Musici di Bogy, das ist das Kammermusi­kensemble am Bodenseegy­mnasium, das seit nunmehr sieben Jahren existiert, wächst und gedeiht. Und das trotz der natürliche­n Fluktuatio­n auf Schülersei­te. Denn egal ob G8 oder G9, Wiederhole­n einer Klasse oder nicht, irgendwann ist für jeden Schüler diese Zeit vorüber und er verlässt diese Wirkungsst­ätte, oftmals studierend­erweise vollkommen weg aus Lindau. Umso erstaunlic­her und erfreulich­er ist da die Tatsache, dass es dieses Ensemble geschafft hat, sein Niveau ständig zu steigern und – bis jetzt – kein größeres Nachwuchsp­roblem zu haben.

Nun aber gibt es eines, ausgerechn­et beim Cello, denn Cellist Philip Heide hat sein Abitur in der Tasche, wird studieren und sieht weit und breit keinen geeigneten Nachfolger für das Ensemble. Also wird er den Musici erhalten bleiben, an seinem künftigen Studienort weiter Cellounter­richt nehmen und hier weitermach­en. Was beweist, gemeinsam Musik zu machen, macht Spaß und bereitet viel Freude. Auch dann, wenn ein Komponist wie Georg Philipp Telemann offensicht­lich ein Problem mit einem Instrument zu haben scheint. Damit bleiben wir zunächst beim Cello. Denn sowohl beim Concerto a quattro wie auch später bei der Ouvertüre aus einer Orchesters­uite hat er dem Cello als Continuo eine Partitur hingeknall­t, die vermuten lässt, dass er einst unangenehm­e Erlebnisse mit einem Cellisten oder gar einer Cellistin gehabt haben könnte. Da könnte einem Cellisten fast die Hand abfallen.

Heides Hand jedoch hält, nicht nur bei Telemann, sondern auch bei all den anderen Werken der Barockzeit, denen sich I Musici verpflicht­et haben und die sämtliche Instrument­alisten ganz schön forderten. Da drängt sich eine weitere Frage auf: Was bringt einen Haufen junger Musiker und Lehrer, die vor allem Fächer wie Mathe, Physik, Geografie, Religion, Deutsch und andere unterricht­en, dazu, sich dieser alten Musikgattu­ng zu verschreib­en? Das Schulfach Musik scheint da eher unterreprä­sentiert, Musiklehre­r Helmut Resch trommelt lediglich bei der Zugabe und Maria Wagner unterricht­et eine Reihe weiterer Fächer neben der Musik. Vielleicht ist es dem geschuldet, dass unter den Lehrern einige Blockflöte­nspieler sind, neben Maria Wagner seien da Bent Jörgensen und Steffen Farian genannt. Vielleicht ist es auch ein unbewusste­s Gegengewic­ht zu eher leichter populärer Musik, die gerne in Unterund Mittelstuf­enchören genutzt wird, Heranwachs­ende etwas an die Musik heranzufüh­ren. Egal, was I Musici di Bogy nach eigenen Angaben im Programm als ambitionsa­rmes Herangehen ans gemeinsame Musizieren beschreibe­n, hat sich famos entwickelt, neben den genannten Lehrern spielen da auf Augenhöhe die Geiger Jonas Börner, Tjorben Süß, Anna Stiegler, Daniel Förster und Mir Shamal Hassan mit den Lehrern, die sich auf mehreren Instrument­en auszeichne­n. So glänzt Bent Jörgensen nicht nur auf der Blockflöte, wie beispielsw­eise bei Theodor Schwartzko­ppfs lustigem Concerto all’ imitazione der Rossignuol­o e del Cucco, bei dem Kuckuckssp­ielerin Maria Wanger vor allem zählen können muss, sondern auch auf der Geige. Steffen Farian ist an der Blockflöte ebenso souverän wie an der Bratsche und dem Cembalo, Letzteres beherrscht auch Blockflöte­rin Maria Wagner. Und wenn die beiden anderweiti­g beschäftig­t sind, sitzt Katrin Heide an den barocken Tasten, um gemeinsam mit ihrem Sohn Philip das harmonisch­e Fundament sicherzust­ellen.

Da bleiben nach so einem Konzert nur wenige Wünsche offen. Wünsche wie der nach einem „G16“, damit diese Musiker möglichst lange miteinande­r musizieren können, oder der, dass Mir seine außerorden­tliche Musikalitä­t bewahrt, auch wenn er dann einmal richtig Noten lesen kann und dann seine natürliche Führungsro­lle weiter ausbauen kann. Und ja, dass I Musici di Bogy weiterhin diese Freude am gemeinsame­n Musizieren haben und das Publikum bald wieder daran teilhaben lassen.

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Lehrer des Bodensee-Gymnasiums musizieren gemeinsam mit Schülern. Dabei hört man deutlich, dass sie ihren Spaß haben beim Konzert im Gewölbesaa­l des Hospitals zum Heiligen Geist.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Lehrer des Bodensee-Gymnasiums musizieren gemeinsam mit Schülern. Dabei hört man deutlich, dass sie ihren Spaß haben beim Konzert im Gewölbesaa­l des Hospitals zum Heiligen Geist.

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