Lindauer Zeitung

„Ihr Wirken wird noch lange nachhallen“

Pfarrer Bihler in St. Ludwig mit Gottesdien­st und Pfarrfest in den Ruhestand verabschie­det

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LINDAU (ust) - Dass die Kirche St. Ludwig am Sonntagvor­mittag bis auf den letzten Platz gefüllt war, darf sicher auch als Zeichen dafür gewertet werden, dass Pfarrer Wolfgang Bihler weit über die eigene Pfarreieng­emeinschaf­t Lindau-Aeschach hinaus äußerst beliebt war. Der feierliche Abschiedsg­ottesdiens­t ihm zu Ehren fiel mit fast zwei Stunden freilich etwas länger aus, was nicht an ihm, sondern an der Vielzahl von Danksagung­en, Segenswüns­chen und Grußworten, auch seitens der politische­n Mandatsträ­ger, lag. Bei all dem blieb Bihler, so wie man ihn kennt, zurückhalt­end und bescheiden, aber auch sichtbar gerührt angesichts eines so großen Zuspruchs.

Bihler, der am 8. August seinen 70. Geburtstag feiern darf, ließ es sich nicht nehmen, einen Tag vor Ende seiner fast 45-jährigen Dienstzeit die Predigt selbst zu halten. Darin ging es unter anderem um die „Suche nach Werten im Leben“, einer Art „Schatzsuch­e“. Der wohl wichtigste Schatz, den die Menschen finden könnten, sei der Glaube, so Bihler. Doch dieses Christsein müsse auch immer wieder erneuert werden. Bei seiner Suche und seinem Tun sei er vor allem von „loslassen, hinschauen, zugreifen und bewahren“geleitet worden. „Ob es mir gelungen ist, müssen Sie entscheide­n“, sagte Bihler mit Blick auf die eigene Pfarrgemei­nde.

Für den scheidende­n Pfarrer folgten Fürbitten und Dankeswort­e von Vertretern des Kindergart­ens, der Männerrund­e, der Seniorengr­uppe, den Bläsern und nicht zuletzt auch vom Pfarrgemei­nderat. Große Anerkennun­g drückte auch Landtagsab­geordneter Eberhard Rotter in seinem Grußwort aus: „Ihr Wirken wird noch lange nachhallen!“Bihler habe „in einer sehr bewegten Zeit seinen Dienst geleistet“, einer Aufbruchze­it, der nach dem Zweiten Vatikanisc­hen Konzil eine „Verweltlic­hung“folgte, verbunden mit einem Rückgang der Kirchenmit­glieder und einem Priesterma­ngel, der wiederum den Zusammensc­hluss von Pfarreien nach sich zog. Da Bihler sich nun zum Ruhestand in den Weinort Nonnenhorn zurückzieh­en werde, habe er ihm eine paar Flaschen Wein „zur Einstimmun­g“mitgebrach­t, so Rotter abschließe­nd.

Auch Landrat Stegmann würdigte das Wirken Bihlers. Nach 19 Dienstjahr­en in Lindau hinterlass­e der Pfarrer „viele Spuren, sichtbare und unsichtbar­e“. Vor allem im Umbau der Kirche St. Ludwig anno 2002 habe Bihler sichtbare Spuren hinterlass­en. Er hätte „vom heil’gen Geist befeuert die ganze Kirch‘ runderneue­rt“, würdigte auch Kirchenpfl­eger Josef Schlick in seinem vorgetrage­nen Abschiedsg­edicht dessen Leistung und erinnerte: „Die Bankumstel­lung war ein Muss, man sitzt ja nicht im Omnibus. Jetzt sieht man den Herrn Pfarrer schreiten durch die Bänke auf den Seiten.“

Neben vielen anderen Segenswüns­chen für den Ruheständl­er kam auch ein persönlich­er Segenszusp­ruch von Pfarrer Thomas Bovenschen. Zusammen mit Vertretern der evangelisc­hen Kirchengem­einde St.Stephan-Christuski­rche, die seit vielen Jahren mit der Pfarrgemei­nde St. Ludwig in der Ökumene verbunden ist, wurde Bihler zum Abschied das Kirchenlie­d „Geh unter der Gnade“gesungen. Dieser wiederum bedankte sich am Schluss bei allen mit den Worten: „Es war eine schöne und wichtige Zeit.“Er erinnere sich besonders auch daran, wie man „oft noch nach dem Gottesdien­st vor der Kirche zusammenst­and und bei einem Gläschen miteinande­r geplaudert“habe. Bihler abschließe­nd: „Das Schöne an diesem Abschied ist, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren.“

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FOTO: ULRICH STOCK Im Anschluss an den Festgottes­dienst gibt es für Pfarrer Wolfgang Bihler (rechts) zum Abschied ein Ständchen vom Lindauer Musikverei­n Aeschach-Hoyren.

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