Historische Landmaschinen ziehen Neugierige an
Ausstellung in der Heimatstube Schwatzen – Ehemalige Fabrik A. Zwisler aus Rehlings wäre 150 Jahre alt
WEISSENSBERG - Die Mühe hat sich für den Kulturstammtisch Weißensberg gelohnt: Nach Schätzung von Ortsheimatpfleger Willi Locher interessierten sich fast 1000 Besucher für die historische Landmaschinenausstellung rund um die Heimatstube in Schwatzen. Darunter waren vor allem Exponate der ehemaligen Landmaschinenfabrik A. Zwisler aus Rehlings, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehens hätte feiern können.
Seit 1963 gibt es diese Weißensberger Firma nicht mehr und trotzdem stehen in vielen Bauernhöfen im Allgäu noch Maschinen, die entweder aus Zwislers Produktion stammen oder von der ehemaligen Schmiede gehandelt worden waren. Locher hatte eine Umfrage gestartet über Amtsblätter, auf die er viel Echo erhielt. Rund 60 Rückmeldungen erhielt der Ortsheimatpfleger, darunter auch von Heinz-Jürgen Dieterle aus Röthenbach, Gallus Halder aus Heimholz und Xaver Roder aus Maria Thann.
Diese drei haben noch einen großen Bestand an Maschinen wie Mähwerken, Heuwendern, Schwadern, Göppeln aus dem Bereich der Milchwirtschaft, diverse Pflüge und Dreschmaschinen, Blähmühlen aus dem Ackerbau und Obstmühlen und -pressen aus dem Obst- und Weinbau. Die genannten haben zum großen Teil die Maschinen auch restauriert, teilweise in den Neuzustand versetzt, andere schauten, dass die Patina erhalten bleibt.
Kataloge von Zwisler erhalten
Auch von anderen Familien stammten Exponate, die in den Tennen überlebt hatten. Wenn dann Umbauten oder Umnutzungen anstehen, stehen viele vor der schwierigen Entscheidung, sich von den alten Maschinen zu trennen, die oftmals noch gebrauchsfähig wären, wie Locher und Walter Röthlingshöfer erzählen. Allerdings nicht mit GPS-Navigation, wie es aktuelle Geräte oftmals haben. Aus Beständen der Familie Zwisler hatten die Ausstellungsmacher vom Kulturstammtisch alte Kataloge der Firma erhalten, die äußerst umfangreich waren. Die wurden eingescannt und legten an Stellwänden ein Zeugnis über die Vielseitigkeit der Weißensberger Firma ab.
Zwisler Landmaschinen war schließlich zwischen 1910 und 1945 einer der größten Arbeitgeber im Landkreis Lindau. 566 Mitarbeiter waren in dieser Zeit beschäftigt. In den Katalogen aufgeführt sind da auch Maschinen aus dem landwirtschaftlichen Haushalt, so die Waschmaschine Blitz, die ebenfalls zu sehen war. Die Heimatstube in Schwatzen hat diese urtümliche Waschmaschine im Bestand.
Besucher kommen mit Traktoren
Was Locher und Röthlingshöfer besonders freute: Dass viele Besucher mit ihren alten Traktoren oder auch alten Motorrädern gekommen waren und mit ihren Vehikeln noch einen weiteren Akzent bei der Ausstellung setzten. Gut 80 Ausstellungsstücke, die alle in den Katalogen aufgeführt waren – mit Preis – konnten die Besucher bestaunen. Es waren nicht nur Zeitgenossen dieser Landmaschinenära, die den Weg nach Schwatzen fanden, sondern alle Altersstufen waren vertreten. So war es köstlich zu beobachten, wenn der Opa eine Maschine erklärte und der Enkel gleich Vergleiche zog mit einem ähnlichen Modell auf dem heimischen Hof.
Nach dem Krieg verlegte sich Zwisler mehr und mehr auf den Handel mit Maschinen und deren Reparaturen. Dadurch kamen zu den Maschinen auch solche mit Motorunterstüzung hinzu, während die Zwislermaschinen zum großen Teil noch von Pferd, Kühen oder Ochsen gezogen werden mussten, zumindest, was die Maschinen für den Feldbetrieb anbelangte. Solche Geräte, wie die Kartoffelwaschmaschine, waren zum großen Teil aus Holz gefertigt, was erstaunt angesichts der Tatsache, dass in der Gründungszeit die Firma Zwisler eine ländliche Schmiede war.
Da der Kulturstammtisch kein Verein ist, konnte er die Gemeinde als offiziellen Veranstalter gewinnen, denn so eine Ausstellung kostet. So mussten die Exponate für den Transport wie für die Ausstellung versichert werden. Die Organisatoren freuten sich auch über die tatkräftige Hilfe des Bauhofes und die musikalische Begleitung des Musikvereins, der zum Frühschoppen aufspielte.
Willi Locher und die Mitglieder des Kulturstammtischs wissen nun zu den Maschinen und der Geschichte von Zwisler Landmaschinenbau noch einiges mehr. Unter anderem auch, dass nicht wenige, die noch Maschinen dieser Firma zu Hause haben, froh wären, wenn sie jemanden fänden, der diese altertümlichen Geräte wertschätzten und bei sich aufnehmen würde, wie Ortsheimatpfleger Locher verrät. Denn es ist auch eine Platzfrage, Landmaschinen zu sammeln.