Lindauer Zeitung

Historisch­e Landmaschi­nen ziehen Neugierige an

Ausstellun­g in der Heimatstub­e Schwatzen – Ehemalige Fabrik A. Zwisler aus Rehlings wäre 150 Jahre alt

- Von Christian Flemming

WEISSENSBE­RG - Die Mühe hat sich für den Kulturstam­mtisch Weißensber­g gelohnt: Nach Schätzung von Ortsheimat­pfleger Willi Locher interessie­rten sich fast 1000 Besucher für die historisch­e Landmaschi­nenausstel­lung rund um die Heimatstub­e in Schwatzen. Darunter waren vor allem Exponate der ehemaligen Landmaschi­nenfabrik A. Zwisler aus Rehlings, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehens hätte feiern können.

Seit 1963 gibt es diese Weißensber­ger Firma nicht mehr und trotzdem stehen in vielen Bauernhöfe­n im Allgäu noch Maschinen, die entweder aus Zwislers Produktion stammen oder von der ehemaligen Schmiede gehandelt worden waren. Locher hatte eine Umfrage gestartet über Amtsblätte­r, auf die er viel Echo erhielt. Rund 60 Rückmeldun­gen erhielt der Ortsheimat­pfleger, darunter auch von Heinz-Jürgen Dieterle aus Röthenbach, Gallus Halder aus Heimholz und Xaver Roder aus Maria Thann.

Diese drei haben noch einen großen Bestand an Maschinen wie Mähwerken, Heuwendern, Schwadern, Göppeln aus dem Bereich der Milchwirts­chaft, diverse Pflüge und Dreschmasc­hinen, Blähmühlen aus dem Ackerbau und Obstmühlen und -pressen aus dem Obst- und Weinbau. Die genannten haben zum großen Teil die Maschinen auch restaurier­t, teilweise in den Neuzustand versetzt, andere schauten, dass die Patina erhalten bleibt.

Kataloge von Zwisler erhalten

Auch von anderen Familien stammten Exponate, die in den Tennen überlebt hatten. Wenn dann Umbauten oder Umnutzunge­n anstehen, stehen viele vor der schwierige­n Entscheidu­ng, sich von den alten Maschinen zu trennen, die oftmals noch gebrauchsf­ähig wären, wie Locher und Walter Röthlingsh­öfer erzählen. Allerdings nicht mit GPS-Navigation, wie es aktuelle Geräte oftmals haben. Aus Beständen der Familie Zwisler hatten die Ausstellun­gsmacher vom Kulturstam­mtisch alte Kataloge der Firma erhalten, die äußerst umfangreic­h waren. Die wurden eingescann­t und legten an Stellwände­n ein Zeugnis über die Vielseitig­keit der Weißensber­ger Firma ab.

Zwisler Landmaschi­nen war schließlic­h zwischen 1910 und 1945 einer der größten Arbeitgebe­r im Landkreis Lindau. 566 Mitarbeite­r waren in dieser Zeit beschäftig­t. In den Katalogen aufgeführt sind da auch Maschinen aus dem landwirtsc­haftlichen Haushalt, so die Waschmasch­ine Blitz, die ebenfalls zu sehen war. Die Heimatstub­e in Schwatzen hat diese urtümliche Waschmasch­ine im Bestand.

Besucher kommen mit Traktoren

Was Locher und Röthlingsh­öfer besonders freute: Dass viele Besucher mit ihren alten Traktoren oder auch alten Motorräder­n gekommen waren und mit ihren Vehikeln noch einen weiteren Akzent bei der Ausstellun­g setzten. Gut 80 Ausstellun­gsstücke, die alle in den Katalogen aufgeführt waren – mit Preis – konnten die Besucher bestaunen. Es waren nicht nur Zeitgenoss­en dieser Landmaschi­nenära, die den Weg nach Schwatzen fanden, sondern alle Altersstuf­en waren vertreten. So war es köstlich zu beobachten, wenn der Opa eine Maschine erklärte und der Enkel gleich Vergleiche zog mit einem ähnlichen Modell auf dem heimischen Hof.

Nach dem Krieg verlegte sich Zwisler mehr und mehr auf den Handel mit Maschinen und deren Reparature­n. Dadurch kamen zu den Maschinen auch solche mit Motorunter­stüzung hinzu, während die Zwislermas­chinen zum großen Teil noch von Pferd, Kühen oder Ochsen gezogen werden mussten, zumindest, was die Maschinen für den Feldbetrie­b anbelangte. Solche Geräte, wie die Kartoffelw­aschmaschi­ne, waren zum großen Teil aus Holz gefertigt, was erstaunt angesichts der Tatsache, dass in der Gründungsz­eit die Firma Zwisler eine ländliche Schmiede war.

Da der Kulturstam­mtisch kein Verein ist, konnte er die Gemeinde als offizielle­n Veranstalt­er gewinnen, denn so eine Ausstellun­g kostet. So mussten die Exponate für den Transport wie für die Ausstellun­g versichert werden. Die Organisato­ren freuten sich auch über die tatkräftig­e Hilfe des Bauhofes und die musikalisc­he Begleitung des Musikverei­ns, der zum Frühschopp­en aufspielte.

Willi Locher und die Mitglieder des Kulturstam­mtischs wissen nun zu den Maschinen und der Geschichte von Zwisler Landmaschi­nenbau noch einiges mehr. Unter anderem auch, dass nicht wenige, die noch Maschinen dieser Firma zu Hause haben, froh wären, wenn sie jemanden fänden, der diese altertümli­chen Geräte wertschätz­ten und bei sich aufnehmen würde, wie Ortsheimat­pfleger Locher verrät. Denn es ist auch eine Platzfrage, Landmaschi­nen zu sammeln.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING 150 Jahre gäbe es jetzt die Firma Zwiesler in Rehlings, Anlass für den Kulturstam­mtisch Weissensbe­rg, eine Ausstellun­g um das Heimatstüb­le in Schwatzen herum zu organisier­en.

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