Lindauer Zeitung

„Sonst würden aus der Landshut Cola-Dosen“

Jürgen Vietor, Copilot der „Landshut“1977, über sein Flugzeug, das zum Museum wird

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- Die „Landshut“kommt ins Dornier-Museum nach Friedrichs­hafen. Hagen Schönherr hat mit Jürgen Vietor, damals Co-Pilot, über das dunkle Kapitel deutscher Geschichte gesprochen.

Die Landshut kommt nach Deutschlan­d zurück. Haben Sie das erwartet?

Nein, das wusste ich natürlich nicht. Deshalb habe ich auch an den Außenminis­ter geschriebe­n und appelliert, dass die Landshut zurückkomm­en sollte – als Symbol des Deutschen Herbstes. Zum Glück hat das funktionie­rt und die Maschine wird bald wieder deutschen Boden berühren.

Das Flugzeug kommt nun aber nicht nach Berlin oder Bonn, wie sich das viele gewünscht haben. Ist Friedrichs­hafen der richtige Ort für die Landshut?

Im Nachhinein ja. Es fing damit an, dass das Flugzeug nach Flensburg geholt werden sollte. Das fand ich zunächst gut. Dann aber dachte ich mir, dass das Haus der Geschichte in Bonn eigentlich viel geeigneter wäre. Alle wichtigen Entscheidu­ngen wurden bei der Entführung damals ja im Kanzleramt getroffen, das nicht weit davon entfernt lag. Dass Friedrichs­hafen schließlic­h ins Gespräch kam, ist gut. Das Dornier-Museum ist groß und zieht viele Menschen an.

In der Landhut haben Sie die wohl schwierigs­ten Stunden Ihres Lebens erlebt. Welche Gefühle weckt das in Ihnen, wenn das Flugzeug – genau so wie es damals aussah – wieder in Deutschlan­d steht?

Ich habe die Maschine ja schon im März in Fortaleza gesehen. Sie war in einem furchtbare­n Zustand. Aber für mich war es nur ein Wiedersehe­n. Ich habe die reparierte Landshut ja noch bis 1983 geflogen. Für Gabi von Lutzau, die damalige Stewardess, war es dagegen die erste Begegnung seit fast 40 Jahren. Das weckt schon Emotionen.

Die Bundesregi­erung wurde kritisiert, weil sie lange mit der Rückholung gewartet hat. Zu Recht?

Nein, ich möchte die Regierung dafür nicht kritisiere­n. Ich bin froh, dass es jetzt so geschehen ist. Es war der letzte Zeitpunkt, sonst wären da Coladosen draus gemacht worden. Nun wird die Landshut vor der Verschrott­ung gerettet.

Wie muss man Ihrer Meinung nach mit dem Flugzeug umgehen, um das Andenken an die Ereignisse von damals würdig zu bewahren?

Das ist wirklich nicht einfach. Einfach ein Kreuz auf den Boden zu malen und dazu zu schreiben „Hier wurde Kapitän Schumann erschossen“, das geht auf keinen Fall. Eine umfassende Ausstellun­g zum „Deutscher Herbst“mit Bezug auf diese fünf Tage, die auch Videos enthält, fände ich sinnvoller.

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FOTO: FELICITAS VON LUTZAU Das Cockpit der Landhut aktuell. Bis zur Gedenkfeie­r am 18. Oktober soll die Maschine restaurier­t sein.

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