„Habe große Zustimmung erfahren“
Rottenburgs Trainer Hans Peter Müller-Angstenberger über die neue Saison und Idi
FRIEDRICHSHAFEN - Ganz ohne Handy, ganz ohne Internet geht es in den Urlaub in den Schwarzwald. Um mal runterzukommen. Denn die beiden vergangenen Saisons in der Volleyball-Bundesliga haben ihre Spuren hinterlassen. Das Abstiegs-Endspiel gegen Solingen Ende März steckt noch in den Trikots, im Vorjahr gab's nur ganze zwei Siege. Doch Hans Peter Müller-Angstenberger, Trainer des TV Rottenburg, blickt nun voller Optimismus nach vorne. Christian Schyma sprach mit dem 45-Jährigen.
Sie gehen in ihr 16. Jahr als Trainer in Rottenburg – und haben doch länger nachgedacht als sonst, wie es für Sie weitergeht...
Das stimmt, aber nach diesem am Ende dramatischen Verlauf musste ich meine Arbeit reflektieren. Zwar haben wir deutlich besser gespielt als im Jahr zuvor und auch mehr Spiele gewonnen, doch das Ergebnis bildete nicht die Saison ab. Da kommt man nicht umhin, sich zu hinterfragen, auch nach 15 Jahren. Denn vieles ist hier mit mir verknüpft, viele Prozesse habe ich mitbestimmt. Und vielleicht verhindert man auch etwas, weil man noch da ist. Aber ich habe große Zustimmung in der TVRFamilie, große Loyalität erfahren.
Woran lag es denn, dass Ihre Mannschaft solche Probleme hatte in den vergangenen Spielzeiten?
Dass wir ums Überleben kämpfen mussten, hatte vor allem wirtschaftliche Gründe. Weil es Schwierigkeiten beim Sponsoring gab, konnten wir uns zu wenig auf das Sportliche konzentrieren. Für mich stehen Sieg und Niederlage nicht immer allein im Fokus, doch man muss immer den Glauben an sich haben.
Was denken Sie über die Alpen Volleys, die deutsch-österreichische Kooperation in der Bundesliga?
Ich sehe das sehr zwiespältig. Sicherlich ist es attraktiv für die Bundesliga, man muss heute auch europäischer denken. Andererseits geht ein Stück Identifikation verloren, jeder Verein sollte aus eigener Kraft etwas aufbauen. Theoretisch käme der Deutsche Meister am Ende aus ÖsMannschaft terreich – ich weiß nicht, ob wir uns einen Gefallen damit tun. Mir wäre es lieber, wenn Teams aus unserer zweiten Bundesliga aufsteigen würden. Zudem haben wir nun eine Konkurrenz im Kampf um die Play-offPlätze.
Die Verpflichtung von Idner Martins sorgte für Aufsehen. Der frühere VfB-Akteur ist schon 38 Jahre alt. Hat der TVR kein Problem damit?
Natürlich, aber wir wissen auch um seine Stärken in der Arbeit mit jungen Spielern. Früher war ein solcher Ausnahmespieler für uns außer Reichweite, doch wir haben jetzt ein besonderes Konstrukt gefunden. Idi wird bei uns auch als Jugendtrainer eingebunden. Zudem soll er als einer der Leistungsträger unsere junge führen. Er wird ein wichtiger Bestandteil sein – und noch einige überraschen. Davon bin ich überzeugt.
Wobei wir beim Personal wären...
Mit Felix Isaak und Moritz Karlitzek haben wir sicherlich ein Stück Erfahrung und Identität verloren. Doch mit Idner Martins, Dirk Mehlberg und Ferenc Nemeth haben wir auch reichlich Qualität. Und Tim Grozer traue ich den Durchbruch zu, es könnte sein Jahr werden. Unverkennbar, er hat die Grozer-Gene. Es ist sicherlich eine Bürde, doch er geht gut mit dem Druck um und ruht sich nicht auf dem Namen aus.
Welches Saisonziel hat sich der TVR gesteckt?
Wir wollen die Play offs erreichen, das wird schwer genug. Daneben ist wichtig, dass sich unsere junge Mannschaft unter dem Dreigestirn Martins, Mehlberg und Nemeth gut entwickelt. Im Pokal sind wir bei den Netzhoppers gefordert, da wollen wir unsere Chance nutzen. Das Bundesliga-Auftaktprogramm ist mit den Netzhoppers, dem VfB und Berlin anspruchsvoll.
Sie sind als Freund des Teambuildings bekannt. Wo geht es denn in diesem Jahr hin?
Wir wollen am Bodensee in die Berge gehen, hoffentlich spielt das Wetter mit. Außerdem ist eine Drachenboot-Challenge geplant – und ein Testspiel gegen den VfB Friedrichshafen. Begleitet werden wir von Spitzenkoch Simon Tress – da kann also nichts schiefgehen.