Beim Parken mag’s der Bayer lieber bar
In immer mehr Kommunen können Autofahrer Parkgebühren mit dem Handy bezahlen
AUGSBURG - Mist, das Münzfach im Geldbeutel ist leer. Nervös kramen die Hände in der Hosentasche, die Augen suchen hilflos nach einem Passanten, der einem „einen Zehner kleinmachen“kann. Wer kennt ihn nicht, den Moment der Verzweiflung, wenn die Freude über den ergatterten Parkplatz der Ernüchterung weicht, kein Kleingeld für den Parkautomaten dabeizuhaben?
Immer mehr bayerische Städte wollen ihren Bürgern diesen Moment ersparen und bieten Alternativen zur Barzahlung an. Die meisten von ihnen funktionieren über das Handy: per Anruf, SMS oder per App kann der virtuelle Parkschein gelöst, die Gebühr bargeldlos bezahlt und die Parkdauer zur Not aus der Ferne verlängert werden – für einen Aufpreis in Höhe von einigen Cent.
Skeptisch beim App-Zahlen
In Bayern scheinen die Parker dem technischen Fortschritt jedoch noch skeptisch gegenüberzustehen. Das zeigt eine Umfrage unter zahlreichen der Städte, die – einige bereits seit vielen Jahren – das sogenannte Handyparken anbieten: Nur die wenigsten der Autofahrer zücken am Parkautomaten tatsächlich das Handy, die meisten kramen offenbar immer noch ganz gerne im Geldbeutel nach dem Kleingeld.
Exakt 20 006 Parkscheine wurden beispielsweise in Augsburg in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit dem Handy bezahlt. Klingt viel, ist am Ende jedoch lediglich ein Anteil von rund 3,5 Prozent. Ähnlich sieht die Lage in Günzburg aus – eine der ersten Städte in Bayern, die vor zehn Jahren das neue System eingeführt haben. Rund 44-mal am Tag nutzten Parkende hier das Handyangebot – was einem Anteil von nicht einmal drei Prozent entspricht. Aus vielen der rund 45 bayerischen Kommunen, die über die beiden Marktführer EasyPark und TraviPay das Handyparken anbieten, sind ähnliche Zahlen zu hören. Woran das liegt? Michael Holdinghausen von der Stadt Augsburg glaubt, dass es eine Mischung aus Gewohnheit, Skepsis, Sparsamkeit und Unwissen ist.
Denn in einigen wenigen bayerischen Städten ist die neue Technik schon etwas beliebter. In Bayreuth werden rund 15 Prozent der Parktickets mit dem Handy bezahlt, in Nürnberg sind es rund zwölf. „Andere Städte haben das Thema deutlich stärker beworben oder sie übernehmen sogar die anfälligen Gebühren für die Autofahrer“, weiß Holdinghausen. In Augsburg sei das nicht der Fall.
Dennoch geht Holdinghausen davon aus, dass die Zahl der Handyparker auch hier künftig noch steigen wird. „Ich bin davon überzeugt, dass das die Technik der Zukunft ist“, sagt er. Für den Bürger bedeute sie mehr Komfort und die Stadt müsse auf Dauer weniger Geld für die Wartung und Leerung der eigenen Parkscheinautomaten ausgeben.
Allerdings hat die moderne Technik auch ihre Nachteile, wie Daniela Czekalla von der Verbraucherzentrale Bayern erklärt. Mobiles Zahlen über das Internet berge stets auch ein gewisses Sicherheitsrisiko in sich, beispielsweise dann, wenn auf dem Handy Kontodaten gespeichert werden. Zudem würden die Nutzer entsprechender Apps auch Details über ihr Bewegungs- und Konsumverhalten preisgeben. „Nicht unbedingt mehr als bei anderen Angeboten wie Payback-Karten oder Ähnlichem, trotzdem sollte sich der Verbraucher bewusst sein, dass er erhebliche Datenspuren hinterlässt“, sagt Czekalla.
München hinkt hinterher
Während die bayerischen Autofahrer also offenbar noch zurückhaltend sind, finden immer mehr Gemeinden und Städte Gefallen an den virtuellen Parkautomaten. Auch in der Region. Anfang Juni rüstete beispielsweise Bad Hindelang im Oberallgäu die eigenen Parkautomaten nach, seit Anfang Juli können Autofahrer in Ingolstadt ihr Parkticket mit dem Handy lösen.
Bayerns Landeshauptstadt ist derweil noch nicht so weit. Münchner können nur in einigen wenigen Parkhäusern mit dem Handy bezahlen, auf den öffentlichen Stellplätzen am Straßenrand muss noch klassisch ein Ticket gezogen werden. Mitte 2018 soll sich das ändern. Die Stadt will das Handyparken dann in die bestehende App des eigenen Verkehrsverbundes einbauen. Bis 2023 sollen dann zehn Prozent der Parkscheine mit dem Handy gelöst werden.