Lindauer Zeitung

Maduro steckt den Opposition­sführer López ins Gefängnis

Eskalation in Venezuela – Auch Caracas’ Bürgermeis­ter Antonio Ledezma festgenomm­en

- Von Klaus Ehringfeld

MEXIKO-STADT - Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat nur knapp 24 Stunden gebraucht, um seine Drohung gegen die Führer der Opposition wahrzumach­en. In der Nacht zu Dienstag nahm die politische Partei Sebin die beiden Politiker Leopoldo López und Antonio Ledezma fest. Beide standen unter Hausarrest. López, Vorsitzend­er der rechten Partei Voluntad Popular, war erst am 8. Juli nach mehr als drei Jahren Haft in den Hausarrest entlassen worden.

Die Festnahme der beiden Opposition­spolitiker ist nach Angaben des Obersten Justizgeri­chtshofs wegen Verstoßes gegen Auflagen und Fluchtgefa­hr erfolgt. López und Ledezma sei es nicht erlaubt gewesen, politische Verlautbar­ungen zu machen. Wie das Gericht mitteilte, habe der Geheimdien­st Sebin Hinweise auf Fluchtplän­e. López hatte im Februar 2014 die Straßenpro­teste gegen Maduro angeführt, in deren Verlauf 43 Menschen ums Leben kamen. Die Regierung machte ihn für die Toten verantwort­lich, nahm ihn fest und stellte ihn vor Gericht. Das drakonisch­e Urteil lautete auf 14 Jahre Haft. López hatte die Venezolane­r am Mittwoch dazu aufgerufen, in den friedliche­n Protesten nicht nachzulass­en, „bis Freiheit, Demokratie und Frieden“erreicht seien.

Antonio Ledezma, Bürgermeis­ter der Metropolre­gion Caracas, war schon einmal, im Februar 2015, festgenomm­en worden, und blieb vier Monate in Haft, bevor er in Hausarrest überstellt wurde. Auch ihm wurde die Anstachelu­ng zum Protest vorgeworfe­n. Maduro hatte der Opposition in der Nacht zu Montag, im Anschluss an die Wahl zur Verfassung­gebenden Versammlun­g, vehement gedroht. Wenn diese mit „ihrer Verrückthe­it“weitermach­ten, würden einige ihrer Führer „in einer Zelle enden“. Damit scheint der autoritäre Staatschef die harte Linie gegen seine Gegner wie angedroht in die Tat umsetzen zu wollen.

Die Verfassung­gebende Versammlun­g war am Sonntag gewählt worden und wird noch diese Woche zusammentr­eten und vermutlich das von der Opposition dominierte Parlament ersetzen. Die Wahl war internatio­nal weitgehend scharf kritisiert und als Versuch gewertet worden, die Demokratie in Venezuela in eine Diktatur zu verwandeln. Außer den engen Verbündete­n Kuba, Nicaragua, Bolivien, Ecuador und El Salvador erkennt kein Land die Wahl an.

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FOTO: DPA Der Opposition­sführer Leopoldo López wurde erneut inhaftiert.

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