Lindauer Zeitung

Mit 101 Jahren hat man viele junge Freunde

Gabriela Madlena feiert ihren 101. Geburtstag – OB Gerhard Ecker kommt zum Gratuliere­n

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LINDAU (isa) - Zwei Weltkriege, sechs Landräte und harte Zeiten. Gabriela Madlena hat in ihren hundert und eins Jahren schon so einiges erlebt. Trotz allem nimmt sie das Leben mit der richtigen Einstellun­g. Nicht umsonst sagt die Jubilarin: „Aber ich hab alles überstande­n und ich leb heute noch.“

„... und ich leb heute noch“, ist ein Satz, den Oberbürger­meister Gerhard Ecker bei seinem Gratulatio­nsbesuch nicht nur dieses eine Mal von Gabriela Madlena hören wird. Aber sie hat ja recht damit. Denn wer 101 Jahre alt ist, der hat nicht mehr viele Weggefährt­en im gleichen Alter. Vielmehr bedeutet dieses Alter, dass man sich von vielen Lieben schon verabschie­den musste. Nur gut, dass die 101-Jährige viele junge Freunde hat. Die geben sich nämlich an diesem Jubiläumst­ag quasi die Klinke in die Hand. Und Richard Wagner, den sie von seiner Geburt an kennt und mit dem sie damit eine sage und schreibe 80-jährige Freundscha­ft verbindet, steht ihr zusammen mit seiner Frau nicht nur an diesem ganz besonderen Tag zur Seite.

Aber erst mal von Anfang. Gabriela Madlena wurde 1916 in Röthenbach geboren. Ihr Vater war bei der Bahn angestellt. Als Gabriela vier Jahre alt war, wurde er nach Lindau versetzt und die Familie wohnte „In der Grub“. Gabriela kam als letztes von fünf Kindern auf die Welt. Allerdings starben alle ihre Geschwiste­r schon im Kleinkinda­lter.

Angesichts dieser traurigen Tatsache mutet es fast schon als Ausgleich des Schicksals an, dass Gabriela 101 Jahre alt ist. Geheiratet hat die Lindauerin nie. Deshalb hat sie auch weder Kinder noch Enkel, die diesen Tag mit ihr feiern könnten. Aber dafür hat Gabriela Richard Wagner. Wie Gabriela ist auch er „In der Grub“groß geworden und die beiden kennen sich von seiner Geburt an. So, wie Gabriela sich um ihn kümmerte, als er klein war, kümmert er sich nun um sie, seit sie ihn darum gebeten hat. Das war, als sie 93 Jahre alt war und später dann beschlosse­n hatte von ihrer Wohnung in der Wackerstra­ße in die Schmiedgas­se zu ziehen. Keine schlechte Entscheidu­ng. Denn hier, im Hospital, fühlt sie sich sehr wohl. Und sie sieht von ihrem großen Zimmer zwei ihrer Wirkungsst­ätten: Die Stiftskirc­he und das Landratsam­t. Im Landratsam­t hat die gelernte Bürokauffr­au von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu ihrer Pensionier­ung im Sekretaria­t sowie in der Personalab­teilung gearbeitet.

Sechs Landräte hat sie miterlebt. „Das war zuerst der Dr. Ebert, dann der Dr. Bernklau, Dr. Hasel, Dr. Kleiner, Dr. Fugmann und zum Schluss der Landrat Henninger“, ruft Richard Wagner ihr in Erinnerung. „Ja, es waren schöne Jahre. Man hat was leisten müssen und man hat manchen Sturm erlebt“, erinnert sich wiederum Gabriela Madlena.

Große Verbundenh­eit

Die „Verbundenh­eit“sei im Landratsam­t ebenso groß gewesen wie im Kirchencho­r des Münsters, das zur damaligen Zeit noch Stiftskirc­he hieß. Dort hat sie jahrelang mitgesunge­n. Auch unter der Leitung von Friedrich Jutz, der nicht nur Chorleiter, sondern auch Organist war. Bei ihm hat Gabriela Madlena übrigens auch Klavier spielen gelernt. Ebenso wie Martin Walser, der davon in seinem Buch „Das fliehende Pferd“erzählt. Mitgesunge­n hat die talentiert­e Jubilarin, die mit einem Gläschen Apfelsaft anstößt, weil sie „sonst gleich anfangen würde zu singen“, obendrein beim Bregenzer Festspielc­hor. „Die Zeit war unvergessl­ich“, schwärmt sie und erzählt dem Oberbürger­meister, dass die Sänger gern gefeiert hätten. „Mir gon net hoim, mir bliebe do“, hätten sie immer gesagt und wären nett zu den Deutschen gewesen. Und das, obwohl sie wegen des Krieges genügend Gründe gehabt hätten, dies nicht zu sein.

Eine andere Leidenscha­ft der Jubilarin war das Schwimmen. Direkt vom Landratsam­t aus sei sie ins Aeschacher Bad gegangen. Aber warum nicht ins Römerbad? „Weil man dort hat rausschwim­men können. Das war Freiheit“, antwortet sie und schiebt hinterher: „Und außerdem war´s da wärmer.“Den verdutzten Blicken der jüngeren Generation erklärt Richard Wagner, dass das Wasser im „Römus“deswegen kälter war, weil die Rheinström­ung damals noch nicht umgeleitet war.

Warmes Wasser war es auch, das sie der Gesundheit wegen eine Zeit lang anstelle eines Frühstücks getrunken hat. Ob es das war, was ihr ein 101-jähriges Leben beschieden hat? Man weiß es nicht. Für Gabriela Madlena jedenfalls lautet die Antwort: „Ich bin zäh. Und ich leb’ heute noch.“

 ?? FOTO: ISA ?? Oberbürger­meister Gerhard Ecker gratuliert Gabriela Madlena zum 101. Geburtstag. Mit dabei sind auch Richard und Helena Wagner.
FOTO: ISA Oberbürger­meister Gerhard Ecker gratuliert Gabriela Madlena zum 101. Geburtstag. Mit dabei sind auch Richard und Helena Wagner.

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