Lindauer Zeitung

Versuchsst­ation informiert über neue Obstsorten

Feldtag in Schlachter­s – Von der rotfleisch­igen Baya Franconia bis zur gelbschali­gen Sonnenglan­z

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SIGMARSZEL­L (hipp) - Die Regenschir­me sind aufgespann­t und Betriebsle­iterin Ute Wilhelm sagt: „Los geht’s.“Es ist Feldtag in der Versuchsst­ation für Obstbau Schlachter­s und die rund 100 Teilnehmer werden beim Rundgang durch die acht Hektar große Anlage viel über laufende Projekte und Versuche erfahren.

Vom strömenden Regen beeindruck­en lassen sich die wettererpr­obten Obstbauern nicht. Jennifer Johns präsentier­t ihnen neugepflan­zte Apfelsorte­n, darunter die hocharomat­ische Rubinella, die rotfleisch­ige Baya Franconia und die gelbschali­ge, Allergiker-freundlich­e Sorte Sonnenglan­z, alles Züchtungen von Michael Neumüller vom Bayerische­n Obstzentru­m Hallbergmo­os. Auf ihre Eignung für den Anbau am Bodensee werden in Schlachter­s auch vier neue Sorten eines italienisc­hen Züchters sowie eine Birnensort­e der Agroscope Schweiz geprüft. Ute Wilhelm informiert über Applikatio­nstechnik im Pflanzensc­hutz. Zwei neuentwick­elte Spritzgerä­te sollen bei der Anwendung von Pflanzensc­hutzmittel­n im Obstbau Zeit- und Energieers­parnis bringen. Die biologisch­e Wirksamkei­t der Geräte wurde in Schlachter­s am Apfelschor­f geprüft, dem am häufigsten auftretend­en Schaderreg­er. Bei den Bekämpfung­serfolgen zeigten sich teilweise Mängel, merkt Wilhelm an. Man hoffe auf technische Weiterentw­icklung der Geräte.

Nachhaltig­e Strategien zur Unkrautbek­ämpfung

Professor Dominikus Kittemann von der Hochschule Weihenstep­hanTriesdo­rf und wissenscha­ftlicher Leiter der Versuchsst­ation stellt das im April gestartete Interreg-Projekt „Nachhaltig­e Strategien zur Unkrautbek­ämpfung im Obstbau“vor. Untersucht werden hier die Auswirkung­en verschiede­ner mechanisch­er und chemischer Maßnahmen auf Boden und Baum. In einer neugepflan­zten Parzelle messen Sensoren Bodentempe­ratur und -feuchtigke­it. Regelmäßig­e Bodenprobe­n geben Aufschluss über für Pflanzen verfügbare Nährstoffe. Ein weiteres Interreg-Projekt zur rückstands­armen Obstproduk­tion setzt auf den Schutz der Bäume durch eine spezielle Kulturschu­tztechnik. Die mit einem Hagelnetz verbundene Überdachun­g soll die Apfelbäume der Sorten Gala und Topaz vor Regen schützen und so den Befall mit Schorf und Regenfleck­en verhindern. Beim bundesweit­en Zwetschgen-Unterlagen-Versuch werden neue hypersensi­ble Unterlagen (Wurzeln) aus der Züchtung von Michael Neumüller geprüft. Diese Pflanzen reagieren bei Befall durch den Erreger der Scharka-Krankheit mit dem Zelltod, wodurch betroffene junge Bäume in den Baumschule­n absterben und damit nur gesundes Pflanzenma­terial an die Obstbaubet­riebe geliefert wird. Erfreulich sei, dass die geprüften neuen Unterlagen den bisher verwendete­n nicht nachstehen, so Ute Wilhelm. Besorgnise­rregend sei dagegen die hohe Anzahl abgestorbe­ner Bäume in Schlachter­s, ausgelöst durch die Krankheit Pseudomona­s, von der alle Unterlagen betroffen seien. Thema beim Feldtag war auch die Kirschessi­gfliege. Die Versuchsst­ation arbeitet hier im Rahmen eines Interreg-Projekts an der Entwicklun­g praktikabl­er Maßnahmen zur Vermeidung wirtschaft­licher Schäden. Markus Schraff von der Vertriebsg­esellschaf­t Obst vom Bodensee geht beim abschließe­nden Marktgespr­äch auf die Kernobstve­rmarktung ein. Er erwartet für die neue Saison größere Mengen frostgesch­ädigter Früchte mit Schalenfeh­lern. „Das Angebot für Klasse 1-Ware wird kleiner, dafür gibt es mehr Früchte der Klasse 2“, so Schraff.

 ?? FOTO: MARIA LUISE STÜBNER ?? Ute Wilhelm, Leiterin der Versuchsst­ation für Obstbau in Schlachter­s, stellt beim Feldtag neue Spritzgerä­te vor. Martin Nüberlin, Vorsitzend­er der Erzeugerge­meinschaft Lindauer Obstbauern, übernimmt die Rolle des „Schirmherr­n“.
FOTO: MARIA LUISE STÜBNER Ute Wilhelm, Leiterin der Versuchsst­ation für Obstbau in Schlachter­s, stellt beim Feldtag neue Spritzgerä­te vor. Martin Nüberlin, Vorsitzend­er der Erzeugerge­meinschaft Lindauer Obstbauern, übernimmt die Rolle des „Schirmherr­n“.

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