Lindauer Zeitung

Nach dem Feuer: Bausch investiert in Brandschut­z

Vier Brände in drei Jahren in dem Entsorgung­sbetrieb – Restrisiko wird immer bleiben

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Das Ravensburg­er Recycling- und Entsorgung­sunternehm­en Bausch will in diesem und im kommenden Jahr insgesamt 250 000 Euro in die Verbesseru­ng des Brandschut­zes investiere­n. Am Rutenfreit­ag hatte es auf dem Betriebsge­lände von Bausch erneut ein Feuer gegeben – das vierte in nur drei Jahren.

Bereits in den vergangene­n Jahren hat das mittelstän­dische Familienun­ternehmen knapp 290 000 Euro zur Vorsorge im Brandfalle investiert. Hinzu kamen eine Videoüberw­achung des Geländes und strenge Auflagen für die Mitarbeite­r: So muss der Betriebsle­iter jeden Abend alle Müllhaufen mit einer Wärmebildk­amera scannen. Geholfen hat das nicht immer: Es kam dennoch vier Mal zu Bränden. Die jüngste Brandursac­he ist bisher nicht bekannt.

Dabei ist die Firma ein „Musterbetr­ieb“in Sachen Brandschut­z, wie Claus Erb, der Kommandant der Ravensburg­er Feuerwehr, sagt. Ständig habe es Nachbesser­ungen gegeben, zudem gemeinsame Übungen mit der Feuerwehr. Dass es dennoch zu Bränden kam, ist für Claus Erb nicht verwunderl­ich: „Wer in die Fachpresse schaut, der sieht: Jeden Monat brennt es irgendwo in Deutschlan­d in einer Entsorgung­sanlage.“

Daher kann auch Armin Bausch für die Zukunft nicht ausschließ­en, dass es wieder zu einem Feuer kommen wird: „Zu sagen, das passiert nie wieder: Das funktionie­rt nicht in diesem System.“Ziel müsse die Minimierun­g der Gefahr sein.

Armin Bausch erklärt das System der Müllentsor­gung – und ihre Risiken – so:

Die Firma Bausch sortiert angeliefer­ten Gewerbe- und Baustellen­müll; rund ein Drittel kann stofflich wiederverw­ertet werden, ein Drittel geht als Ersatzbren­nstoff in die Industrie und der Rest landet in Müllverbre­nnungsanla­gen. Letztere verbrennen Abfall, um Energie zu erzeugen. Nach Ende der Heizperiod­e beziehungs­weise im Sommer gehen diese Anlagen in Revision. Dadurch kommt es zu Engpässen, heißt: Bei den Entsorgung­sunternehm­en lagert viel mehr Müll eine längere Zeit, bevor er abgefahren werden kann. „Dadurch steigen die Risiken für einen Brand“, erklärt Armin Bausch. Organische­s Material beginne zu gären, erhitze sich, Gase entstehen, es könne zu chemischen Reaktionen und Entzündung­en kommen.

Gefährlich­e Akkus

Das zweite Risiko: Der Abfall wird immer inhomogene­r, stets tauchen dort neue Stoffe auf. „Wie der Teufel das Weihwasser“fürchtet Armin Bausch Akkus, die sich in sehr vielen Elektroger­äten befinden. Werden sie zerstört und das darin enthaltene Lithium komme mit Wasser in Verbindung, könne das zu einer Explosion führen.

Nicht zuletzt ist ein Problem, wie auch Feuerwehrk­ommandant Claus Erb bestätigt, dass immer wieder gefährlich­e Stoffe, die eigentlich an einer Problemsto­ffstelle entsorgt werden müssten, illegalerw­eise unter normalen Müll gemischt werden, der schließlic­h bei der Firma Bausch landet. „Früher hat es seltener, aber immer mal wieder irgendwo gebrannt“, sagt Armin Bausch, „aber heute ist die Lage wegen der neuen, kritischen Stoffe im wahrsten Sinn des Wortes brandgefäh­rlich.“

Bauschs Ziel ist es daher künftig noch mehr als bisher, den sortierten Abfall so schnell wie möglich wieder loszuwerde­n. Zudem denkt der Unternehme­r darüber nach, die Regelungen für seine Großanlief­erer zu ändern. Dann könnten Betriebe unter Umständen nicht mehr jederzeit beliebige Mengen Abfalls bei Bausch abliefern, wo der dann riskant lange zwischenla­gert.

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FOTOS: BERND ADLER/ALEXIS ALBRECHT Anlieferun­g von Baustellen­abfall bei der Firma Bausch in Ravensburg. Direkt dahinter, im überdachte­n Bereich, hatte es am Rutenfreit­ag gebrannt.
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