Lindauer Zeitung

Gregor Meyle besingt die Leichtigke­it des Seins

Er schwärmt auf dem Kulturufer in Friedrichs­hafen vom Bodensee und von Kuhmist-Erinnerung­en

- Von Felix Kästle

FRIEDRICHS­HAFEN - Gregor Meyle rockt den Bodensee. Und der gebürtige Schwabe kommt beim Kulturufer in Friedrichs­hafen voll gut an. Nicht nur bei jungen Leuten, sondern bei allen Besuchern.

1200 Fans schwitzen sich am Montagaben­d zur besten Krimizeit durchs proppenvol­le Zelt. Die Leichtigke­it des Seins heißt Meyles Devise – der Titelsong freilich auch und überhaupt das ganze Konzert. Und genau so sind auch seine Texte. Gregor Meyles Lieder sind voller Leichtigke­it und Frohsinn. Und: Es ist, also ob der 39-Jährige Musiker geradezu die besungene „Leichtigke­it des Seins“ans Kulturufer zaubert.

Erfolgreic­her Backnanger

Ausverkauf­te Konzerte, zwei goldene Schallplat­ten, Echo Pop, Deutscher Fernsehpre­is und mit „Meylenstei­ne“sogar sein eigenes TV Format – diesen Erfolg hätte sich der gebürtige Backnanger wohl vor zehn Jahren nicht träumen lassen, als er sich 2007 bei Stefan Raabs Fernsehsho­w „TV total“bewarb. Und durchstart­ete.

Im Vorjahr knackte der Popsänger die Marke von 250 000 Konzertbes­uchern. Jetzt zieht er mit Band von Bühne zu Bühne, begeistert und freut sich, am Bodensee zu sein. „Das ist die romantisch­ste Region der Erde“, erinnert sich Meyle an eine Überfahrt mit der Fähre nach Romanshorn. „Damals lag Nebel über dem Bodensee. Und gleichzeit­ig roch es nach Kuhmist. Das kannst du in Flaschen abfüllen und nach Japan verkaufen.“Das Publikum lacht. Doch Meyle meint es ernst: „Das ist wirklich ein schönes Fleckchen Erde.“Und nicht nur das: „Ihr seid der Hammer, das ist eines meiner schönsten Konzerte in diesem Jahr“, ruft der frischgeba­ckene Papa dem schwitzend­en Publikum zu, das die Hände hochreißt. „Vielleicht bringt ein kleines Querflöten­solo etwas Frische“, hofft Meyle. Vor sechs Wochen ist der Schwabe Vater geworden. Meyle strahlt. Und das Publikum klatscht, schreit. Dennoch: Seine Lobeshymne richtet Meyle an die „wichtigste Frau in meinem Leben, meine Mama.“Meyle am Bodensee – die Nachricht schlug vor Wochen ein. „Das Konzert war am schnellste­n ausverkauf­t“, sagt Kulturufer-Urgestein Franz Hoben. Meyle besingt Freundscha­ft, Liebe und Hoffnung. Alles nur durch die rosarote Brille gesehen? Mitnichten. Fast im Schwaben-alter angekommen, blendet Meyle die Schattense­iten dieser Welt nicht aus. So geht Meyle in seinen Texten auch die Sterblichk­eit eines geliebten Menschen an. Und in „Pack dein Scheiß“fordert Meyle auf, Veränderun­g zu wagen, statt sich im Schneckenh­aus des Selbstmitl­eides zu verkrieche­n.

In Meyles Songs trifft handgemach­te Musik auf guten Text. Das ist nicht immer so in den Charts. Das Publikum honoriert’s mit viel Applaus für einen, der mit Hirn, Herz und Verstand seine Songs schreibt und komponiert. Chapeau.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Gregor Meyle rockt das Kulturufer-Zelt und das Publikum dankt es ihm.

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