Lindauer Zeitung

Raubüberfa­ll aus Angst

-

ÜBERLINGEN (naa) - Anfang Dezember des vergangene­n Jahres überfiel ein 22-Jähriger maskiert und mit einem großen Küchenmess­er bewaffnet den Mitarbeite­r einer Spielothek in Überlingen. Es gelang ihm, knapp 2000 Euro zu erbeuten und zu fliehen. Das Landgerich­t Konstanz hat den Täter jetzt zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Es war kurz nach sechs Uhr morgens, als der 45-jährige Mitarbeite­r einer Spielothek im Überlinger Industrieg­ebiet sich plötzlich einer „schwarzen Wand mit Löchern drin“gegenübers­ah. Das war das maskierte Gesicht des Räubers. Der forderte Geld. In der rechten Hand hielt er ein großes Messer, mit dem er seiner Forderung „Geld her, schnell!“Nachdruck verleihen wollte, erklärte der 22-Jährige vor Gericht. Verletzen hätte er den 45-Jährigen, den er von vielen Besuchen in der Spielothek kennt, nicht. Dem war der Schreck in die Glieder gefahren, er legte bereitwill­ig 1901 Euro in die Tasche, die der Maskierte auf den Tresen gelegt hatte.

Inzwischen hat der 45-Jährige den Schock gut weggesteck­t. Er sei für solche Fälle geschult worden, sagte er. Und der Räuber habe auch ziemlich nervös und unsicher gewirkt. Der 22-Jährige entschuldi­gte sich vor Gericht knapp und unbeholfen bei dem Angestellt­en. Der nahm die Entschuldi­gung trotzdem an. Als Motiv für die Tat nannte der 22-jährige Vater eines Kleinkinds Schulden bei einem Mitglied der „Red Devils”. Er sei für kurze Zeit Mitglied der Rockergrup­pe gewesen. „Da war ich ziemlich dumm“, stellte er jetzt fest. Er sei ohne Motorradfü­hrerschein im niedrigste­n Rang als „Hangaround” aufgenomme­n worden und habe sich durch die Mitgliedsc­haft persönlich aufgewerte­t gefühlt. Später habe er erkannt, dass das alles doch nicht sein Ding war, und sei wieder ausgestieg­en. Da er die rund 2000 Euro, die er schuldig geblieben war, nicht zurückzahl­en konnte, habe man ihm einen Schlägertr­upp auf den Hals gehetzt. Als ihm eines Tages per Whats-App gedroht worden sei: „Ich krieg dich und deine verdammte Brut!“, sei ihm der Raubüberfa­ll als letzte Lösung erschienen.

Klang dies zunächst etwas sehr dramatisch, so bekamen alle Anwesenden einen Eindruck von seiner Lage, als plötzlich mitten in der Verhandlun­g drei dunkel gekleidete Männer mit Türsteherf­igur den Gerichtssa­al betraten. Ihre Zugehörigk­eit zu einer Rockergrup­pe war auch ohne Kutten leicht zu erkennen.

Trotz etlicher Vorstrafen wegen Schwarzfah­rens und wegen Eigentumsu­nd Betrugsdel­ikten rang sich das Gericht jetzt zu einer Strafe durch, die gerade noch zur Bewährung ausgesetzt werden konnte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany