Russland fehlt, Russen starten
Leichtathletik-Weltverband bestätigt Sperre, 19 Athleten unter neutraler Flagge dabei
LONDON (dpa/SID) - Keine Hymne, keine Flagge, kein Problem – zumindest aus Sicht des LeichtathletikWeltverbands IAAF: Kurz vor den am Freitag beginnenden Weltmeisterschaften in London ist die Sperre gegen Russlands Leichtathletik-Verband bestätigt worden. Die Titelkämpfe werden wohl dennoch zum großen Comeback der Dopingnation werden – auch wenn dies (noch) undercover über die Bühne geht.
„Wir haben Fortschritte erkannt, es geht in die richtige Richtung, aber es muss noch viel getan werden“, sagt Sebastian Coe, Präsident des Weltverbandes IAAF, über die Causa Russland: „In London sind 19 Russen am Start, die unter neutraler Flagge teilnehmen, weil sie die Anforderungen im Antidopingprogramm erfüllt haben. Wir sind zuversichtlich, dass die Systeme stimmen und auch die neue Führung in Russland korrekt arbeitet.“
Rune Andersen, Leiter der TaskForce der IAAF, hatte in einem Report über den Stand der Entwicklung eines seriösen Anti-Doping-Systems in Russland berichtet und die Aufrechterhaltung der Sperre empfohlen. Sein Hauptargument: Die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA soll nach Übereinkunft mit der WeltAnti-Doping-Agentur WADA erst im November voll funktionsfähig sein.
„Die Agentur hat früher zwischen 18 000 und 19 000 Doping-Tests pro Jahr gemacht, momentan sind es nur ein paar Tausend“, berichtete Andersen. Sein Report wird auf dem IAAFKongress vorgelegt – mit dem Vorschlag, die Suspendierung des russischen Verbandes bestehen zu lassen.
Abgesehen von dem noch nicht vollständig aufgebauten Kontrollsystem fehlt laut Andersen auch das Eingeständnis Russlands, dass es das von dem WADA-Sonderermittler Richard McLaren nachgewiesene systematische Doping- und Betrugssystem in der Sportgroßmacht gab. „Wir haben von den Russen die Bestätigung immer noch nicht bekommen“, sagte Andersen. Und weiter: „Der russische Verband hat noch nicht zur Zufriedenheit demonstriert, dass es einen Wandel in der Anti-DopingKultur gegeben hat.“
Während die IAAF weiter konsequent darauf pocht, dass erst in Russland das große Aufräumen beendet und ein funktionierendes Anti-Doping-System aufgestellt ist, hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) immer noch keine Entscheidung gefällt, wie es mit Russland nach dem Doping-Skandal bei den Winterspielen 2014 in Sotschi umgehen will. Wird es die Zulassung einzelner Russen zu den nächsten Spielen 2018 in Pyeongchang wie bei den Rio-Spielen 2016 geben, oder verhängt das IOC doch einen KollektivBann?