Lindauer Zeitung

Der Weg in die Selbststän­digkeit ist eine harte Nuss

Junguntern­ehmer können sich während der Allgäuer Gründerwoc­he präsentier­en – Sieger erhält 7000 Euro

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KEMPTEN (wor) - Der Weg in die Selbststän­digkeit ist eine große Hürde, ähnlich einer Nuss, die man knacken muss. So ging es auch Timo und Amelie Sperber, die mit ihrer Kemptener Firma „heyqnut“Maschinen herstellen, die aus Nüssen eine Creme mahlen. Die Masse ist pur zu genießen oder wird in der Gastronomi­e für Eiscreme, Salatpesto­s oder für Wok-Gerichte verwendet. Ihre Idee will das Pärchen auf der vierten Allgäuer Gründerbüh­ne in Kempten vorstellen (siehe Infokasten). Dem Sieger winken 7000 Euro Preisgeld. Die Plattform ist die Auftaktver­anstaltung für die Gründerwoc­he Allgäu, mit Start am 13. November.

Der Geistesbli­tz für die NussCreme-Maschine ist dem Pärchen nach einem Kalifornie­n-Urlaub gekommen. „Dort gibt es Nusscreme an jeder Straßeneck­e“, sagt Amelie Sperber. Zurück in Deutschlan­d haben die beiden nichts Vergleichb­ares gefunden. Daher bastelten Timo Sperber und sein Papa im Mai 2015 in der eigenen Werkstatt in Kempten den ersten Prototypen.

Der Schritt zur eigenen Firma und die Patentanme­ldung ging dann ganz schnell. Dennoch: „Es ist unfassbar schwer, ein Start-up aufzuziehe­n“, sagt Amelie Sperber. „Man hat keine Vorstellun­gen von den ganzen bürokratis­chen Hürden. Aber wahrschein­lich würde man es sonst auch nicht machen.“

Schnell kamen die Anwälte

Für den Namen des Start-ups schwebte den beiden ursprüngli­ch der Name Knut vor. Das klang sympathisc­h und auch das englische Wort „Nut“für Nuss kam vor, erklärt Sperber. Doch das rief schnell die Anwälte des bekannten Eisbären Knut aus Berlin auf den Plan. Denn der Name war geschützt. Aus Knut wurde damit Qnut – doch die veränderte Schreibwei­se änderte noch nichts an der phonetisch­en Namensglei­chheit. Ein Zusatz musste her: Damit war der Firmenname „heyqnut“(gesprochen: HeyKnut) geboren.

Die Grüne Woche in Berlin Anfang des Jahres war der erste Schritt für die Gründer in die Öffentlich­keit. Die Resonanz war positiv. „Das schmeckt wie Nutella, aber ich bekomme kein Bauchweh“, sagten die Kinder, die das Produkt probierten, erinnert sich Amelie Sperber.

„Wir wollen eine andere Verbindung zum Essen schaffen.“Amelie Sperber

Regionalit­ät ist ihnen wichtig

Die Regionalit­ät ist den Gründern besonders wichtig. Die Holz- und Metallteil­e werden im Allgäu hergestell­t und in den Lehrwerkst­ätten der Firma Bosch in Blaichach zusammenge­setzt. Die Nüsse werden frisch vermahlen. Dadurch bekomme die Creme ein ganz besonderes Aroma. „Wir wollen eine andere Verbindung zum Essen schaffen“, sagt die 34-Jährige. Natürlich, frisch und regional soll es sein.

Entscheide­nd sei das Mahlwerk aus Keramik. Das mache die Maschine so hochwertig. Kostenpunk­t: 4800 Euro. Zielgruppe sind damit in erster Linie Supermärkt­e und Bioläden. Zum Kundenkrei­s gehören aber auch Cafés, Eismanufak­turen, Saftund Smoothiehe­rsteller, Sportverei­ne und Hotels. „Wir haben gerade unsere erste Serien-Maschine an ein Bio-Café in Füssen ausgeliefe­rt“, sagt Sperber. Fünf Kilo Nüsse kann die Maschine auf einmal zu Mus verarbeite­n. „Das ist auch interessan­t für die Unverpackt-Branche“, sagt Amelie Sperber. Denn es falle kein Müll an. Davon leben können die beiden Gründer allerdings nicht. Noch nicht. „Wir wollten bewusst, langsam und gesund wachsen“, sagt Amelie. Doch den Absprung in die Selbststän­digkeit haben die beiden fest im Visier.

Von der Gründerbüh­ne im Herbst verspreche­n sie sich vor allem Kontakte. „Das ist eine schöne Plattform, um sich zu präsentier­en und wichtige Netzwerke zu knüpfen“, sagt die 34-Jährige.

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