Sozialethiker
Die Wortmeldungen von Wolfgang Huber finden noch Gehör, auch wenn der ehemalige Berliner Bischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) seit 2009 nicht mehr im Amt ist. Aber weiterhin hat seine Meinung zu ethischen und politischen Fragen Gewicht. Am 12. August wird der renommierte protestantische Theologe 75 Jahre alt.
Huber habe „dafür gesorgt, dass die Kirchen sich nicht in den Raum privater Frömmigkeit abdrängen lassen“, würdigte ihn Frank-Walter Steinmeier in einem Vorwort für eine HuberBiografie. Dabei war der Weg zum Bischof Huber nicht in die Wiege gelegt. Er wurde 1942 in Straßburg geboren als Sohn des Staatsrechtlers Ernst Rudolf Huber, der durch sein Wirken in der NS-Zeit diskreditiert war. Seine Wahl des Theologiestudiums in den 1960er Jahren kam für seine Familie überraschend.
Schnell machte er sich einen Namen als Sozialethiker. In der evangelischen Kirche war er gut vernetzt, als Kirchentagspräsident in den von Nachrüstungsdebatten und Friedensethik geprägten Jahren 1983 bis 1985 wurde er der Öffentlichkeit bekannt. Schon lange vor seiner Wahl zum EKD-Ratsvorsitzenden galt Huber als führende Stimme des deutschen Protestantismus. Er beteiligte sich an vielen Debatten, setzte aber auch in seiner Landeskirche gegen den Widerstand Reformen durch. So stritt er für einen „Mentalitätswandel“und eine „missionarische Öffnung“der oft selbstgenügsamen Kirchengemeinden.
Als Ratsvorsitzender hatte Huber von 2003 bis 2009 gezeigt, wie man in einem Ehrenamt Akzente setzen kann. Dass viele innerkirchlichen Impulse anschließend verpufften, weil sie von seinen Nachfolgern nicht mit gleichem Elan weiterverfolgt wurden, kann man ihm dabei kaum anrechnen. Im Ruhestand ist Huber weiterhin aktiv – als Buchautor, zeitweiliges Mitglied im Deutschen Ethikrat oder Gastprofessor etwa an der südafrikanischen Universität Stellenbosch. (epd/KNA)