„Nach zehn Minuten ist ein Hund platt“
Ferienprogramm: Kinder besuchen die Rettungshundestaffel Lindau im Tannholz
LINDAU-REUTIN - Fast 30 Kinder haben im Rahmen des Ferienprogramms die Gelegenheit ergriffen, die Arbeit der Rettungshundestaffel Lindau kennenzulernen und zu beobachten, wie ein Rettungshund so arbeitet. In zwei Schichten ließen sich Kinder, Hund und Hundeführer nicht vom Wetter den Spaß an der Sache verderben.
Unter den Teilnehmern waren einige „Wiederholungstäter“, die mindestens einmal schon die Rettungshunde und ihrer Führer besucht haben. Für manche sind die ausgebildeten Hunde doch viel vertrauenswürdiger, selbst wenn sie so bärengleiche Erscheinungen sind wie die beiden Neufundländer Balu und Chani von Jakob Schleißheimer. Insgesamt neun Hunde warten geduldig in ihren Boxen im Trockenen, während die Besucher in die Materie der Rettungshundearbeit eingeführt werden. In drei Gruppen ziehen schließlich die Hundeführer mit den ihnen zugeteilten Kindern im Tannholz an unterschiedliche Orte.
Jakob Schleißheimer und Silvia Hölzler ziehen mit ihren fünf Kindern zur Hütte des Lauftreffs, die Hunde bleiben erst einmal noch in ihren Boxen, was sie ohne zu murren oder zu heulen ertragen. Sie wissen, ihre Stunde kommt noch, außerdem werden Maxima, die Geschwister Lisha und Linus sowie die beiden Freundinnen Frieda und Selina nicht abgelenkt und können Jakobs und Silvias Ausführungen über das Rettungshundewesen aufmerksam folgen. Die beiden sind so auskunftsfreudig, dass kaum Fragen offen bleiben.
Sie erfahren, dass die Suche nach möglichen Opfern für die Hunde ein Spiel ist, das stets belohnt gehört, wenn sie das Spiel richtig mitgespielt haben. Das heißt, wenn ein Hund sein Ziel gefunden hat, soll er nicht an ihm hochspringen, sondern brav davor sitzen und bellen, also melden, dass er etwas gefunden hat. Damit ein Hund nicht verloren geht, hat er ein Rettungsgeschirr umgelegt bekommen, an dem neben LED-Blinklichtern für nächtliche Einsätze ein lautes Glöckchen angebracht ist, so dass der Hund stets zu hören ist, auch aus dem tiefsten Dickicht heraus. So toll das Spiel für den Hund ist, ist es auch eine große Strapaze. „Nach zehn Minuten ist ein Hund platt“, erzählt Schleißheimer und fügt in diesem Zusammenhang hinzu, dass es die Aufgabe eines Hundeführers sei, seinen Hund „lesen zu können“. Er müsse rechtzeitig spüren, wenn sein Hund an Grenzen komme, wenn bei der Suche etwas nicht stimme, obwohl der Hund beispielsweise nicht bellte. Er untermalt dies mit Erzählungen von Einsätzen.
Derweil verstecken sich alle der Reihe nach und werden von dem zehnjährigen Balu, der siebenjährigen Chani und dem zwei Jahre alten Bo zuverlässig „gefunden“. Die drei Hunde zeigen deutlich, wie verschieden die Art und Weise sein kann, wie ein Hund an die Sache rangeht und er oder sie trotzdem zum Ziel kommt. Während Balu als alter Routinier eher gemächlich, aber ohne große Schlenker sucht, zieht Bo in seiner Begeisterung des Gefühls von Freiheit blitzschnell weite Bahnen durch das Gehölz, ohne dabei zu vergessen, weswegen er gerade hier unterwegs ist. Dass er noch in Ausbildung ist, verzeihen die Kinder gerne, an denen er noch begeistert hochspringt anstatt sich brav hinzusetzen und zu warten, bis er seine Belohnung bekommt. „Ein Hund tut nichts ohne Belohnung“, sagen Schleißheimer und Hölzler, „da unterscheiden sie sich gar nicht von uns“.
Nach knapp zwei Stunden treffen sich alle wieder bei den Autos und tauschen ihr neu erlerntes Wissen aus. Einige wollen wissen, wann denn trainiert wird, denn sie haben sich als Übungspartner bestens bewährt, „und die brauchen wir auch dringend für unsere Arbeit“, bestätigt Silvia Hölzler.