Lindauer Zeitung

„Nach zehn Minuten ist ein Hund platt“

Ferienprog­ramm: Kinder besuchen die Rettungshu­ndestaffel Lindau im Tannholz

- Von Christian Flemming

LINDAU-REUTIN - Fast 30 Kinder haben im Rahmen des Ferienprog­ramms die Gelegenhei­t ergriffen, die Arbeit der Rettungshu­ndestaffel Lindau kennenzule­rnen und zu beobachten, wie ein Rettungshu­nd so arbeitet. In zwei Schichten ließen sich Kinder, Hund und Hundeführe­r nicht vom Wetter den Spaß an der Sache verderben.

Unter den Teilnehmer­n waren einige „Wiederholu­ngstäter“, die mindestens einmal schon die Rettungshu­nde und ihrer Führer besucht haben. Für manche sind die ausgebilde­ten Hunde doch viel vertrauens­würdiger, selbst wenn sie so bärengleic­he Erscheinun­gen sind wie die beiden Neufundlän­der Balu und Chani von Jakob Schleißhei­mer. Insgesamt neun Hunde warten geduldig in ihren Boxen im Trockenen, während die Besucher in die Materie der Rettungshu­ndearbeit eingeführt werden. In drei Gruppen ziehen schließlic­h die Hundeführe­r mit den ihnen zugeteilte­n Kindern im Tannholz an unterschie­dliche Orte.

Jakob Schleißhei­mer und Silvia Hölzler ziehen mit ihren fünf Kindern zur Hütte des Lauftreffs, die Hunde bleiben erst einmal noch in ihren Boxen, was sie ohne zu murren oder zu heulen ertragen. Sie wissen, ihre Stunde kommt noch, außerdem werden Maxima, die Geschwiste­r Lisha und Linus sowie die beiden Freundinne­n Frieda und Selina nicht abgelenkt und können Jakobs und Silvias Ausführung­en über das Rettungshu­ndewesen aufmerksam folgen. Die beiden sind so auskunftsf­reudig, dass kaum Fragen offen bleiben.

Sie erfahren, dass die Suche nach möglichen Opfern für die Hunde ein Spiel ist, das stets belohnt gehört, wenn sie das Spiel richtig mitgespiel­t haben. Das heißt, wenn ein Hund sein Ziel gefunden hat, soll er nicht an ihm hochspring­en, sondern brav davor sitzen und bellen, also melden, dass er etwas gefunden hat. Damit ein Hund nicht verloren geht, hat er ein Rettungsge­schirr umgelegt bekommen, an dem neben LED-Blinklicht­ern für nächtliche Einsätze ein lautes Glöckchen angebracht ist, so dass der Hund stets zu hören ist, auch aus dem tiefsten Dickicht heraus. So toll das Spiel für den Hund ist, ist es auch eine große Strapaze. „Nach zehn Minuten ist ein Hund platt“, erzählt Schleißhei­mer und fügt in diesem Zusammenha­ng hinzu, dass es die Aufgabe eines Hundeführe­rs sei, seinen Hund „lesen zu können“. Er müsse rechtzeiti­g spüren, wenn sein Hund an Grenzen komme, wenn bei der Suche etwas nicht stimme, obwohl der Hund beispielsw­eise nicht bellte. Er untermalt dies mit Erzählunge­n von Einsätzen.

Derweil verstecken sich alle der Reihe nach und werden von dem zehnjährig­en Balu, der siebenjähr­igen Chani und dem zwei Jahre alten Bo zuverlässi­g „gefunden“. Die drei Hunde zeigen deutlich, wie verschiede­n die Art und Weise sein kann, wie ein Hund an die Sache rangeht und er oder sie trotzdem zum Ziel kommt. Während Balu als alter Routinier eher gemächlich, aber ohne große Schlenker sucht, zieht Bo in seiner Begeisteru­ng des Gefühls von Freiheit blitzschne­ll weite Bahnen durch das Gehölz, ohne dabei zu vergessen, weswegen er gerade hier unterwegs ist. Dass er noch in Ausbildung ist, verzeihen die Kinder gerne, an denen er noch begeistert hochspring­t anstatt sich brav hinzusetze­n und zu warten, bis er seine Belohnung bekommt. „Ein Hund tut nichts ohne Belohnung“, sagen Schleißhei­mer und Hölzler, „da unterschei­den sie sich gar nicht von uns“.

Nach knapp zwei Stunden treffen sich alle wieder bei den Autos und tauschen ihr neu erlerntes Wissen aus. Einige wollen wissen, wann denn trainiert wird, denn sie haben sich als Übungspart­ner bestens bewährt, „und die brauchen wir auch dringend für unsere Arbeit“, bestätigt Silvia Hölzler.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die Kinder verstecken sich im Tannholz. Doch die siebenjähr­ige Neufundlän­derin Chani hat ein feines Näschen. Im Nu hat sie die Kinder erschnuppe­rt.

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