Streit um Liegeplatz in Kressbronn eskaliert
KRESSBRONN/GOHREN (bb) - Seit 38 Jahren ist Edda Zimmermann mit ihrem Motorboot Mitglied im „MYCO“in Kressbronn-Gohren – und war mit ihrem Liegeplatz an Steg Nummer 1 immer sehr zufrieden. Nach acht Jahren musste die 78-Jährige ihren Platz jetzt gegen einen anderen tauschen – „eine Unverschämtheit“, findet Edda Zimmermann. Denn durch eine Behinderung könne sie nun ihr Boot an dem neuen Platz nicht mehr nutzen. Paul Minz, Präsident von MYCO, widerspricht – man habe Edda Zimmermann sogar mehrere Alternativen angeboten.
Die Tettnanger Bootsbesitzerin ist verärgert und hat sich an die Zeitung gewandt: Auch nach einem monatelangen Mailwechsel mit dem Vorstand des Motor-Yacht-Clubs sind die Fronten verhärtet. „Ich habe zwei künstliche Hüftgelenke und bin dadurch im Gehen stark eingeschränkt“, sagt die 78-Jährige. Während sie an ihrem alten Liegeplatz noch problemlos ihr Schiff erreichen konnte, sei dies – nur wenige Meter weiter auf der anderen Stegseite – nicht mehr möglich. Da der kleine Seitensteg am neuen Liegeplatz etwas kürzer ausfalle, würde der Einstieg ins Boot erschwert – unter anderem auch, weil die Heckleiter des Bootes genau am Einstieg platziert ist, wenn sie eingeklappt ist. „Der kleine Steg zu meinem Boot ist außerdem furchtbar wackelig, sodass ich mich nicht traue, ihn zu betreten. Abgesehen davon ist er zu kurz, damit ich trotz meiner Behinderung mein Boot betreten kann“, ergänzt Edda Zimmermann.
Das Vorgehen des Vorstands kann sie nicht nachvollziehen: Während sie das Winterhalbjahr in Spanien verbracht habe, sei eines Tages das Schloss ihres Schiffes aufgebrochen und das Boot ohne ihre Zustimmung verlegt worden. „So etwas macht man doch nicht – ich bin seit 38 Jahren Mitglied in diesem Club“, ärgert sich Edda Zimmermann. Vermutet sie einen speziellen Grund hinter dem Vorgehen? Den ehemaligen Liegeplatz habe aus ihrer Sicht ein Mitglied bekommen, das dem Vorstand einen Gefallen getan habe.
Paul Minz, Präsident des Yachtclubs mit rund 400 Mitgliedern, widerspricht vehement: „Wir haben Frau Zimmermann nicht benachteiligt.“Als Edda Zimmermann vor acht Jahren auf den bisherigen Platz gewechselt sei, habe man ihr ausdrücklich mitgeteilt, dass ihr Boot eigentlich zu klein sei – sollte also ein Mitglied mit einem größeren Boot kommen, müsse der Liegeplatz von ihr geräumt werden. „Und das war jetzt im Frühjahr einfach der Fall“, so Paul Minz. Im übrigen sei es in der Vereinssatzung so geregelt, das ein Mitglied ohnehin kein Anrecht auf einen bestimmten Platz habe. Es habe noch weitere Mitglieder gegeben, die mit ihren Booten wechseln mussten – für niemanden sonst sei das ein Problem gewesen, betont Paul Minz.