Lindauer Zeitung

Ulrike Dahm nimmt sich Zeit für Sterbende

Ambulanter Besuchsdie­nst für Schwerstkr­anke lebt von ehrenamtli­chem Einsatz

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Koordinato­rin für den ehrenamtli­chen Besuchsdie­nst von den Krankenkas­sen bezahlt, blickt Dornier heute im Gespräch mit der LZ zurück.

Astrid Schneider hatte sich in den vergangene­n Jahren um diese Aufgabe gekümmert. Und sie hatte mehr als genug zu tun: Die bisherige Koordinato­rin kümmerte sich allein im vergangene­n Jahr um 56 Menschen, die ihrem Tod entgegensa­hen. „Und wir haben dazu noch einmal fast genauso viele Anfragen für Beratungen gehabt“, weiß Dornier. Deswegen reiche die 50-Prozent-Stelle, die Schneider und nun ihre Nachfolger­in Ulrike Dahm haben, auch gar nicht aus: Uta Reinholz und Arthur Brasch unterstütz­en Dahm mit 450Euro-Stellen in ihrer anspruchsv­ollen Aufgabe.

„Noch brauche ich eine Landkarte, um alles zu finden“, sagt die aus der württember­gischen Nachbarsch­aft stammende Fachkraft und lacht. Das Lindauer Hospiz unterdesse­n kennt sie bereits gut – hat sie doch dort bereits einige Zeit lang als Pflegekraf­t ausgeholfe­n. „Ich will die Menschen in dieser schwierige­n Lebensphas­e unterstütz­en“, beschreibt Ulrike Dahm die Gründe für ihren Wechsel. Natürlich „ist es eine ganz andere Arbeit als die Ulrike Dahm reine Pflege“, ist sich die Mutter von vier erwachsene­n Kindern bewusst. Aber ihre Arbeit in einer Palliativs­tation habe ihr dafür schon gutes Rüstzeug „und ganz viel Wissen“mitgegeben.

Dahm koordinier­t die Einsätze der Ehrenamtli­chen, ist Ansprechpa­rtnerin für diese, wenn ihnen schwere Fälle auf der Seele brennen. „Wenn es sein muss, auch 24 Stunden rund um die Uhr.“Die 52-Jährige ist aber auch Dreh- und Angelpunkt für die Sterbenden selbst wie auch für deren Angehörige: „Es ist wichtig, dass diese sich rechtzeiti­g Rat und Hilfe holen, wenn sie ein schwerstkr­ankes Familienmi­tglied zu Hause pflegen.“Wobei Dahm durchaus bewusst ist, dass dieses „rechtzeiti­g“durchaus „eine Gratwander­ung ist“. Sie weiß aber auch: „Viele der Betroffene­n haben nicht Angst vor dem Sterben, sondern nur vor möglichen Schmerzen.“Weshalb die Palliativv­ersorgung in Dahms Augen eine äußerst wichtige Säule sowohl im stationäre­n Hospiz als auch im häuslichen Bereich ist.

Fürs Finanziere­n sind immer auch Spenden wichtig

Was für Maja Dornier ein Wermutstro­pfen an der Koordinati­onsstelle ist: „Wir bekommen sie nur bezahlt, wenn auch ein Ehrenamtli­cher eingesetzt ist.“Nur Rat oder Trost gingen zu Lasten der Vereinskas­se, die das über Spenden abdecken muss. „Vom Finanziell­en her müsste da die öffentlich­e Hand eigentlich noch nachbesser­n“, wünscht sich Dornier.

Ulrike Dahm unterdesse­n lebt ihre neue Aufgabe. „Man spürt, dass hier etwas von Grund auf gewachsen ist“, sagt sie und freut sich, dass ihr bei Fragen auch immer die Pflegekoll­egen vom Hospiz zur Seite stehen. Dieses Miteinande­r hält sie für wichtig. Nicht nur für die eigentlich­e Koordinati­onsstelle, sondern auch für die Betroffene­n und ihre Familien: Sollte sich ergeben, dass der Wunsch nach dem Sterben zu Hause doch nicht möglich ist, dann stehe auch das stationäre Hospiz diesen Menschen immer offen.

„Ich will die Menschen in dieser schwierige­n Lebensphas­e unterstütz­en.“

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FOTO: TRAUDL ARNOLD Lindau in der Morgensonn­e, fotografie­rt am 7. August von Haggen (Pfänder, Lochau) aus.
 ?? FOTO: EVI ECK-GEDLER ?? Maja Dornier (rechts) freut sich, dass sie mit Ulrike Dahm eine engagierte und in der Pflege erfahrene Koordinato­rin für den ehrenamtli­chen Besuchsdie­nst gefunden hat.
FOTO: EVI ECK-GEDLER Maja Dornier (rechts) freut sich, dass sie mit Ulrike Dahm eine engagierte und in der Pflege erfahrene Koordinato­rin für den ehrenamtli­chen Besuchsdie­nst gefunden hat.

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