Lindauer Zeitung

Der Verkehr fließt nachmittag­s besonders zäh

Baustelle Langenweg macht sich bemerkbar – Inselbewoh­ner und Geschäftsl­eute genervt – Parkhaus hilft

- Von Julia Baumann

LINDAU - Freitagnac­hmittag, 17 Uhr: Ein traumhafte­r Sommertag neigt sich dem Ende zu. Die ersten Touristen machen sich auf den Weg von der Insel. Auswärtige Nummernsch­ilder reihen sich ein in die Blechlawin­e des Lindauer Feierabend­verkehrs. Innerhalb kürzester Zeit ist der Weg aufs Festland dicht, von der Insel runter geht es jetzt nur noch im Schneckent­empo. Wenn jetzt noch die Schranke am Bahnüberga­ng in der Bregenzer Straße schließt, ist es vorbei. Dann staut es sich sogar bis auf die Hintere Insel und in die Zeppelinst­raße. Laut Polizei ist die Situation in diesem Jahr schlimmer als in den Jahren zuvor. Anwohner, Geschäftsl­eute und Touristen sind genervt. Doch einige von ihnen haben sich bereits ihre eigenen Strategien zurecht gelegt – und sogar Lösungsvor­schläge parat.

„Es gibt dieses Jahr eben nur noch ein Loch, aus dem die Leute rausfahren können“, bringt Polizist Daniel Stoll es auf den Punkt. Dadurch sei die Situation in der Bregenzer Straße vor allem in Richtung Festland extrem. „Da muss ja alles raus“, so Stoll. „45 Minuten von der Insel runter sind keine Seltenheit.“

Allerdings, so der Polizist, sei das nicht den ganzen Tag über der Fall. „Die schlimmste Zeit ist zwischen 15 und 17 Uhr.“Einen Vorteil hat, wer dann über die Seebrücke fährt, wenn es sonst keiner macht. „Ich komme um sieben und gehe um sechs“, sagt Steffi Schneider, die auf dem Festland lebt und gerade ein paar Tage zum Arbeiten auf die Insel fahren muss. Um den extremen Verkehr zu umgehen, arbeite sie auch gerne mal eine Stunde länger.

Wer kann, der lässt sein Auto gleich ganz stehen. So wie Katrin Seeberger, die den Verkehr in diesem Sommer „ziemlich heftig“findet. „Die eine Zufahrt, das ist schon eine ganz schöne Inselblock­ade“, sagt sie. „Ich fahre nur noch Fahrrad.“Ebenso macht es Dieter Woiwode, der überhaupt kein Auto mehr hat. „Wenn man hier wohnt, braucht man keins“, sagt er.

Nun brauchen manche aber doch ein Auto, zum Beispiel, weil sie Waren transporti­eren müssen. „Mittwoch war die blanke Katastroph­e“, erinnert sich Alexander Thein, der auf der Insel ein Restaurant betreibt. Am Mittwoch wollte er über die Ladestraße auf die Insel fahren. „Ich hatte keine Chance, mich anständig in die Bregenzer Straße einzureihe­n.“

Anständig geht es laut Verkehrspo­lizist Stoll in der Bregenzer Straße schon länger nicht mehr zu – zumindest, wenn viel los ist: Auf der Busspur an den Autos vorbei und dann ab durch die Ladestraße – das sei überhaupt keine Seltenheit. „Das Problem ist, dass viele Autofahrer nur sich selbst sehen“, so Stoll.

Oft genug entstehe durch genau diesen Egoismus erst ein Problem: An der Bleichekre­uzung beispielsw­eise gebe es immer wieder Autofahrer, die bei geschlosse­ner Schranke auf der Gerade-Aus-Spur rechts an der Schlange vorbeifahr­en – und dann plötzlich auf die zweite, kurze Linksabbie­gerSpur abbiegen. „Die ist aber eigentlich für diejenigen gedacht, die aus dem Bleichweg kommen und auf die Insel wollen“, so Stoll. Diese Autofahrer müssen dann teilweise quer auf der Fahrbahn stehen bleiben. „Und dann gibt es Stau für alle.“

Parksuchve­rkehr ist besser geworden

Laut Polizist Daniel Stoll ist der Weg vom Festland auf die Insel „nicht ganz so tragisch“wie in die andere Richtung. Das könnte mit dem neuen Inselhalle­n-Parkhaus zusammenhä­ngen, das einen großen Teil der Besucher abzufangen scheint. Auch der Parksuchve­rkehr auf der Insel hat sich merklich verringert. „Das Parkhaus hat sehr geholfen“, sagt Michael Bode, der auf der Insel ein Ge- schäft betreibt. Und Alexander Thein bestätigt: „Ich finde mittlerwei­le sogar mittags noch einen Parkplatz auf der Hinteren Insel.“

Insel-Bewohnerin Martina Kindermann fragt sich, warum überhaupt noch Autos auf die Insel fahren müssen. „Ich bin für eine autofreie Insel“, sagt sie. Ihrer Meinung nach sollten nur die Menschen eine Ausnahmege­nehmigung bekommen, die dringend mit dem Auto auf die Insel müssen oder dort etwas be- und entladen müssen. „Ansonsten gibt es außerhalb einen Parkplatz“, sagt sie. Sie würde einen Shuttle-Betrieb einrichten mit Bussen, die mit Gas oder Strom fahren.

Auch Michael Bode könnte sich eine weitgehend autofreie Insel vorstellen. „Dafür müssen aber Konzepte her“, sagt er. Toll fände er, wenn es in Zukunft Golfcarts gäbe, die als Shuttle für Touristen funktionie­rten. „Wir müssen überlegen, wie wir die Leute mit den Fahrrädern oder elektrisch auf die Insel bringen“, so Bode.

Manche Touristen scheinen das schon ganz von allein verstanden zu haben. „Wir kommen nur mit dem Fahrrad oder laufen auf die Insel“, sagt Michaela Steffens, die mit ihrer Tochter in Bodolz Urlaub macht. Denn die vielen Autos seien das einzige, was ihr auf der Lindauer Insel nicht so gut gefalle.

„Ich bin für eine autofreie Insel.“Martina Kindermann

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FOTO: SUSI DONNER Die Sonne lacht und den Besuchern schmeckt’s: Nonnenhorn feiert Winzerfest.
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Es staut sich bis auf die Seebrücke, wenn am Nachmittag alles von der Insel runter will.

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