Personalmangel in der Pflege beschäftigt weiter
Verantwortliche wünschen sich „verbindliches soziales Jahr“– Bunner kritisiert „verwässertes“Pflegeberufegesetz
LINDAU (ee) - Nicht nur an der Basis, in Heimen und bei ambulanten Pflegediensten, ist der Mangel an Pflegefachkräften ein brennendes Thema. Auch die Politik nimmt die Probleme mittlerweile zur Kenntnis. Die beiden bayerischen Ministerinnen Beate Merk und Melanie Huml haben jüngst mit Betroffenen diskutiert, auch Berlin macht sich Gedanken, wie der drohende Pflegenotstand verhindert werden kann. Lindauer wie Klaus Höhne und Gerhard Fehrer haben längst eigene Ideen: Sie würden sich dringend ein VSJ, ein verbindliches soziales Jahr, für alle jungen Leute wünschen.
Schon in der Runde mit Huml und Merk hatte Höhne, der sowohl das evangelische Hospital leitet als auch das städtische Altersheim Reutin, die „Versorgung der alten Generation als gesellschaftliche Verantwortung“bezeichnet und daraus gefolgert, dass es „ein soziales Jahr für alle“geben müsse: Dann würde sicher der ein oder andere sich in dieser Zeit überlegen, ob nicht die Pflege für ihn oder sie ein guter Beruf wäre.
Auch der Leiter der Lindauer Sozialstation, Gerhard Fehrer, sieht das ähnlich: „Alle Einrichtungen tun sich schwer, Mitarbeiter für die Pflege zu finden, auch wir“, stellt Fehrer in einem Brief an die LZ fest. Und fügt an: „Meiner Meinung nach gäbe es ein richtig gutes Mittel, um hier im Bereich der Hilfskräfte Abhilfe zu schaffen – die Einführung eines verpflichtenden sozialen Jahres/VSJ für alle jungen Männer und Frauen.“Das bringe sowohl der Allgemeinheit als auch dem Einzelnen Nutzen, ist Fehrer überzeugt.
Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl-Heinz Brunner „kämpft für gute Pflege“, wie er schreibt: Er kritisiert, dass sich Union und Linke gegenseitig mit Versprechungen überbieten, aber nicht wirklich etwas geschehe. Vielmehr habe die CDU/CSU in der jetzt auslaufenden Wahlperiode das neue Pflegeberufegesetz „verwässert und verzögert“. Das neue Gesetz soll die Pflegeausbildung verbessern, den Wechsel zwischen Alten- und Krankenpflege wie auch die Arbeitnehmerfreizügigkeit in diesem Bereich erleichtern, komme aber wohl erst 2020. Deswegen wolle seine Partei ein Sofortprogramm für mehr Personal in der Altenpflege, schreibt Brunner: Vorbild dafür solle jene Aktion von 2013 sein, als die Arbeitsagentur Umschulungen in Pflegeberufe bezahlte.