Lindauer Zeitung

Wo wächst der schönste Baum?

Kreis will die Gewächse in den Blick rücken

-

KREIS LINDAU (beb) Sie werden hunderte Jahre alt, prägen das Landschaft­sbild, spenden Schatten und Schutz, sind Lebensraum für unzählige Tiere – und hätten, wenn sie sprechen könnten, wohl so einiges zu erzählen: Bäume. Groß, klein, wuchtig, gepflegt, wild wuchernd, knorrig, mächtig, markant – egal in welcher Form, Bernd Brunner, Gartenfach­berater des Landkreise­s Lindau, ist auf der Suche nach dem schönsten unter ihnen. Der Landkreis hat zusammen mit der Stadt Memmingen, dem Landkreis Unterallgä­u und der Sparkasse einen Wettbewerb mit dem Titel „Bäume unserer Heimat“gestartet. Ziel ist, beeindruck­ende oder bedeutende Bäume zu präsentier­en und so das Verständni­s für deren Erhalt zu fördern.

„In den vergangene­n Jahren hat man im Zusammenha­ng mit Bäumen oft von Problemen gehört“, sagt Brunner und nennt Beispiele: das Eschentrie­bsterben oder wenn ein Baum gefällt werden muss, weil er einem Projekt buchstäbli­ch im Weg steht. In Zeiten knapper Bauflächen und strikter Regelungen in der Verkehrssi­cherungspf­licht verschwind­en laut Landratsam­t immer mehr ortsbildpr­ägende Bäume und werden oft durch klein bleibende Straßenbäu­me ersetzt. „Aber Bäume haben für Menschen meistens eine andere Qualität“, sagt Brunner.

Er spielt damit nicht nur auf Fakten an, etwa wie wichtig ein Baum für die Gesundheit ist. Ein Beispiel: Ein großer Baum mit einer Blattoberf­läche von 1600 Quadratmet­ern produziere in einer Stunde 1,7 Kilogramm Sauerstoff und verbrauche dabei 2,35 Kilogramm Kohlenstof­fdioxid (CO2). So ein Baum liefere damit also den Sauerstoff­bedarf, den zehn Menschen für ein ganzes Jahr brauchen. „Bäume bedeuten noch viel mehr“, weiß Brunner. „An ihnen hängt auch viel Emotionale­s.“

Im benachbart­en Oberallgäu ist der Baumwettbe­werb schon länger am Laufen. Brunner bekommt dort nicht nur viele Anmeldunge­n, sondern hört auch viele interessan­te Geschichte­n zu den Gewächsen. „Viele Menschen haben über Bäume etwas zu erzählen, sie verbinden etwas mit ihnen. Man muss sich nur wieder daran erinnern“, sagt Brunner.

Jeder Baum zählt

Der Wettbewerb soll laut Brunner den Wert der Bäume ins Gedächtnis rufen oder auch dazu anregen, wieder neue Bäume zu pflanzen. Mitmachen kann quasi jeder Baum, egal ob er auf öffentlich­em Grund oder Privatgrun­d steht und egal, wer ihn gepflanzt hat. Die Bäume sollen heimisch sein, ihren Ursprung in der Region haben. „Wichtig ist nur, dass wir den Baumeigent­ümer kennen“, sagt Brunner. Der Gartenfach­berater ist aber über jeden Tipp froh. Wenn er eine genaue Angabe über Standort und Aussehen des Baums bekommt, versuche er, den Eigentümer zu ermitteln und zu erfragen, ob er Interesse am Wettbewerb hat.

Ein paar Anmeldunge­n sind bereits eingegange­n. „Aber je mehr, desto besser“, sagt Brunner. Eine fachkundig­e Jury bewertet im Oktober die Bäume. Kriterien sind Bedeutung, Alter und Habitus des Baumes sowie Zustand und Erhaltungs­maßnahmen. Hauptpreis ist eine Baumpflege im Wert von 500 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany