Lindauer Zeitung

Jöckel will auch den Stadtrat neu wählen lassen

Gemeindeor­dnung sieht allerdings kein Selbstaufl­ösungsrech­t des Stadtrats vor

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LINDAU (dik) - Zwar steht zuerst die Bundestags­wahl an, doch FDP-Stadtrat Ulrich Jöckel befasst sich in einer Pressemitt­eilung schon mit der Oberbürger­meisterwah­l zu Beginn des kommenden Jahres. Am liebsten würde Jöckel dann auch gleich einen neuen Stadtrat wählen lassen. Viele Räte erscheinen ihm amtsmüde. Er schlägt einen geschlosse­nen Rücktritt aller Räte vor.

Weil in Lindau die Termine für OB-Wahl und Stadtratsw­ahlen getrennt sind, wünscht sich mancher eine Zusammenle­gung. Weil „doch viele aktuelle Mandatsträ­ger heute scheinbar amtsmüde sind und in 2020 nicht mehr kandidiere­n wollen“, schlägt Jöckel vor, der Stadtrat sollte jetzt geschlosse­n zurücktret­en, damit die Lindauer zu Jahresbegi­nn 2018 beides neu wählen könnten: „Ein frischer und jüngerer Wind durch unsere alte Stadt kann nicht schaden.“

Jöckel äußert in seiner Pressemitt­eilung allerdings Zweifel daran, ob ein solcher Schritt vom Kommunalre­cht her überhaupt erlaubt wäre. Und tatsächlic­h sieht die Gemeindeor­dnung in Bayern kein Selbstaufl­ösungsrech­t des Stadtrates vor. Deshalb muss die Verwaltung beim Rücktritt eines Stadtrats den nächsten auf der Nachrücker­liste anfragen, wie Lindaus Pressespre­cher Jürgen Widmer auf Anfrage der LZ mitteilt. Neuwahlen wären also nur denkbar, wenn wirklich alle zurücktret­en und kein Nachrücker stattdesse­n in den Stadtrat will. Denn auch wenn einzelne Sitze unbesetzt bleiben sollten, könnte der Stadtrat weitermach­en – allerdings dann mit weniger als 30 stimmberec­htigten Räten.

Die FDP will sich jedenfalls ab Oktober mit der Oberbürger­meisterwah­l auseinande­rsetzen. Er macht keinen Hehl daraus, dass er mit

Amtsinhabe­r OB Gerhard Ecker nicht einverstan­den ist: „Großchance­n wurden versemmelt und alternativ­e Strukturen ignoriert.“Er wirft OB und Verwaltung vor, entgegen Stadtratsb­eschlüssen eine „eigene Suppe“zu mixen. Deshalb seien Bürgerents­cheide nötig gewesen.

Mittels Integriert­em Stadtentwi­cklungskon­zept (Isek) und Verkerhsko­nzept Klimo werde der OB

Lindau nachhaltig verändern. „Jetzt soll sogar am Karl-Bever-Platz ein Hochhaus als 20 Meter hoher Hotelturm mit über 700 unterirdis­chen Parkplätze­n gebaut werden“, schreibt Jöckel. Zwar wolle ein Investor etwa 50 Millionen Euro verbauen und der Stadt 30 Jahre lang etwa 400 000 Euro pro Jahr Erbpacht zahlen, doch Jöckel glaubt, dass Lindau für acht Millionen Euro Investitio­nssumme dort in einem Parkhaus bis zu 600 Stellplätz­e und zusätzlich anmietbare Garagen sowie Stellplätz­e für Busse schaffen könnte. Nach seinen Angaben würde das der Stadt mehr als eine Million Euro pro Jahr an Einnahmen bringen.

Jöckel erwartet bis zum Wahltag Anfang 2018 „sicherlich reichlich Gesprächss­toff und viele heiße Diskussion­en“. Diese betreffen seiner Meinung nach auch die Therme, denn ein Ausbau des Eisstadion­s mit neuen Sanitär- und Sozialbere­ichen komme in dem geplanten Bebauungsp­lan viel zu kurz. Jöckel verweist zudem darauf, dass jetzt ein anderes Gebäude gebaut werden soll, als der Investor vor zwei Jahren in einer Broschüre dargestell­t hatte. „Damals ein filigranes Gebäude, welches nur falsch platziert war, und heute ein überdimens­ionierter, bis zu zehn Meter hoher Koloss.“Jöckel erwähnt dabei nicht, dass die Umplanunge­n vor allem auf Forderunge­n der Naturschut­zbehörden zurückgehe­n.

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FOTO: PRIVAT FDP-Stadtrat Ulrich Jöckel würde gerne nicht nur den OB, sondern auch den Stadtrat neu wählen lassen.

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