Mit Martin Thomann durch das Jahr 2018
Stiftung legt erstmals einen Kalender vor mit Aquarellen der Lindauer Insel
LINDAU - 2018 können Lindauer erstmals mit Martin Thomann durch das Jahr gehen. Die Martin-ThomannStiftung hat einen Kalender herausgebracht, der Abdrucke von 13 Aquarellen des Lindauer Ehrenbürgers enthält, der vor zehn Jahren gestorben ist. Der Verkauf in verschiedenen Geschäften auf der Insel läuft ab sofort.
Weil Inge Krüger, die Tochter von Martin Thomann, Vorsitzende der Stiftung, eine vorsichtige Frau ist, hat sie für die erste Auflage eines großformatigen Monatskalenders mit Bildern ihres Vaters nur 200 Exemplare drucken lassen. Die vielen Freunde des Bäckermeisters, der als Maler, Dichter und Gästeführer bekannt geworden ist, müssen sich also beeilen, wenn sie sich im kommenden Jahr einen Thomann-Kalender an die Wand hängen wollen.
Titel und Monatsblätter zeigen 13 Szenen der Insel
13 Szenen der Insel sind darin zu sehen. Das Titelblatt wirbt mit der Hafeneinfahrt, die es nochmal im August zu sehen gibt, dann aber mit großer Palme im Vordergrund. Der November bringt eine herbstliche Ansicht des ruhigen Sees mit einem Hafenbecken ohne Schiffe von der Seite des Römerbads aus. Der Schrannenplatz wahlweise mit Diebsturm und Peterskirche, Gerberschanze, Hauserker in der Ludwigstraße, Kinkelinsches Institut, Brodlaube, Cavazzen, Pulverturm, Gesamtsicht der Insel vom Reutiner Ufer aus sowie der Blick auf Thomanns Haus in der Vorderen Metzgergasse zieren die weiteren Blätter.
Die meisten Bilder stammen aus Krügers Privatbesitz oder aus dem Nachlass ihres Vaters, der zur Stiftung gehört. Dankbar ist Krüger Karin Reisert und Christopf Spuler, die jeweils ein Bild aus ihrem Besitz zur Verfügung gestellt haben. Besonders dankbar ist sie Werner Berschneider, der alle Bilder fotografiert hat und Uta Weik-Hamann, die ihr bei der Auswahl geholfen hat.
Krüger hofft nun, dass Lindauer und Gäste die Idee des Kalenders mögen, damit die erste Auflage bald ausverkauft sein wird. Eigentlich ist sie recht zuversichtlich: „Selbst Lindauer wollen ihre Stadt abgebildet sehen.“Im Erfolgsfall will sie in den kommenden Jahren weitere Kalender herausbringen. Dann seien auch Motive vom Festland möglich. „Jetzt warten wir ab, wie es funktioniert.“
Im Nachlass gibt es weit mehr als tausend Bilder
Ausreichend Bilder hat sie zur Verfügung, um über Jahre hinweg viele neue Kalender zu erstellen. Immerhin gibt es im Nachlass weit mehr als tausend Bilder, Zeichnungen und Skizzen, die geordnet und erfasst werden müssen. Eine Arbeit, an die sich Krüger mit ihren Mitstreitern in der Stiftung macht, die allesamt ehrenamtlich tätig sind, wie sie betont.
Froh ist Inge Krüger, dass sie einige wichtige Reparaturarbeiten im Haus ihres Vaters hinter sich hat. so ist die Statik gerichtet, damit es im Bad nicht weitere Risse gibt. Und das Dach ist auch erneuert. Damit hat sie wieder Muße und Zeit, um sich um Martin Thomanns Bilder zu kümmern. Denn da sind viele Schätze noch gar nicht gesichtet. Und aufzuräumen gibt es in dem Haus auch noch so viel. Langweilig wird ihr also sicher nicht.
Im Martin-Thomann-Haus in der Vorderen Metzgergasse ist der spätere Ehrenbürger am 18. September 1915 zur Welt gekommen, es ist eines der ältesten Bürgerhäuser Lindaus. In dem Gebäude, das vor mehr als 600 Jahren gebaut wurde, hat Thomann bis 2002 gelebt. Zuletzt hatte er bis zu seinem Tod im Jahr 2007 fünf Jahre lang ein Zimmer im HeiligGeist-Hospital, das heute seinen Namen trägt.
Geboren wurde Thomann in eine Bäckerfamilie, die in vierter Generation eine Bäckerei führte. Er wäre gerne Maler oder Lehrer geworden, erlernte der Tradition folgend aber das Handwerk seines Vaters und Großvaters. Seine Liebhabereien hat er nicht aufgegeben, denn unterrichten konnte er später nicht nur an der Volkshochschule, sondern auch an der Berufsschule, wo er die Bäcker und Konditoren lehrte.
Seine Leidenschaft aber war immer das Malen, das sich Thomann selbst beigebracht hatte. Als Frühaufsteher stand er in der Backstube, nachdem er dort fertig war, packte er meist gegen 10 Uhr seine Malutensilien, wie sich seine Tochter erinnert. Und nachdem er die Bäckerei 1959 aufgegeben hatte, blieb noch mehr Zeit zum Malen. Viele Lindauer erinnern sich noch an Martin Thomann und seine Staffelei.