Volkskundemuseum wird umgebaut
2,4 Millionen Euro teure Arbeiten in Oberschönenfeld starten im September
GESSERTSHAUSEN (KNA) - Die Eine scheint angewidert, die Andere hält sicheren Abstand zum Exponat. „Ist ja gruselig“, meint die Frau. Ihre Nachbarin – die Augen weit aufgerissen – nickt heftig. Das, was die beiden älteren Damen so erregt, ist Teil einer Recycling-Ausstellung in der Galerie des Schwäbischen Volkskundemuseums Oberschönenfeld in Gessertshausen bei Augsburg: ein „Palmenwald“aus über Jahre gesammelten und dann zusammengeklebten Fingernägeln. Gleich daneben werden noch mumifizierte Frösche gezeigt.
Das heißt: wurden gezeigt. Denn die Präsentation ist diesen Sonntag zu Ende gegangen. Doch in Oberschönenfeld geht’s gleich munter weiter mit dem Aus-der-FassungBringen. Zwar nicht mehr in Bezug auf Besucher, sondern auf Lampen. Bald beginnt nämlich der Umbau des Haupthauses des Museums, direkt neben der Galerie. Die Überarbeitung des Lichtkonzepts wird dabei ein wesentlicher Aspekt sein.
Barrierefreiheit kommt
Das Volkskundemuseum befindet sich seit 1984 in einem der einstigen Wirtschaftsgebäude der Zisterzienserinnen-Abtei Oberschönenfeld, es ist das älteste Museum des Bezirks Schwaben. Nun soll es für rund 2,4 Millionen Euro umgestaltet werden, wie Museumsleiterin Beate Spiegel erklärt: „Wir schließen am 11. September und hoffen, nächstes Jahr vor den Sommerferien wieder öffnen zu können.“
Bis dahin soll der Eingangsbereich barrierefrei, der Boden abgeschliffen und die Vitrinen samt Beleuchtung erneuert sein.
Nicht nur technisch, auch konzeptionell wird sich das Museum verändern. Der Sonderausstellungsbereich im Erdgeschoss bleibt erhalten. Aber darüber, im ersten Obergeschoss, wird die bisherige Dauerschau „Vom Wohnen auf dem Land“für eine weiter gefasste Präsentation zum Leben auf dem Land zwischen 1900 und dem Strukturwandel in den 60er und 70er Jahren weichen.
Auf derselben Etage wird dann auch erstmals eine Ausstellung über das Kloster gezeigt. Die Schau soll die rund 800-jährige Geschichte der Zisterzienserinnen-Abtei erläutern. Beate Spiegel will dabei auch Nachhilfe in Sachen Christentum geben: „Wer war die Heilige Familie? Was ist eine Nonne? Solche Fragen können gerade jüngere Leute heute oft nicht mehr beantworten“, sagt sie.
Bleibt noch das Dachgeschoss. Da werden bisher Bräuche und Feste aus der Region vorgestellt. Künftig soll es dort allgemeiner um Geschichten aus Schwaben von 1800 bis heute gehen. „Insgesamt wollen wir uns nach der Umgestaltung übersichtlicher präsentieren“, kündigt Spiegel an.
Neue Audiostation geplant
Zudem sollen verstärkt Medien und biografische Elemente zum Einsatz kommen. So wird es in der KlosterSchau etwa eine Audiostation geben, an der Besucher den Worten der Äbtissin lauschen können. Auch mehr Sitzmöglichkeiten sowie Erklärtexte in leichter Sprache sind geplant. „Wir wollen publikumsfreundlicher werden, auch für Menschen mit Behinderung“, resümiert Spiegel. Sie hofft, dadurch die Zahl von bisher bis zu 60 000 Besuchern pro Jahr weiter zu steigern.
Erwartet die Leute dann wieder ein Schocker wie die FingernagelPalmen? „Na ja“, erwidert Spiegel, „wenn ein quasi leeres Bild als solcher zählt …“Sie spricht die nächste Ausstellung in der Galerie an, wo der Betrieb während des HaupthausUmbaus weitergeht. In der Galerie hängen vom 8. September bis 5. November unter dem Titel „No magic for me today“Farbmalereien von Julia Winter - darunter ein fast völlig weißes Werk.