Lindauer Zeitung

Volkskunde­museum wird umgebaut

2,4 Millionen Euro teure Arbeiten in Oberschöne­nfeld starten im September

- Von Christophe­r Beschnitt

GESSERTSHA­USEN (KNA) - Die Eine scheint angewidert, die Andere hält sicheren Abstand zum Exponat. „Ist ja gruselig“, meint die Frau. Ihre Nachbarin – die Augen weit aufgerisse­n – nickt heftig. Das, was die beiden älteren Damen so erregt, ist Teil einer Recycling-Ausstellun­g in der Galerie des Schwäbisch­en Volkskunde­museums Oberschöne­nfeld in Gessertsha­usen bei Augsburg: ein „Palmenwald“aus über Jahre gesammelte­n und dann zusammenge­klebten Fingernäge­ln. Gleich daneben werden noch mumifizier­te Frösche gezeigt.

Das heißt: wurden gezeigt. Denn die Präsentati­on ist diesen Sonntag zu Ende gegangen. Doch in Oberschöne­nfeld geht’s gleich munter weiter mit dem Aus-der-FassungBri­ngen. Zwar nicht mehr in Bezug auf Besucher, sondern auf Lampen. Bald beginnt nämlich der Umbau des Haupthause­s des Museums, direkt neben der Galerie. Die Überarbeit­ung des Lichtkonze­pts wird dabei ein wesentlich­er Aspekt sein.

Barrierefr­eiheit kommt

Das Volkskunde­museum befindet sich seit 1984 in einem der einstigen Wirtschaft­sgebäude der Zisterzien­serinnen-Abtei Oberschöne­nfeld, es ist das älteste Museum des Bezirks Schwaben. Nun soll es für rund 2,4 Millionen Euro umgestalte­t werden, wie Museumslei­terin Beate Spiegel erklärt: „Wir schließen am 11. September und hoffen, nächstes Jahr vor den Sommerferi­en wieder öffnen zu können.“

Bis dahin soll der Eingangsbe­reich barrierefr­ei, der Boden abgeschlif­fen und die Vitrinen samt Beleuchtun­g erneuert sein.

Nicht nur technisch, auch konzeption­ell wird sich das Museum verändern. Der Sonderauss­tellungsbe­reich im Erdgeschos­s bleibt erhalten. Aber darüber, im ersten Obergescho­ss, wird die bisherige Dauerschau „Vom Wohnen auf dem Land“für eine weiter gefasste Präsentati­on zum Leben auf dem Land zwischen 1900 und dem Strukturwa­ndel in den 60er und 70er Jahren weichen.

Auf derselben Etage wird dann auch erstmals eine Ausstellun­g über das Kloster gezeigt. Die Schau soll die rund 800-jährige Geschichte der Zisterzien­serinnen-Abtei erläutern. Beate Spiegel will dabei auch Nachhilfe in Sachen Christentu­m geben: „Wer war die Heilige Familie? Was ist eine Nonne? Solche Fragen können gerade jüngere Leute heute oft nicht mehr beantworte­n“, sagt sie.

Bleibt noch das Dachgescho­ss. Da werden bisher Bräuche und Feste aus der Region vorgestell­t. Künftig soll es dort allgemeine­r um Geschichte­n aus Schwaben von 1800 bis heute gehen. „Insgesamt wollen wir uns nach der Umgestaltu­ng übersichtl­icher präsentier­en“, kündigt Spiegel an.

Neue Audiostati­on geplant

Zudem sollen verstärkt Medien und biografisc­he Elemente zum Einsatz kommen. So wird es in der KlosterSch­au etwa eine Audiostati­on geben, an der Besucher den Worten der Äbtissin lauschen können. Auch mehr Sitzmöglic­hkeiten sowie Erklärtext­e in leichter Sprache sind geplant. „Wir wollen publikumsf­reundliche­r werden, auch für Menschen mit Behinderun­g“, resümiert Spiegel. Sie hofft, dadurch die Zahl von bisher bis zu 60 000 Besuchern pro Jahr weiter zu steigern.

Erwartet die Leute dann wieder ein Schocker wie die Fingernage­lPalmen? „Na ja“, erwidert Spiegel, „wenn ein quasi leeres Bild als solcher zählt …“Sie spricht die nächste Ausstellun­g in der Galerie an, wo der Betrieb während des HaupthausU­mbaus weitergeht. In der Galerie hängen vom 8. September bis 5. November unter dem Titel „No magic for me today“Farbmalere­ien von Julia Winter - darunter ein fast völlig weißes Werk.

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FOTO: DPA Das Volkskunde­museum im Kloster Oberschöne­nfeld soll nach dem Umbau 2018 vor den Sommerferi­en wieder eröffnet werden.

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