„Das war Nervenkitzel bis zur letzten Scheibe“
Jochen Dreher ist neuer Wiesn-Schützenkönig der Lindauer Zeitung
- Am Schießstand ist gleich zu Beginn des Wettbewerbs enorm viel los, und das wird auch so bleiben. Es ist Familiensonntag auf der Lindauer Wiesn, und die Lindauer Zeitung sowie die Königlich Privilegierte Schützengesellschaft Lindau suchen zum fünften Mal den Lindauer Wiesn-Schützenkönig.
„In diesem Jahr brennt der Ehrgeiz irgendwie besonders heiß“, sagt Christoph Strohe verschmitzt. Er ist der erste Schützenmeister der Schützengesellschaft. Grund dafür sei sicher nicht zuletzt die Schiefertafel, die er heute zum ersten Mal neben dem Schießstand aufgestellt hat, und auf der er jeweils die Startnummern der drei besten Schützen samt ihrer Punktezahl aufschreibt. Früher wusste man nicht, wie gut die Konkurrenten sind. Im Moment belegt die Startnummer eins den ersten Platz, später werden wir erfahren, dass das der Vorjahressieger KarlHeinz Strube ist. Drei Stunden lang wird er sich dort halten.
Favoriten kennen ihre Rivalen
„Es haben sich Gruppen gebildet, die nebenbei ihren eigenen Wettkampf ausführen“, erzählt Strohe. Als hätten sie seine Worte gehört, treten Denis Matic und Deni Lazic zum Schießstand. Sie gehören zu den Wiederholungstätern, die schon mehrere Serien geschossen haben, aber noch nicht zufrieden sind mit ihrer Leistung und das, obwohl Deni momentan an zweiter Stelle steht und Denis seit drei Stunden zwischen Platz zwei und drei pendelt. Der Ehrgeiz habe die beiden mächtig gepackt. Dem freundschaftlichen Konkurrenzkampf schließt sich Jochen Dreher an, der Zunftmeister der Narrenzunft Lindau, der dann plötzlich statt Deni auf der Tafel steht. Als Nummer selbstverständlich nur, aber die Favoriten kennen ihre Rivalen längst. Auch Verena Rausch, die Verlagsleiterin der Lindauer Zeitung, die später die Siegerehrung durchführen wird, stellt ihre Treffsicherheit – natürlich außer Konkurrenz – auf die Probe. „Das ist viel schwieriger als es aussieht“, sagt sie hinterher.
Eine knappe Stunde vor Wettbewerbsende steht Daniel Götze, der Triple-Schützenkönig am Schießstand. Extra aus Zürich sei er angereist. „Ich habe in ganz Zürich erzählt, wie toll unser Oktoberfest ist. Wenn ich gewinne, kommt nächstes Jahr eine ganze Mannschaft aus meinem Betrieb zum Oktoberfest. Und wenn nicht, dann auch“, erklärt er lachend.
Hinter ihm in der Warteschlange steht Tobias Heim. Er war der Oberreitnauer Schützenkönig beim Kinderfest im Sommer. Hier beim Oktoberfest ist er zu jung für den Wettbewerb, weil er erst 13 Jahre alt ist und die Teilnahme erst ab 18 beginnt. Mitmachen darf er trotzdem, wenn auch ohne Chance auf einen Sieg. So ein bisschen dürfte seine Anwesenheit Grund dafür sein, dass sich später Strohe und Rausch überlegen, ob sie im kommenden Jahr extra Klassen für Jugendliche und für Frauen einrichten sollen. Was wiederum Melanie Flax, die Präsidentin des Weißensberger Narrenvereins, gut findet. Sie war 2015 Dritte und stand auch heute eine Weile an der Tafel, bevor sie von Strohe wieder ausgewischt wurde.
Schließlich geht es zur Siegerehrung ins Festzelt, und die Besucher erfahren die Fakten: 40 Teilnehmer haben insgesamt 148 Serien geschossen. „Zwischen 13 und 17 Uhr sind 740 Schuss abgegeben worden. Das ist eine reife Leistung“, sagt Strohe. Und: So spannend und so eng wie dieses Jahr sei es noch nie gewesen.
Auf dem Bronzeplatz ist KarlHeinz Strube mit 46 Punkten gelandet. Jochen Dreher und Daniel Götze haben beide 47 Punkte auf ihrer besten Serie erzielt, und deswegen muss die Deckserie – also die zweitbeste Schießscheibe – hinzugezogen werden. Und hier hat Götze 45 und Dreher 46 Punkte. Was bedeutet, das Jochen Dreher der fünfte WiesnSchützenkönig der Lindauer Zeitung ist. „Das war Nervenkitzel bis zur letzten Scheibe“, strahlt der frisch gekrönte König erleichtert. Wer bei ihm im kommenden Jahr an seinem gewonnenen Tisch beim Abend der Betriebe sitzen wird, bleibe bis kurz vor dem Lindauer Oktoberfest 2018 „top secret“.