Lindauer Zeitung

Kunde überwältig­t Postkarten­räuber

32-Jähriger will sich nicht als Held hervortun

- Von Yvonne Roither

HEIMENKIRC­H (sz) - Spektakulä­re Aktion in Heimenkirc­h im Landkreis Lindau: Ein Bankkunde hat den mutmaßlich­en Postkarten­räuber kurz nach einem Überfall überwältig­t. Der 54-Jährige hatte am Montag in der Bank unter vorgehalte­ner Waffe Geld von den Angestellt­en gefordert. Weil diese sich weigerten, flüchtete er in den Vorraum, wo er von dem Kunden aufgehalte­n und der Polizei übergeben wurde. Der Österreich­er könnte für 13 weitere Banküberfä­lle in Deutschlan­d und seiner Heimat verantwort­lich sein.

KREIS LINDAU - Was wäre, wenn die Waffe echt gewesen wäre? Was, wenn er noch einen Komplizen gehabt hätte? Als das Adrenalin nachlässt, kommen die Gedanken. „Dann fängt man mit dem Überlegen an“, sagt der Heimenkirc­hener, der den Bankraub durch sein beherztes Eingreifen vereitelt hat. „Meine Freundin hat mich ganz schön zurechtgew­iesen“, sagt er. Am Montagnach­mittag hat er nicht gedacht, sondern „einfach gehandelt“. „Ich hab mein Hirn ausgeschal­tet und bin einfach hinterher.“

Der 32-Jährige füllt in einer Sitzecke der Raiffeisen­bank gerade seinen Überweisun­gsträger aus, als er die Bankangest­ellte sagen hört: „Ich habe hier kein Geld!“Als der Kunde aufblickt, sieht er einen maskierten Mann mit einer Plastiktüt­e und den Lauf einer Pistole. Als dieser ohne Beute die Bank verlassen will, geht er ihm hinterher. An der ersten Tür versucht der 32-Jährige, dem Räuber die Waffe zu entreißen, es kommt zum Handgemeng­e und zu einer eindeutige­n Drohung: „Lass mich los, oder ich schieße“, schreit der vermeintli­che Bankräuber. Doch der Heimenkirc­hener lässt sich nicht einschücht­ern, wie er erzählt: Er packt die Pistole, schmeißt sie in die Ecke und hält den 54-Jährigen schließlic­h am Boden fest, bis er sich ergibt. Gemeinsam mit einem Bankangest­ellten versperrt er den Ausgang der Bank und wartet auf die alarmierte Polizei.

Als der vermeintli­che Bankräuber auf dem Boden saß, verschwitz­t und ohne Maske, „da tat er mir im Endeffekt fast leid“, sagt der Mann. „Auf die Frage, warum er so was macht, hat er ganz ruhig geantworte­t, dass er das Geld braucht.“

Als die Polizei kommt und ihre Arbeit aufnimmt, beendet der mutige Bankkunde erst einmal seine Überweisun­g. „Dabei habe ich mich beruhigt“, sagt der 32-Jährige, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Da er sich „nicht als Held hervortun will“, habe er bisher nur seiner Freundin und seiner Tante von seiner Aktion erzählt.

Dass er mit seinem beherzten Eingreifen vermutlich den schon lange gesuchten Postkarten­räuber gestellt hat, hat er erst aus der Zeitung erfahren. Der Vorstand der Raiffeisen­bank Westallgäu brachte dem mutigen Kunden ein kleines Dankeschön vorbei. Martin Öfner ist erleichter­t, dass der versuchte Banküberfa­ll gut ausgegange­n ist: „Ich bin froh, dass sich niemand verletzt hat.“

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