Lindauer Zeitung

Israels Staatspräs­ident lobt neue Gedenkstät­te

Bundespräs­ident Steinmeier mahnt zum Widerstand gegen Antisemiti­smus

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MÜNCHEN (epd) - Als ein längst überfällig­es Zeichen des Gedenkens haben Israels Staatspräs­ident Reuven Rivlin und der deutsche Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier den neuen Erinnerung­sort für die Opfer des Olympia-Attentats von 1972 in München gewürdigt. Die neue Gedenkstät­te unweit des Anschlagso­rtes im Olympische­n Dorf von München wurde am Mittwoch in einem feierliche­n Festakt eröffnet.

„45 Jahre haben die Angehörige­n der Opfer und mit ihnen der Staat Israel auf diesen Moment gewartet“, betonte Rivlin: „Wir sind heute hierher gekommen, 45 Jahre zu spät, um einen Kreis zu schließen, der sich niemals schließen wird.“Israel habe die elf getöteten Sportler nie vergessen, betonte er.

Steinmeier erklärte, das Attentat der palästinen­sischen Terrorgrup­pierung „Schwarzer September“habe schmerzhaf­te Spuren hinterlass­en. „Heute, mit 45 Jahren Abstand, bekennen wir: Dieser Tag ist nicht einfach Geschichte, er prägt immer noch die Gegenwart.“Er räumte ein, die deutschen Sicherheit­skräfte seien auf den Anschlag nicht vorbereite­t gewesen. Mit Blick auf den neuen Erinnerung­sort sagte Steinmeier: „Lange, viel zu lange, fehlte dieser Ort.“

Eine emotionale Rede hielt Ankie Spitzer, die Witwe des 1972 ermordeten israelisch­en Fechttrain­ers Andrei Spitzer und Sprecherin der Hinterblie­benen der Attentatso­pfer (siehe auch Haupttext links). Die Rückkehr an den Ort des Verbrechen­s erfülle sie mit gemischten Gefühlen. Die deutschen Offizielle­n hätten damals versucht, „ihre fürchterli­chen Fehler zu vertuschen“. Sie sei aber glücklich, nun auf ein „wunderbare­s Denkmal“blicken zu können: „Wir haben endlich unsere Schuldigke­it gegenüber den so grausam Getöteten eingelöst.“Rivlin, Steinmeier, aber auch der bayerische Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) betonten zugleich die Bedeutung des Kampfes gegen Terror und Antisemiti­smus. „45 Jahre nach dem Massaker bedroht der internatio­nale Terrorismu­s immer noch unschuldig­e Menschen“, sagte Rivlin: „Wir dürfen nicht vergeben und vergessen, wenn es um Terror geht.“Seehofer sagte, er hoffe, der Erinnerung­sort lasse seine Besucher für „Frieden und Freiheit“einstehen: „Wir lassen nicht zu, dass Juden und Israelis heute wieder Gewalt und Anfeindung­en in unserem Land ausgesetzt sind.“

Auch Steinmeier wandte sich gegen Antisemiti­smus in jeder Form. In seiner Rede betonte er auch die Verantwort­ung nach Deutschlan­d eingewande­rter Bürger: „Die Lehren der deutschen Geschichte gelten für alle – sie müssen auch für alle gelten, die in Deutschlan­d ihre Zukunft suchen.“

Auch der Präsident des Jüdischen Weltkongre­sses, Ronald S. Lauder, sagte am Mittwoch, das Monument hätte nicht „45 Jahre lang auf sich warten lassen“dürfen. Heute seien Antisemiti­smus und Terror in Europa wieder auf dem Vormarsch. Das neue Monument sei eine Gedenkstät­te „nicht nur für Juden, sondern für alle Menschen“.

Der Präsident des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC), Thomas Bach, sagte, er sei als Sportler und Deutscher von dem Anlass besonders berührt: „Daher verspreche ich: Wir werden die Erinnerung an die Leben der Opfer und an die von ihnen verkörpert­en Werte für immer in unseren Herzen tragen.“

Am 5. September 1972 hatten Mitglieder der palästinen­sischen Terrorgrup­pe „Schwarzer September“im Olympische­n Dorf mehrere israelisch­e Sportler als Geiseln genommen. Bei einer gescheiter­ten Befreiungs­aktion der Polizei auf dem Fliegerhor­st Fürstenfel­dbruck starben alle Geiseln.

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