Eine Schifffahrt, die ist lustig
Theater Knuth begeistert mit Pumuckl viele kleine und große Zuschauer
LINDAU – Pumuckls Erfolg ist auch nach über 50 Jahren ungebrochen: Kein Wunder, dass gut 130 kleine und große Zuschauer zum Kinder-Sommer-Theater ins Zeughaus gekommen waren, um den kleinen Kobold mit den roten Haaren und seinen Meister Eder zu erleben.
Und sie wurden nicht enttäuscht. Denn das Theater Knuth zeigte in einer Mischung aus Schauspiel und Figurentheater Ellis Kaut’s Originaltheaterstück „Pumuckl zieht das große Los“und nahm die Zuschauer mit auf eine ebenso spannende wie amüsante Reise über den Bodensee.
Zugegeben, das mit dem Bodensee entstammte nicht der Feder der Pumuckl-Erfinderin, die in ihrer extra für das Theater geschriebenen Geschichte den Meister Eder an einem Preisrätsel teilnehmen und eine Bodensee-Schifffahrt gewinnen lässt, damit der Pumuckl, als ein Nachfahre der Klabautermänner, seine Sehnsucht nach dem Meer stillen kann. Eher der künstlerischen Freiheit der beiden Schauspieler Andreas und Franka Kilger. Aber schließlich ist der Bodensee gemeinhin als Schwäbisches Meer bekannt. Allerdings mussten sich die Schauspieler bei dem ein oder anderen Mal, bei dem sie vom Meer sprachen, eine lautstarke Berichtigung der Kinder gefallen lassen, die immer wieder verbesserten: „Der Bodensee ist kein Meer, das ist ein See.“
Fahrt mit dem Bodenseedampfer
Aber egal. Wasser ist Wasser und die Geschichte fing sowieso erst mal an Land an. Und zwar in der Schreinerwerkstatt von Meister Eder. Dargestellt durch ein mit einem werkstattzeigenden Bild umgebenen Kabuff, das die Puppenführung des Pumuckls durch Franka Kilger verbergen wird und auf dessen oberer Ebene Pumuckls Schiffschaukel und sein Bettchen stehen. Aus der blau-weißen Bettdecke schaut nur ein roter Haarschopf heraus. Und noch sitzt der Meister Eder gemütlich auf seinem Stuhl und liest Zeitung. Doch wer den Pumuckl kennt, weiß, dass ihm langweilig wird, wenn der Meister Eder Zeitung liest, anstatt zu hobeln. Das jedenfalls kriegt der Schreinermeister zu hören, sobald der Pumuckl aufgewacht ist, sein erstes Gedicht „Klabauter singen lauter und nicht leiser. Ein Klabauter wird auch nicht heiser“, radegebrochen hat und nun dringend nach Schokolade verlangt.
Nicht nur der Pumuckl kommt in Fahrt, auch die Kinder sind vom ersten Augenblick an dabei und fiebern mit, als der Pumuckl das Foto von einem Schiff in der „dummen“Zeitung entdeckt. Es ist besagter Bodenseedampfer, auf dem als Hauptpreis eines Preisrätsels eine Fahrt winkt. „So ein Schmarrn“, findet zwar der Meister Eder, doch Pumuckl wie auch die Kinder schütteln kräftig Worte, damit die Lösung „Sommer, Sonne, Meer“herauskommt. Und sie sind entsetzt, als drei blaue Klabautermänner in der Werkstatt auftauchen, die erst Schiffschaukel, Bettchen, Schokolade, Hobelspäne und Meister Eder schlecht machen, um dann von ihrem perfiden Plan zu erzählen: Sie wollen den „Abtrünnigen“weg „aus dieser Welt“holen. Deshalb fädeln sie ein, dass Meister Eder bei dem Preisrätsel gewinnt. Und natürlich ist die Freude groß, als die Glücksfee der Firma „Weicheseif“die frohe Botschaft persönlich in die Werkstatt bringt. Da fliegt die Nageldose scheppernd vom Regal und das Gewinnerfoto wird nichts, weil dem Meister Eder immer wieder die Schiefermütze verrutscht.
Drei blaue Klabautermänner
Glaubt der Zuschauer bis dahin noch, dass hier mehrere Schauspieler hinter der Kulisse am Werke sein müssen, wird erst gegen Ende des Stückes klar, dass es tatsächlich nur zwei sind. Raffiniert gemacht, denn wenn Franka Kilger als Glücksfee oder Schiffsstewardess mit dem Meister Eder auf der Bühne zu sehen ist, ist der Pumuckl, der nur für den Schreinermeister sichtbar ist, unsichtbar. Und die drei blauen Klabautermänner wiederum sind lediglich für den Pumuckl (und natürlich die Zuschauer) sichtbar. Raffiniert auch, wie der Wechsel von einem Schauplatz zum nächsten, also von Hinterhofwerkstatt zu Schiff, vonstatten geht. Nämlich mittels einer neuen Bildverkleidung, die aus der Werkstatt ein Schiffschornstein werden lässt. Darauf toben sich die blauen Klabautermänner aus und machen den Pumuckl erst zu ihrem Freund, um ihn dann zu überreden, mit ihnen ins Meer zu springen. Denn, so klärt ihn der Oberklabauter auf, „die Heimat der Klabauter ist das schwäbische Meer“.
Zur Begeisterung der Kinder entscheidet sich der Pumuckl – trotz dramatischer Schlussszene – dann doch für ein Leben mit dem Meister Eder, Hobelspänen und Schokolade. Und er erkennt: „Ich brauche keinen Freund. Jedenfalls keinen, der von Schokolade nichts wissen will.“Am Ende ist es nicht nur diese Erkenntnis, die dem Meister Eder und seinem Pumuckl einen Riesenapplaus beschert.