Lindauer Zeitung

Eine Schifffahr­t, die ist lustig

Theater Knuth begeistert mit Pumuckl viele kleine und große Zuschauer

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU – Pumuckls Erfolg ist auch nach über 50 Jahren ungebroche­n: Kein Wunder, dass gut 130 kleine und große Zuschauer zum Kinder-Sommer-Theater ins Zeughaus gekommen waren, um den kleinen Kobold mit den roten Haaren und seinen Meister Eder zu erleben.

Und sie wurden nicht enttäuscht. Denn das Theater Knuth zeigte in einer Mischung aus Schauspiel und Figurenthe­ater Ellis Kaut’s Originalth­eaterstück „Pumuckl zieht das große Los“und nahm die Zuschauer mit auf eine ebenso spannende wie amüsante Reise über den Bodensee.

Zugegeben, das mit dem Bodensee entstammte nicht der Feder der Pumuckl-Erfinderin, die in ihrer extra für das Theater geschriebe­nen Geschichte den Meister Eder an einem Preisrätse­l teilnehmen und eine Bodensee-Schifffahr­t gewinnen lässt, damit der Pumuckl, als ein Nachfahre der Klabauterm­änner, seine Sehnsucht nach dem Meer stillen kann. Eher der künstleris­chen Freiheit der beiden Schauspiel­er Andreas und Franka Kilger. Aber schließlic­h ist der Bodensee gemeinhin als Schwäbisch­es Meer bekannt. Allerdings mussten sich die Schauspiel­er bei dem ein oder anderen Mal, bei dem sie vom Meer sprachen, eine lautstarke Berichtigu­ng der Kinder gefallen lassen, die immer wieder verbessert­en: „Der Bodensee ist kein Meer, das ist ein See.“

Fahrt mit dem Bodenseeda­mpfer

Aber egal. Wasser ist Wasser und die Geschichte fing sowieso erst mal an Land an. Und zwar in der Schreinerw­erkstatt von Meister Eder. Dargestell­t durch ein mit einem werkstattz­eigenden Bild umgebenen Kabuff, das die Puppenführ­ung des Pumuckls durch Franka Kilger verbergen wird und auf dessen oberer Ebene Pumuckls Schiffscha­ukel und sein Bettchen stehen. Aus der blau-weißen Bettdecke schaut nur ein roter Haarschopf heraus. Und noch sitzt der Meister Eder gemütlich auf seinem Stuhl und liest Zeitung. Doch wer den Pumuckl kennt, weiß, dass ihm langweilig wird, wenn der Meister Eder Zeitung liest, anstatt zu hobeln. Das jedenfalls kriegt der Schreinerm­eister zu hören, sobald der Pumuckl aufgewacht ist, sein erstes Gedicht „Klabauter singen lauter und nicht leiser. Ein Klabauter wird auch nicht heiser“, radegebroc­hen hat und nun dringend nach Schokolade verlangt.

Nicht nur der Pumuckl kommt in Fahrt, auch die Kinder sind vom ersten Augenblick an dabei und fiebern mit, als der Pumuckl das Foto von einem Schiff in der „dummen“Zeitung entdeckt. Es ist besagter Bodenseeda­mpfer, auf dem als Hauptpreis eines Preisrätse­ls eine Fahrt winkt. „So ein Schmarrn“, findet zwar der Meister Eder, doch Pumuckl wie auch die Kinder schütteln kräftig Worte, damit die Lösung „Sommer, Sonne, Meer“herauskomm­t. Und sie sind entsetzt, als drei blaue Klabauterm­änner in der Werkstatt auftauchen, die erst Schiffscha­ukel, Bettchen, Schokolade, Hobelspäne und Meister Eder schlecht machen, um dann von ihrem perfiden Plan zu erzählen: Sie wollen den „Abtrünnige­n“weg „aus dieser Welt“holen. Deshalb fädeln sie ein, dass Meister Eder bei dem Preisrätse­l gewinnt. Und natürlich ist die Freude groß, als die Glücksfee der Firma „Weicheseif“die frohe Botschaft persönlich in die Werkstatt bringt. Da fliegt die Nageldose scheppernd vom Regal und das Gewinnerfo­to wird nichts, weil dem Meister Eder immer wieder die Schiefermü­tze verrutscht.

Drei blaue Klabauterm­änner

Glaubt der Zuschauer bis dahin noch, dass hier mehrere Schauspiel­er hinter der Kulisse am Werke sein müssen, wird erst gegen Ende des Stückes klar, dass es tatsächlic­h nur zwei sind. Raffiniert gemacht, denn wenn Franka Kilger als Glücksfee oder Schiffsste­wardess mit dem Meister Eder auf der Bühne zu sehen ist, ist der Pumuckl, der nur für den Schreinerm­eister sichtbar ist, unsichtbar. Und die drei blauen Klabauterm­änner wiederum sind lediglich für den Pumuckl (und natürlich die Zuschauer) sichtbar. Raffiniert auch, wie der Wechsel von einem Schauplatz zum nächsten, also von Hinterhofw­erkstatt zu Schiff, vonstatten geht. Nämlich mittels einer neuen Bildverkle­idung, die aus der Werkstatt ein Schiffscho­rnstein werden lässt. Darauf toben sich die blauen Klabauterm­änner aus und machen den Pumuckl erst zu ihrem Freund, um ihn dann zu überreden, mit ihnen ins Meer zu springen. Denn, so klärt ihn der Oberklabau­ter auf, „die Heimat der Klabauter ist das schwäbisch­e Meer“.

Zur Begeisteru­ng der Kinder entscheide­t sich der Pumuckl – trotz dramatisch­er Schlusssze­ne – dann doch für ein Leben mit dem Meister Eder, Hobelspäne­n und Schokolade. Und er erkennt: „Ich brauche keinen Freund. Jedenfalls keinen, der von Schokolade nichts wissen will.“Am Ende ist es nicht nur diese Erkenntnis, die dem Meister Eder und seinem Pumuckl einen Riesenappl­aus beschert.

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FOTO: ISA Meister Eder und sein Pumuckl machen eine aufregende Schiffsrei­se auf dem Bodensee.

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