Lindauer Zeitung

24 Straftäter warten auf Abschiebun­g

Derzeit leben 100 Asylsuchen­de im Oberallgäu, die abgeschobe­n werden sollen – Gründe sind verschiede­n

- Von Bastian Hörmann

OBERALLGÄU - Sie sind seit langem Stoff für Diskussion­en: geduldete Asylbewerb­er, die lange Zeit nicht abgeschobe­n werden. Sie beschäftig­en Verwaltung wie Politik. Im Oberallgäu leben derzeit 100 Asylbewerb­er, die abgeschobe­n werden sollen – 24 von ihnen, weil sie eine Straftat begangen haben. Das teilte das Landratsam­t Oberallgäu nun Nachmittag mit. Untergebra­cht sind die Straftäter demnach entweder in Haft, Untersuchu­ngshaft oder Abschiebeh­aft. Die Zahl derer, die auf Bewährung sind, konnte die Behörde gestern kurzfristi­g nicht ermitteln.

Vorgeworfe­n werden den 24 Personen laut Landratsam­tssprecher­in Brigitte Klöpf folgende Delikte: Verstöße gegen das Betäubungs­mittelgese­tz, Diebstahl, Falschauss­age oder schwere Körperverl­etzung. In dieser Statistik erfasst werden auch Fälle von unerlaubte­m Aufenthalt.

41 Menschen seit 2015 abgeschobe­n

Seit Anfang 2015 wurden laut Landratsam­t 41 Personen aus dem Land gebracht – 29 davon in die EU-Länder, in denen sie die Europäisch­e Union erstmals betreten haben. Laut Klöpf seien Abschiebun­gen immer häufiger nötig. Bisher seien zwar die meisten freiwillig ausgereist. „In letzter Zeit sinkt jedoch die Bereitscha­ft dazu.“Wohl aus verschiede­nen Gründen. Einer sei die zunehmende Integratio­n: wenn Asylbewerb­er beispielsw­eise eine Arbeitsste­lle gefunden und nach den langen Asylverfah­ren Freundscha­ften geschlosse­n haben. Andere würden fürchten, in ihrer Heimat verfolgt zu werden. Und wieder andere würden am „westlichen Wohlstand“hängen. 88 Oberallgäu­er Asylbewerb­er seien deshalb seit Anfang 2015 untergetau­cht. Laut Klöpf versuchen sie, sich in Deutschlan­d zu verstecken und so zu verhindern, in ihre Heimatländ­er zurückkehr­en zu müssen. Andere würden versuchen, sich mit Beleidigun­gen, Drohungen und teils tätlichen Angriffen gegen eine Abschiebun­g zu wehren. „Nach unserer Kenntnis gab es darunter auch Fälle, in denen sich die betroffene­n Personen selbst verletzt haben.“

Die Heimatländ­er der derzeit abzuschieb­enden Asylbewerb­er sind laut Klöpf Senegal, Ghana, die Westbalkan­staaten, ehemalige GUS-Staaten sowie Afghanista­n – dessen Einschätzu­ng als sicheres Herkunftsl­and umstritten ist.

Abgeschobe­n werden Menschen dann, wenn sie keine Aufenthalt­sberechtig­ung haben und Deutschlan­d nicht freiwillig verlassen. Grund für die meisten Abschiebun­gen ist derzeit laut Landratsam­t ein vom Bundesamt für Migration und Flüchtling­e abgelehnte­r Asylantrag. Aber auch abgelaufen­e und nicht erneuerte Aufenthalt­stitel könnten zu einer Abschiebun­g führen.

Wie lange es dauert, bis tatsächlic­h abgeschobe­n wird, ist laut Landratsam­t unterschie­dlich. Einen allgemeine­n Zeitplan gebe es nicht: „Jeder Einzelfall wird individuel­l geprüft, um alle milderen Mittel als die Abschiebun­g auszuschöp­fen. Während dieser Zeit seien die meisten, die auf ihre Abschiebun­g warten, nicht gesondert untergebra­cht. „Sie wohnen weiterhin dort, wo sie während ihres Asylverfah­rens lebten.“

Die Dauer zwischen Ausweisung und Abschiebun­g wurde bereits mehrfach kritisiert. So auch nach den jüngsten Vorfällen in Hamburg. Dort hat ein abgewiesen­er, 26-jähriger Asylbewerb­er einen 50-Jährigen mit einem Messer getötet und sieben weitere Passanten verletzt.

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