So einen Sommer will jeder Älpler haben
Gute Bilanz vor Beginn des Viehscheids – Kälteeinbruch Ende April
WANGEN - Der Alpwirtschaftliche Verein des Allgäus zeigt sich in einer vorläufigen Bilanz zufrieden mit dem Verlauf des diesjährigen Alpsommers. Es sei insgesamt sehr gut verlaufen, sagt dessen Geschäftsführer Michael Honisch. Das Wetter habe größtenteils mitgespielt. Gras sei gut gewachsen. Größere Unglücke sind nach seinen Worten bisher nicht passiert. Die Ausfälle beim Vieh durch Verletzungen oder Krankheiten lägen weiter unter einem Prozent des gesamten Bestands.
Nach den vorliegenden Zahlen geht Honisch davon aus, dass im Frühjahr wieder so viele Tiere auf die Allgäuer Hochweiden gezogen seien wie im Vorjahr: rund 31 000 Stück Jungvieh, etwa 2700 Kühe, dazu noch 300 Pferde, 400 Ziegen und Schafe sowie 500 Alpschweine. Für alle zusammen beginnt nun wieder der Weg ins Tal. Den ersten Viehscheid gibt es bereits am Samstag in Pfronten und Seeg. Bis Anfang Oktober werden dann die Hochweiden geräumt sein.
„Es war ein Alpsommer, wie ihn jeder Älpler so wieder haben will“, glaubt Honisch. Er verweist jedoch darauf, dass letztlich nichts perfekt ist. So habe der Kälteeinbruch Ende April das Graswachstum teilweise etwas verzögert. Dies habe für manche niedrig gelegene Alpe Folgen gehabt. Sie werden üblicherweise frühzeitig bezogen. Heuer sei es manchmal zu Verspätungen beim Viehauftrieb gekommen, sagt Honisch.
Ausreichend Niederschläge
Wegen des verzögerten Graswachstums ist es offenbar mancherorts am Anfang auch zu einer etwas niedrigeren Milchproduktion gekommen. Senner hätten davon berichtet, so Honisch. Das Problem habe sich aber rasch gelöst. Hilfreich für die Futtersituation sei dann ein warmer Juni gewesen. Zugleich hätten ausreichend Niederschläge dem Graswachstum gutgetan. „Eine langanhaltende Trockenheit, wie es sie in den vergangenen Jahren manchmal gab, konnte dieses Mal nicht verzeichnet werden“, berichtet der Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins. Von Schneefall sei man auch weitgehend verschont geblieben. Erst Ende August habe es auf hoch gelegenen Alpen geschneit.
Das in den vergangenen Jahren immer wieder aufgetauchte Thema Rinder-TBC habe heuer laut Honischs Angaben keine Rolle gespielt. Dies gelte auch für weitere Krankheiten. Er erwähnt nur das starke Auftreten von Insekten nach dem warmen Juni. Speziell Pferdebremsen hätten das Vieh auf mancher Alpe geplagt. Einige Hirten hätten beim Vieh Probleme mit einer als Äugler bekannten Krankheit gehabt. Insekten legen dabei Eier in die Augenwinkel der Tiere.
Ähnlich positiv wie im Allgäu wurde der Alpsommer auch im benachbarten Vorarlberg gewertet. „Der von wechselnden Witterungsverhältnissen beeinflusste Sommer war durch eine reichhaltige Futtergrundlage grundsätzlich gut für Mensch und Tiere“, hieß es dieser Tage vom zuständigen Agrarlandesrat Erich Schwärzler. In Vorarlberg liegt die Zahl der Tiere auf den Hochweiden geringfügig über jener im Allgäu. Geografisch bedingt befinden sich in dem österreichischen Bundesland zahlreiche Alpen in höheren Lagen. Den ersten Viehscheid gab es hier bereits am vergangenen Wochenende. Bis Mitte September sollen die Alpen in Vorarlberg geräumt sein.
Angst vor dem Wolf
Sorgen macht man sich in Vorarlberg wie im Allgäu wegen des Auftauchens von Wölfen. Bisher zogen nur einzelne Exemplare umher. Die Älpler halten ihre Tiere aber für höchst bedroht. Entsprechend fordert Honisch vom Alpwirtschaftlichen Verein des Allgäus „ein aktives Wolfsmanagement“, sollten die Raubtiere verstärkt auftauchen. Gemeint ist damit die Möglichkeit, Wölfe notfalls auch abschießen zu können.