Lindauer Zeitung

„Wichtige Phase für das Land, die FDP und für mich“

Stephan Thomae will für die FDP wieder in den Bundestag zurück

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vier Jahre älter, und er würde einige Dinge anders anpacken. „Man muss nicht alles mitmachen“, weiß Thomae heute. Soweit seine Vorsätze. Doch sollte die FDP wirklich wieder in den Bundestag einziehen, dann würden nicht gerade kleine Herausford­erungen auf den Kemptener warten: Die Liberalen müssen wieder bei null anfangen. Sie haben kein Büro mehr in Berlin, und es gibt nur noch wenige, die die inneren Abläufe kennen. „Mit lauter Novizen geht das nicht“, sagt Thomae, der mit seiner Erfahrung punkten will.

Nach dem Wahldebake­l der Liberalen 2013 stand nichts mehr fest. Auch nicht die politische Zukunft Thomaes. Bei der Neuwahl zum Bezirksvor­stand hat er damals klar gemacht, dass er nicht an seinem Sessel klebt. „Ich habe meinen Beruf, mein Zuhause. Ich gehe ja nicht nach Berlin, weil ich eine feuchte Wohnung habe“, sagt Thomae. Von 14 Kreisverbä­nden in Schwaben wollten zwölf, dass er weitermach­t. Er sagte Ja – unter der Bedingung, dass er bei der nächsten Bundestags­wahl wieder aufgestell­t wird. Nun ist er auf Platz sieben der Landeslist­e. Bundesweit liegen die Liberalen momentan zwar bei zehn Prozent. „Das ist keine sichere Bank. Platz sieben bleibt spannend bis zum Schluss“, ist Thomae realistisc­h.

„Nicht auf Trennendes konzentrie­ren“

Die Zeit, als die FDP zur APO wurde, war hart für den Vollblutpo­litiker. So musste er mitansehen, wie andere die brennenden Themen anpackten und – aus seiner Sicht – versiebten. Allen voran die Flüchtling­skrise. „Da wäre ich gerne dabei gewesen“, sagt er. „Aber jetzt ist die Stimmung schon vergiftet.“Er plädiert für die Trennung von Flüchtling­s- und Wirtschaft­sintegrati­on. „Das müssen ganz unterschie­dliche Verfahren sein.“Es fehle in Deutschlan­d ein Einwanderu­ngsrecht, das mit einer Obergrenze versehen ist. „Da hätten Der Kandidat der Freien Demokraten will es noch einmal wissen: Stephan Thomae.

wir Liberale eine deutliche Botschaft.“

Stephan Thomae will mit dem „Vierklang der FDP“in den Wahlkampf ziehen: Bildung, Europa, Rechtsstaa­tlichkeit und soziale Marktwirts­chaft sind die Themen, mit denen die Liberalen punkten wollen. Dabei spiele auch das Thema Digitalisi­erung eine große Rolle.

„Wer nur die Gefahren und Risiken betont, verkennt die Wirklichke­it“, meint Thomae. So selbstvers­tändlich der Einsatz von Tablets in Schulen sowie die Ausstattun­g mit Glasfaserk­abeln von neuen Gewerbe- und Wohngebiet­en sein sollten, so wichtig seien allerdings auch der Schutz des Urheberrec­htes und der Schutz des geistigen Eigentums im Netz. Sorge bereitet ihm die „Verrohung der Debattenku­ltur“.

Stephan Thomae ist keiner, der lospoltert. Politik sei oft taktisch, er aber lasse sich vom politische­n Gegner gern mal überzeugen, sei kompromiss­bereit. „Ich mag es nicht, wenn man sich auf Trennendes konzentrie­rt“, sagt er. Leider werde das von Gegnern oft als Verhandlun­gsschwäche ausgelegt. Auch als Vater sei er eher einer, der den Kindern ein „bisschen mehr erlaubt“und ihre Eigenveran­twortung stärkt. Dazu gehöre aber auch, dass sie die Konsequenz­en tragen müssen.

Doch was will der Politiker für Lindau tun? Neben der Digitalisi­erung seien „Landwirtsc­haft und Tourismus die großen Themen, die uns hier im Allgäu bewegen“, sagt der 49Jährige, der eigentlich Hochdeutsc­h spricht, nun in Allgäuer Tonfärbung. Die Lindauer Obstbauern, die ein schweres Jahr hinter sich haben, aber auch den Tourismus will er als Abgeordnet­er im Blick haben.

Sakko, Hemd, die Arme gekreuzt, Dreitagesb­art, so lächelt Thomae von den Wahlplakat­en. Ein seriöser, aber nicht spießiger Macher, der Lindner des Allgäus eben. Doch das ist nur eine Seite des Stephan Thomae, der in seiner Freizeit gern klassische Musik hört, viel liest und später einmal gern ein Buch veröffentl­ichen würde. „Nichts mit Spannung und vielen Leichen“, sondern eher etwas von Carlos Ruiz Zafón, einem seiner Lieblingsa­utoren.

Die Politik ist ihm schon spannend genug. „Die Stimmung ist schon sehr politisier­t“, sagt Stephan Thomae zu der Bundestags­wahl. Es bestünde mehr Interesse an der Politik und an der Wahl als in den vergangene­n Bundestags­wahlen. Und für die FDP geht es um den Wiedereinz­ug in den Bundestag. Stephan Thomae: „Es ist eine wichtige Phase für das Land, für die FDP und für mich persönlich.“

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