Störenfriede sind Naturfreunden ein Dorn im Auge
Immer wieder dringen Leute in den geschützten Bereichen des Eriskircher Rieds ein
ERISKIRCH - Ein Schild am Rand des Waldwegs klärt die Besucher über die Spielregeln im Naturschutzgebiet auf: „Die Wege zu verlassen“, ist hier ebenso verboten, wie zu zelten, zu lagern und Abfälle wegzuwerfen. Doch nicht jeder hält sich im Eriskircher Ried an diese Verbote. Besonders im Sommer zieht das Naturschutzgebiet viele Besucher an, Einige verlassen die ausgewiesenen Wege und schlagen inmitten von geschützten Pflanzen und Tieren ihr Lager auf.
Der Häfler Tim Slangen ist oft mit seinem Hund oder zum Joggen im Eriskircher Ried unterwegs. Immer wieder sei ihm in den vergangenen Wochen aufgefallen, dass Menschen unerlaubt in die geschützten Bereiche des Rieds vorgedrungen seien, beispielsweise, um dort zu grillen. „Sie treten Büsche nieder und brechen Äste von Bäumen ab“, ärgert sich der 25-Jährige. Dabei sei durch Zäune und Schilder eigentlich klar ersichtlich, wo man sich aufhalten darf – nämlich auf den öffentlichen Wegen und Seezugängen – und wo die abgesperrten Bereiche des Naturschutzzentrums beginnen.
Auch ließen die Leute dort ihren Müll zurück. An einer bei den NaturStörenfrieden besonders beliebten Stelle habe, er beispielsweise Plastikbecher, Verpackungen, Plastiktüten und Einweggrills gefunden, berichtet Tim Slangen. Seiner Beobachtung nach seien es vor allem Jugendliche und junge Erwachsene, die unerlaubt in die geschützte Natur eindringen.
Beim „Lagern“erwischt
Gerhard Kersting von Naturschutzzentrum Eriskirch weiß um das Problem. Auch er hat bei seinen Rundgängen durch das Ried schon öfter Leute beim unerlaubten „Lagern“ hinter den Absperrungen erwischt. Er weise sie dann auf ihr Fehlverhalten hin: „Die meisten reagieren verständnisvoll, aber es gibt natürlich auch eine Minderheit, die sich schwer tut, so etwas zu akzeptieren“, sagt Kersting. In einem Naturschutzgebiet, wie es das Eriskircher Ried ist, greife die sogenannte Schutzgebietsverordnung, klärt er auf. Die besagt, dass man in diesen Gebieten ganzjährig auf den ausgewiesenen Wegen bleiben muss. Wer sich nicht daran hält und in die geschützten Bereiche vordringt, beschädigt nicht nur Pflanzen, sondern stört auch die vielen Tiere, die dort leben. Vögel würden von den Eindringlingen aufgeschreckt: „Auch wenn es nur ein Feuer ist, das für ein paar Stunden brennt, kann es passieren, dass die Vögel vom Nest vertrieben werden und die Tiere ihre Brut dann aufgeben“, erklärt der Diplombiologe.
Auch jetzt im Spätsommer gebe es noch ein paar brütende Vogelarten wie beispielsweise den Haubentaucher. Selbst im Winterhalbjahr komme es immer wieder vor, dass die Leute innerhalb der geschützten und abgesperrten Zone am Ufer entlang gehen. „Auch dann kann es noch passieren, dass dadurch Vögel aufgescheucht werden“, warnt Kersting.
Polizei gezielt informieren
Den Bereich im sogenannten Seewiesenesch, wo an der Seedohle unterhalb der Aussichtsplattform besonders häufig Müll und Grillstellen von unerlaubtem „Lagern“zeugen, wolle das Naturschutzzentrum künftig stärker in den Fokus nehmen. „Dort werden wir vermehrt ein Auge drauf haben, wir leisten außerdem Aufklärungsarbeit“, sagt Kersting. Er würde es begrüßen, wenn im Naturschutzgebiet stärker kontrolliert würde – wenn nötig, auch von der Polizei und mit Bußgeldern.
Auch die Stadt Friedrichshafen kennt das Problem. An der Seedohle unterhalb der Aussichtsplattform gebe es derzeit noch eine „bautechnische Lücke im Zaun“, die jedoch im Herbst geschlossen werde, kündigt die städtische Pressesprecherin Andrea Kreuzer an. Eine durchgängige Kontrolle der Polizei sei jedoch nicht möglich, stellt sie klar. Jedoch könne die Polizei bei Verstößen gezielt informiert werden. Um das Ried von zurückgelassenem Müll zu befreien, soll der Bereich zwischen Rotachmündung und dem Seewiesenesch bei künftigen Seeputzeten im Fokus stehen, informiert Kreuzer.