Per Fingertipp in die Parklücke rangieren
Apps im Auto und auf dem Smartphone machen dem Fahrer das Leben immer leichter
STUTTGART/MÜNCHEN (dpa) - Die Kaffeetasse in der einen Hand, das Smartphone in der anderen. Mit ein paar Tippern ist das Ziel ins Navi eingegeben. Unter Berücksichtigung aktueller Verkehrsdaten berechnet das Navi die optimale Abfahrtszeit. Ganz bequem am Küchentisch. Die App sagt an, ob die Zeit für eine zweite Tasse reicht. Solche Apps auf Smartphones und in Autos unterstützen Menschen immer mehr im Alltag. Doch das ist nur eine Zwischenlösung.
Sie können einen Parkplatz oder eine Tankstelle finden, beim ferngesteuerten Einparken helfen oder schnell einen Pannendienst rufen. Auch der Zustand moderner Autos lässt sich über Apps abfragen, etwa der Tankfüllstand oder der Ladestand bei Elektrofahrzeugen oder gar der Standort. Hilfreich sind außerdem Apps für Navigation mit Verkehrsflussanzeige, fürs elektronische Fahrtenbuch bei Geschäftswagen oder für Musikstreaming.
Freie Parkplätze finden
So nutzt beispielsweise der neue Audi A8 eine App auf dem Smartphone als eine Art Fernsteuerung. Mit dem AI-Remote-Garagenpilot steuert er selbsttätig in eine Parklücke oder Garage und wieder heraus. Bosch und Mercedes arbeiten an einem ähnlichen System zum vollautomatisierten Einparken. Beim aktuellen BMW 5er lassen sich freie Parkplätze am Straßenrand und im Parkhaus mit dem On-Street Parking Service in Echtzeit finden, bei Mercedes, Toyota und Lexus zumindest in Parkhäusern. Doch nicht alle Apps sind sinnvoll oder erlaubt. Wer auf seinem Smartphone eine Blitzer-App installiert hat, riskiert ein Bußgeld.
„Apps im Fahrzeug müssen Kunden einen echten Mehrwert bieten – und dabei einfach und komfortabel zu bedienen sein“, sagt Sajjad Khan, Leiter Digital Fahrzeuge und Mobilität bei der Daimler AG. Idealerweise bekommt der Fahrer Informationen nur dann, wenn sie für ihn relevant sind. Das können Hinweise auf Spritpreise und Tankstellen sein, wenn der Tank sich der Reserve nähert. Idealerweise erscheint die Meldung proaktiv durch die App – ohne Zutun des Fahrers. „Das wirkt sich dann auch positiv auf die Fahrerablenkung aus und sorgt für ein Mehr an Sicherheit“, sagt Khan. Wichtig sei, dass Apps in Fahrzeugen stets aktuelle Daten anzeigen und nicht zu kompliziert aufgebaut seien.
Einen großen Unterschied zwischen Apps auf Smartphones und in
Autos sieht Dieter May, Leiter digitale Dienste bei BMW, nicht. „Nur die Integration der Apps unterscheidet sich zwischen Smartphones und Autos, die Funktionalität bleibt gleich“, sagt May. Hantieren und Tippen auf den Apps werden aber demnächst der Vergangenheit angehören. „Apps werden bald durch Sprachsteuerung
ersetzt“, so May. Dadurch können auch Tasten und Schalter am Armaturenbrett verschwinden. „Bedienung über Sprache ist einfacher und sicherer“, sagt May.
Und noch etwas wird sich in den nächsten Jahren ändern: Künftig können mit Apps und digitalen Diensten spezielle Funktionen im Auto gegen Gebühr freigeschaltet oder zugebucht werden. „Die Besitzer können dann Dienste ausprobieren und bestellen“, sagt May. So werde das Auto in wenigen Jahren mit der Auslieferung noch kein endgültiges Produkt sein, sondern entwickele sich durch neue digitale Zusatzdienste immer weiter. „Es kommt aus der Fabrik und fängt an zu leben.“
Preiswertere Alternative
Einige Apps im Fahrzeug bieten gegenüber Smartphone-Apps Vorteile: Sie informieren etwa über Füllstände oder Reichweite und sind Bestandteil des Multimediasystems. Sie integrieren sich technisch wie optisch und lassen sich zum Teil schon über eine Sprachsteuerung bedienen. Aber auch Apps externer Anbieter auf Smartphones können von Vorteil sein: „Apps, die über das Handy laufen, können Lücken in der Fahrzeugausstattung schließen und sind meistens die preiswertere Alternative“, sagt der Technikexperte Gunnar Beer vom Auto Club Europa (ACE). Das gelte vor allem für Navigation und Streaming, „was beides ab Werk zum Teil teuer und dabei nicht mal auf dem neuesten Stand ist.“
Allerdings sei die Nutzung von Smartphone-Apps während der Fahrt verboten. „Das Problem ist, dass sogar ein ausgeschaltetes Handy während der Fahrt nicht in die Hand genommen werden darf“, sagt Beer. Auch das Schreiben einer SMS, das Ablesen der Uhrzeit und die Verwendung des Smartphones als Diktiergerät sind nicht erlaubt. Nutzen lässt sich das Smartphone während der Fahrt nur, etwa als Navi, wenn das Gerät mit einer Halterung im Auto angebracht ist. „Am sinnvollsten ist deshalb die Integration des Handys in das Multimediasystem des Fahrzeugs per Android Auto, Mirror Link oder CarPlay“, rät Beer. So könnten das Handy und seine Apps ferngesteuert werden, „idealerweise vom Lenkrad aus“.