Im Winter werden die Lehrer fehlen
Für Grund- und Mittelschulen gibt es zu wenige Lehrer
LINDAU (dik) - Auch im Landkreis Lindau rechnet Schulamtsdirektor Thomas Novy in den kommenden Monaten damit, dass Lehrer an Grund- und Mittelschulen fehlen. Zu Beginn des Schuljahres sei das noch kein Problem, aber es gebe zu wenige Reservekräfte, die einspringen, wenn Kollegen krank oder schwanger werden. Spätestens mit der ersten Grippewelle werde es Probleme geben.
Dass es zu wenig neue Lehrer gibt für Grund- und Mittelschulen ist unter Fachleuten schon länger ein Alarmthema. Manch ein Bildungspolitiker hat schon von einem bevorstehenden Notstand gesprochen. Ganz so weit geht Novy nicht. Doch auch er erwartet: „Im Herbst oder Winter könnten wir Probleme bekommen.“
Zum Schuljahresbeginn sei der Bereich des Staatlichen Schulamts, das für die Grund- und Mittelschulen in den Landkreisen Lindau und Oberallgäu sowie in der Stadt Kempten zuständig ist, noch gut mit Lehrern versorgt. Genaue Zahlen gehen aus der Pressemitteilung nicht hervor, denn das Amt nennt nur die Zahl der Beschäftigten insgesamt an den 27 Grund- und Mittelschulen im Landkreis Lindau. Demnach ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr sogar deutlich gestiegen, denn die 411 Beschäftigten sind 40 mehr als vor einem Jahr. Aber wie viele Lehrer dabei sind und welche anderen Angestellten und Mitarbeiter in der Zahl stecken, geht aus der Pressemitteilung nicht hervor.
Laut Novy ist die sogenannte Mobile Reserve zu klein. Das sind Lehrer, die einspringen, wenn Lehrer vor Ort ausfallen. Laut Novy ist die Mobile Reserve mit Beginn des Schuljahres rein zahlenmäßig groß genug, aber darunter seien „sehr viele“Lehrerinnen, die ein Kind erwarten. Sie gehen noch in diesem Jahr in den Mutterschutz und anschließend in Elternzeit. Außerdem seien als Reserve Lehrer erfasst, die seit langem krank sind und bei denen Novy nicht weiß, ob und wann sie wiederkommen.
Der Schulamtsdirektor berichtet, dass er einzelne Stellen mit Quereinsteigern besetzt hat, vor allem mit Lehrern, die eigentlich Lehramt für Realschulen oder Gymnasien studiert haben. Einzelne haben bereits vor einem Jahr begonnen und sind mitten in der zwei Jahre dauernden Probezeit.
Zahl der Grundschüler bleibt fast unverändert hoch
Die Lehrerversorgung ist umso problematischer, als die Schülerzahlen zumindest an den Grundschulen weiter deutlich über denen der vergangenen Jahre liegen. Das hatte Novy schon vor einem Jahr mit Flüchtlingskindern erklärt, die im Landkreis zur Schule gehen. So schulen Eltern am Dienstag im Landkreis Lindau 656 Mädchen und Jungen ein, das sind genauso viele wie vor einem Jahr. Auch die Zahl der Grundschüler insgesamt bleibt fast unverändert bei 2656 (Vorjahr: 2659) Die Zahl der Mittelschüler geht aber deutlich zurück: 828 Mittelschüler sind rund 60 weniger als im Vorjahr.
Für die Zahl der Klassen hat das kaum Folgen, denn die Grundschulen im Landkreis bilden heuer 126 Klassen (128), die Mittelschulen 44 (45). Die Zahl der Eingangsklassen steigt sogar um zwei auf 28. Das bedeutet, dass es weniger große Klassen mit mehr als 25 Schülern geben wird. 18 Klassen werden weniger als 15 Schüler haben.
Im Landkreis wird es an Grundschulen fünf und an Mittelschulen drei Migrationsklassen mit höchstens 25 Schülern geben, in denen mehr als die Hälfte der Schüler Migrationshintergrund hat. Zudem gibt es Übergangsklassen, Deutschförderklassen oder das DAZ-mobil – Angebote mit zusätzlichen Lehrerstunden, damit diese Schüler möglichst schnell Deutsch lernen.