Im Kids Camp Freunde fürs Leben finden
Rotarier ermöglichen benachteiligten Kindern einen schönen Urlaub im Zeltlager
LINDAU - Sommerzeit ist Reisezeit. Allerdings nicht für jeden. Viele Familien oder Alleinerziehende können es sich schlichtweg nicht leisten, mit ihren Kindern in den Urlaub zu fahren oder den Kindern eine Ferienfreizeit zu bezahlen. Deshalb hat der Rotary Club Lindau-Westallgäu heuer zum zweiten Mal 60 Kinder zwischen acht und vierzehn Jahren aus dem Distriktgebiet zwischen Karlsruhe und dem Bodensee in das Kids Camp auf den Gitzenweiler Hof eingeladen. Ein Sozialprojekt, das sich der aus 42 Mitgliedern bestehende Serviceclub immerhin rund 14 000 Euro kosten lässt. Tatsächliche Kosten, Sachspenden und über 300 Stunden ehrenamtliches Engagement mit eingerechnet.
Große weiße Zelte bilden einen Kreis auf der Wiese des Gitzenweiler Hofs. Durch die geöffneten Bahnen sind Feldbetten mit Schlafsäcken zu sehen. Und jede Menge Rucksäcke. Doch die Zelte sind verwaist. Kein Wunder, denn endlich scheint wieder die Sonne. Und die 60 Kinder, die in diesem Jahr beim Kids Camp teilnehmen, sind allesamt damit beschäftigt, sich bei den acht Disziplinen der „olympischen Spiele“zu beweisen. Im Weitsprung etwa, beim Büchsenschießen mit dem Katapult oder beim Diskuswerfen mit der Frisbeescheibe. Schließlich lautet das Motto des diesjährigen Zeltlagers „griechisch-römische Antike“.
„Ja, das ist total gemein gewesen: Die Kinder kamen, und es hat zu regnen angefangen“, sagt Heidrun Müller, die an diesem Tag nicht als Geschäftsführerin des Gitzenweiler Hofs zu dem Zeltlager kommt, sondern als Präsidentin des Rotary Club Lindau-Westallgäu. „Aber wir haben das Beste draus gemacht und eben dementsprechend umorganisiert“. So ging es während des fünftägigen Zeltlagers statt zum Badenim Bodensee ins Kino, statt nach Bregenz und auf den Pfänder ins Inatura nach Dornbirn und wegen des nassen Platzes besuchte nicht die Freiwillige Feuerwehr Weißensberg die Kinder im Zeltlager, sondern die Kinder besuchten die Feuerwehr. „Die Kids haben echt gut durchgehalten und haben es locker genommen mit dem Wetter“, fasst auch Florian Guldenfels die Stimmung des fünftägigen Zeltlagers zusammen. Und er muss es ja wissen, schließlich war er als Betreuer des Jugend-Service-Clubs Rotaract die ganzen fünf Tage rund um die Uhr dabei. Die Trägerschaft des Kids Camps wiederum hat der Verein „Urlaubskinder“übernommen, der ebenfalls aus der Familie der Rotary- und Rotaract-Clubs entstanden ist.
Schönen Urlaub bereiten
„Wir möchten den Kindern einen schönen Urlaub bereiten“, erklärt Heidrun Müller die Motivation des Service-Clubs, bereits zum zweiten Mal in Folge eine Menge Geld und Zeit in die Hand genommen zu haben. Ziel des Projekts sei nämlich, so erklärt die Präsidentin weiter, Kindern aus sozial schwachen und benachteiligten Familien nicht nur einen „Urlaub vom Alltag“zu schenken, sondern gleichermaßen auch Teamgeist und Freude zu fördern, sie mental zu fördern und ihr Selbstwertgefühl zu steigern. „Das Kids Camp bedeutet zwar nur eine kurze Auszeit vom Alltag. Aber die Kinder nehmen viel mit“, ist sie überzeugt.
Überzeugt von der Sinnhaftigkeit dieses gemeinschafts- und freundschaftsfördernden Sozialprojekts waren auch die anderen 41 Mitglieder von Rotary Lindau-Westallgäu. Steht dies doch in direktem Zusammenhang mit dem Rotary-Club-Motto „gemeinsam, engagiert, tolerant, und wirkungsvoll“Dienst am Mitmenschen zu leisten und Gutes zu tun. „Mit dieser Motivation gehen wir da ran“, betont Müller und sagt: „Die Kinder kriegen fünf Tage Spaß, erleben Gemeinschaft und unternehmen Dinge, die sie im Alltag nicht bekommen. Das lässt sie ,normal’ und integriert sein, wenn sie nach den Ferien zurück in die Schule und zu ihren Freunden kommen.“Nicht umsonst haben sich so gut wie alle Mitglieder des Rotary Clubs LindauWestallgäu persönlich bei dem Projekt eingebracht und hat sich jeder auf seine Art engagiert. Sei es durch die Organisation des Zeltlagers, die bereits seit Oktober letzten Jahres läuft, durch Spendenakquise, durch Sachspenden oder indem sie direkt beim Zeltlager mithelfen. „Wir sind uns alle einig, dass wir nicht nur mit Schecks Gutes tun wollen, sondern wir wollen selbst dabei sein, mitorganisieren und mithelfen“, erläutert Müller das Engagement der Mitglieder für andere. Und das wiederum zahlt sich auch für die Rotarier aus. Denn gemeinsames Engagement für andere fördere den Zusammenhalt der „Freunde“im Club. „Das ist das Besondere und Schöne bei uns: Dass alle mit dem ganzen Herzen dabei sind, jeder mitmacht und wir den Rotary-Gedanken wirklich leben, statt uns nur einmal in der Woche zum Essen zu treffen und einen Scheck auszustellen.“
Und was sagen die zelt- und regenerprobten Kids dazu? Yves, Farhad, Elia und Dindat jedenfalls sind begeistert. Vom Inatura, Kino, von Feuerwehr, Lagerfeuer und Co. „Wir sind traurig, dass wir morgen wieder heimfahren“, sagt Dindat. Elia tröstet: „Aber wir haben ja WhatsApp. Und nächstes Jahr sehen wir uns wieder, weil wir unbedingt wiederkommen wollen, weil es uns so viel Spaß gemacht hat.“Farhad und Yves hat es besonders gut im Kids Camp gefallen. Warum? „Weil man hier Freunde findet“, sagt Yves. Und Farhad ergänzt: „Freunde fürs Leben.“