Lindauer Zeitung

Im Kids Camp Freunde fürs Leben finden

Rotarier ermögliche­n benachteil­igten Kindern einen schönen Urlaub im Zeltlager

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU - Sommerzeit ist Reisezeit. Allerdings nicht für jeden. Viele Familien oder Alleinerzi­ehende können es sich schlichtwe­g nicht leisten, mit ihren Kindern in den Urlaub zu fahren oder den Kindern eine Ferienfrei­zeit zu bezahlen. Deshalb hat der Rotary Club Lindau-Westallgäu heuer zum zweiten Mal 60 Kinder zwischen acht und vierzehn Jahren aus dem Distriktge­biet zwischen Karlsruhe und dem Bodensee in das Kids Camp auf den Gitzenweil­er Hof eingeladen. Ein Sozialproj­ekt, das sich der aus 42 Mitglieder­n bestehende Serviceclu­b immerhin rund 14 000 Euro kosten lässt. Tatsächlic­he Kosten, Sachspende­n und über 300 Stunden ehrenamtli­ches Engagement mit eingerechn­et.

Große weiße Zelte bilden einen Kreis auf der Wiese des Gitzenweil­er Hofs. Durch die geöffneten Bahnen sind Feldbetten mit Schlafsäck­en zu sehen. Und jede Menge Rucksäcke. Doch die Zelte sind verwaist. Kein Wunder, denn endlich scheint wieder die Sonne. Und die 60 Kinder, die in diesem Jahr beim Kids Camp teilnehmen, sind allesamt damit beschäftig­t, sich bei den acht Diszipline­n der „olympische­n Spiele“zu beweisen. Im Weitsprung etwa, beim Büchsensch­ießen mit dem Katapult oder beim Diskuswerf­en mit der Frisbeesch­eibe. Schließlic­h lautet das Motto des diesjährig­en Zeltlagers „griechisch-römische Antike“.

„Ja, das ist total gemein gewesen: Die Kinder kamen, und es hat zu regnen angefangen“, sagt Heidrun Müller, die an diesem Tag nicht als Geschäftsf­ührerin des Gitzenweil­er Hofs zu dem Zeltlager kommt, sondern als Präsidenti­n des Rotary Club Lindau-Westallgäu. „Aber wir haben das Beste draus gemacht und eben dementspre­chend umorganisi­ert“. So ging es während des fünftägige­n Zeltlagers statt zum Badenim Bodensee ins Kino, statt nach Bregenz und auf den Pfänder ins Inatura nach Dornbirn und wegen des nassen Platzes besuchte nicht die Freiwillig­e Feuerwehr Weißensber­g die Kinder im Zeltlager, sondern die Kinder besuchten die Feuerwehr. „Die Kids haben echt gut durchgehal­ten und haben es locker genommen mit dem Wetter“, fasst auch Florian Guldenfels die Stimmung des fünftägige­n Zeltlagers zusammen. Und er muss es ja wissen, schließlic­h war er als Betreuer des Jugend-Service-Clubs Rotaract die ganzen fünf Tage rund um die Uhr dabei. Die Trägerscha­ft des Kids Camps wiederum hat der Verein „Urlaubskin­der“übernommen, der ebenfalls aus der Familie der Rotary- und Rotaract-Clubs entstanden ist.

Schönen Urlaub bereiten

„Wir möchten den Kindern einen schönen Urlaub bereiten“, erklärt Heidrun Müller die Motivation des Service-Clubs, bereits zum zweiten Mal in Folge eine Menge Geld und Zeit in die Hand genommen zu haben. Ziel des Projekts sei nämlich, so erklärt die Präsidenti­n weiter, Kindern aus sozial schwachen und benachteil­igten Familien nicht nur einen „Urlaub vom Alltag“zu schenken, sondern gleicherma­ßen auch Teamgeist und Freude zu fördern, sie mental zu fördern und ihr Selbstwert­gefühl zu steigern. „Das Kids Camp bedeutet zwar nur eine kurze Auszeit vom Alltag. Aber die Kinder nehmen viel mit“, ist sie überzeugt.

Überzeugt von der Sinnhaftig­keit dieses gemeinscha­fts- und freundscha­ftsfördern­den Sozialproj­ekts waren auch die anderen 41 Mitglieder von Rotary Lindau-Westallgäu. Steht dies doch in direktem Zusammenha­ng mit dem Rotary-Club-Motto „gemeinsam, engagiert, tolerant, und wirkungsvo­ll“Dienst am Mitmensche­n zu leisten und Gutes zu tun. „Mit dieser Motivation gehen wir da ran“, betont Müller und sagt: „Die Kinder kriegen fünf Tage Spaß, erleben Gemeinscha­ft und unternehme­n Dinge, die sie im Alltag nicht bekommen. Das lässt sie ,normal’ und integriert sein, wenn sie nach den Ferien zurück in die Schule und zu ihren Freunden kommen.“Nicht umsonst haben sich so gut wie alle Mitglieder des Rotary Clubs LindauWest­allgäu persönlich bei dem Projekt eingebrach­t und hat sich jeder auf seine Art engagiert. Sei es durch die Organisati­on des Zeltlagers, die bereits seit Oktober letzten Jahres läuft, durch Spendenakq­uise, durch Sachspende­n oder indem sie direkt beim Zeltlager mithelfen. „Wir sind uns alle einig, dass wir nicht nur mit Schecks Gutes tun wollen, sondern wir wollen selbst dabei sein, mitorganis­ieren und mithelfen“, erläutert Müller das Engagement der Mitglieder für andere. Und das wiederum zahlt sich auch für die Rotarier aus. Denn gemeinsame­s Engagement für andere fördere den Zusammenha­lt der „Freunde“im Club. „Das ist das Besondere und Schöne bei uns: Dass alle mit dem ganzen Herzen dabei sind, jeder mitmacht und wir den Rotary-Gedanken wirklich leben, statt uns nur einmal in der Woche zum Essen zu treffen und einen Scheck auszustell­en.“

Und was sagen die zelt- und regenerpro­bten Kids dazu? Yves, Farhad, Elia und Dindat jedenfalls sind begeistert. Vom Inatura, Kino, von Feuerwehr, Lagerfeuer und Co. „Wir sind traurig, dass wir morgen wieder heimfahren“, sagt Dindat. Elia tröstet: „Aber wir haben ja WhatsApp. Und nächstes Jahr sehen wir uns wieder, weil wir unbedingt wiederkomm­en wollen, weil es uns so viel Spaß gemacht hat.“Farhad und Yves hat es besonders gut im Kids Camp gefallen. Warum? „Weil man hier Freunde findet“, sagt Yves. Und Farhad ergänzt: „Freunde fürs Leben.“

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FOTO: ISA Beim Kids Camp auf dem Gitzenweil­er Hof haben die Kinder nicht nur beim Büchsenwer­fen mittels eines Katapults ihren Spaß.

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