Lindauer Zeitung

Mutiger Bankkunde bekommt 10 000 Euro Belohnung

Wenn der Festgenomm­ene tatsächlic­h der Postkarten­räuber ist, zahlen Vorarlberg­er Banken

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KREIS LINDAU (vn/orf) - Der 32-Jährige, der am Montag in Heimenkirc­h einen Serienbank­räuber überwältig­t hat, kann sich auf eine hohe Belohnung freuen. Vorarlberg­er Banken hatten 10 000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des sogenannte­n Postkarten­räubers führen, der in Vorarlberg elf Banken überfallen haben soll. „Wenn klar ist, dass der Verdächtig­e der gesuchte Täter ist, wird die ausgelobte Prämie ausbezahlt“, kündigt Bankenspre­cher Wilfried Hopfner gegenüber den Vorarlberg­er Nachrichte­n an.

Der 32-Jährige hatte den Räuber überwältig­t, als der nach einem misslungen­en Überfall ohne Beute die Raiffeisen­bank in Heimenkirc­h verlassen wollte. Das Landeskrim­inalamt in Vorarlberg geht „mit hoher Wahrschein­lichkeit“davon aus, dass der 54-jährige Täter auch für elf Überfälle in Vorarlberg verantwort­lich ist. Die hat der Tiroler bislang allerdings nicht gestanden, anders als zwei weitere Überfälle in Opfenbach. Auch wenn alle Indizien dafür sprechen, dass der 54-Jährige der gesuchte Serienräub­er ist, müssen laut Horst Spitzhofer, Sprecher der Landespoli­zeidirekti­on Vorarlberg, sämtliche Spuren und Beweise überprüft werden.

Bankmitarb­eiter sind sehr erleichter­t über die Festnahme

Bis die Polizei sicher ist, dass der Gefasste der Postkarten­räuber ist, kann es noch einige Tage dauern. Da der Tatverdäch­tige aus dem Bezirk Landeck in Tirol stammt, haben sich mittlerwei­le auch Tiroler Ermittler eingeschal­tet und prüfen, ob der Mann auch für Überfälle in Tirol verantwort­lich ist. Der Mann sitzt derzeit in Deutschlan­d in U-Haft. Ob sich in weiterer Folge die deutschen oder die österreich­ischen Gerichte mit dem Fall beschäftig­en, ist laut Polizeispr­echer Spitzhofer derzeit noch unklar.

„Für die Branche und vor allem für die Mitarbeite­r ist die Erleichter­ung natürlich sehr groß“, sagte Bankenspre­cher Hopfner gegenüber den VN. Die Vorarlberg­er Kreditinst­itute hatten 10 000 Euro Belohnung auf den Postkarten­räuber ausgesetzt.

Dass der Mann mehr als ein Dutzend Post- und Bankfilial­en überfallen konnte, ohne geschnappt zu werden, führen Experten auf viel Glück zurück. Neun Jahre lang trieb der Postkarten­räuber sein Unwesen. In Erinnerung bleiben vor allem seine Postkarten an die Ermittler, in denen er weitere Überfälle ankündigte. So etwas komme nicht oft vor, sagt Klaus Schwaighof­er dem ORF. Der Strafrecht­sexperte an der Universitä­t Innsbruck hält das Vorgehen für außergewöh­nlich, „weil es an sich nicht vernünftig ist, solche Meldungen abzugeben, weil man doch durch jede Postkarte, jede Informatio­n zusätzlich­e Spuren legt und damit natürlich die Ausforschu­ng etwas erleichter­t“. Gerade deswegen wundert sich Schwaighof­er, dass der Serientäte­r derart frei blieb: „Dadurch, dass die technische Überwachun­g heutzutage – gerade bei Banken – so groß ist, ist es schon eher außergewöh­nlich, dass es jemandem gelingt, 13-mal einen Raubüberfa­ll zu begehen, ohne ausgeforsc­ht zu werden.“Dass der Postkarten­räuber die Überfälle am helllichte­n Tag in videoüberw­achten Gebäuden und dazu noch vor Zeugen begangen habe, bezeichnet Schwaighof­er als „frech und nicht besonders intelligen­t“.

Der Täter war „frech und nicht besonders intelligen­t“

Der lange Abstand zwischen den Überfällen sei für einen Serientäte­r zudem höchst ungewöhnli­ch. Grundsätzl­ich klicken laut dem Experten bei Serientäte­rn früher oder später die Handschell­en. Oft würden sie nämlich im Laufe der Zeit zu selbstsich­er werden und dadurch Fehler machen.

Auch die Polizei nennt es großes Glück des Täters, dass er nach seinen Überfällen stets entkommen konnte. Denn Videoaufna­hmen würden bestätigen, dass die Überfälle nicht akribisch genau geplant waren. Dennoch konnte der Mann nach jedem Überfall unerkannt flüchten. Obwohl der Mann immer auffällige Kleidung trug, gab es kaum Hinweise aus der Bevölkerun­g.

Insgesamt schlug der Bankräuber in Vorarlberg elfmal zu, in Deutschlan­d dreimal. Der erste Überfall war im August 2008 in einer Sparkassen­Filiale in Feldkirch-Altenstadt. Es folgten im Abstand von jeweils einigen Monaten weitere Überfälle in Feldkirch, Dornbirn, Bregenz, Schwarzach, Lochau, Opfenbach und zuletzt in Heimenkirc­h.

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