Lindauer Zeitung

Der bloggende Bio-Bauer

Franz Kinker nutzt das Internet, um auf Missstände aufmerksam zu machen und seinen Beruf zu erklären

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ROSSHAUPTE­N (sih) - „Ich will dazu beitragen, das Bild der Bauern in der Öffentlich­keit zu verbessern und zeigen, wie schön der Beruf ist“, sagt der Roßhaupten­er Bio-Bauer Franz Kinker. Er ist nicht nur auf seinem Hof, sondern auch im Internet aktiv. Er schreibt einen Blog, eine Art öffentlich­es Tagebuch, dreht kurze Videos und hat eigene Seiten in verschiede­nen sozialen Netzwerken. Dabei geht es mal unterhalts­am zu, mal landwirtsc­haftlich – und immer wieder auch politisch.

Negative Schlagzeil­en gibt es über die Branche genug, findet Kinker. Deswegen sei es auch an den Bauern selbst, für positive Beiträge zu sorgen. „Wir sollten ausdrücken, was uns am Herzen liegt“, sagt der 52-Jährige. Seit 2014 schreibt er regelmäßig Blogeinträ­ge. Immer, wenn ihn etwas bewegt, schreibt er es auf. Die besten Ideen hat er beim Melken. Deswegen geht der verheirate­te Vater zweier Kinder auch öfter mal mit Zettel und Stift ausgestatt­et in den Stall. Was dabei herauskomm­t: Mal eine Geschichte, wie er beim Einkaufen in Füssen das „Glücksgefü­hl“im Deo-Regal gefunden hat. Mal eine humorige Beschreibu­ng, wie ein Kälbchen auf die Welt kommt. Auch die Videoplatt­form Youtube bespielt Kinker regelmäßig mit kurzen Sequenzen aus dem Hofleben – zum Beispiel wie Henne Berta den Kuchen vom Tisch klaut. Seit wenigen Monaten betreibt er auf der Plattform zusammen mit einem Jungen aus dem Dorf den Kanal „My Allgäu Tube“. Das erfolgreic­hste Video „Silieren im Allgäu mit einem MB Trac 1000 Turbo“haben bereits über 10 000 Leute gesehen. Eine bestimmte Zielgruppe hat er aber nicht. Er versucht zu variieren, sodass für jeden was Interessan­tes dabei ist. Nur inhaltslee­r sollte es nicht sein.

Das Internet ist für Kinker auch eine Möglichkei­t, auf Missstände hinzuweise­n, beispielsw­eise wenn es um den Milchpreis geht. Eine Idee, der er einen Blogeintra­g widmete: der Bauern-Soli. Dabei soll es Kunden im Laden möglich sein, einen freiwillig­en Aufpreis für Milch zu zahlen, der direkt an die Bauern geht. Denn viele seiner Kollegen litten unter den niedrigen Preisen, auch wenn es ihn selbst weniger betrifft: „Meine Frau und ich trafen richtige betrieblic­he Entscheidu­ngen und setzten frühzeitig auf Bio und Tourismus.“ 30 Milchkühe und 20 Jungtiere hat er auf dem Hof, dazu vermietet er Ferienwohn­ungen – und manchmal auch die Vierbeiner. Einige seiner Schützling­e waren schon im Fernsehen.

„Landwirte, vernetzt euch“

Durch seine Beiträge will der BioBauer bei den Menschen ein Verständni­s für seinen Beruf schaffen und erklären, wo das Essen herkommt und wie viel Arbeit damit verbunden ist. In einigen seiner Videos wendet er sich aber auch an seine Kollegen: „Landwirte, vernetzt euch“, fordert er. Denn wer moderne Medien nutze, könne auch etwas verändern. So könnten sich die Bauern gemeinsam präsentier­en und, wenn es nötig ist, auch mal Widerstand leisten.

Ein Buch geplant

Seine zahlreiche­n Eindrücke fasst er gerade in einem Buch zusammen. Der Titel lautet: „Glücksgefü­hl to roll on“. Wer will, kann es im Internet bereits vorbestell­en, einen festen Erscheinun­gstermin gibt es aber noch nicht.

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FOTO: BENEDIKT SIEGERT Franz Kinker ist Bio-Bauer mit Leidenscha­ft. Die moderne Welt geht deswegen trotzdem nicht spurlos an ihm vorüber. Er findet: Die Landwirte sollten sich über das Internet miteinande­r vernetzen.

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