In der Welt zu Hause
Wenn Heimat kein fester Ort mehr ist – Leben und arbeiten als digitaler Nomade
nach drei Wochen habe ich gemerkt, dass nine-to-five nichts für mich ist.“Normale, durchgetaktete Arbeitszeiten will sie nicht. 2012 änderte sie daher ihr Leben – und wurde digitale Nomadin, sie betreibt einen Blog und verkauft eigene E-Books. Auch sie lebt in privat vermieteten Wohnungen – mal allein, mal in Wohngemeinschaften.
„Ich habe zwar nicht viele persönliche Dinge, dennoch brauche ich meinen Raum“, erklärt Biesalski. Sie versucht, nicht viel anzusammeln. „Ich mag es gerne minimalistisch. Das heißt, die Dinge sollten nicht überall herumstehen.“In Deutschland hat sie noch zwei Kisten, ebenso in Kalifornien sowie auf Bali.
„Die jungen Menschen machen die Globalisierung zu ihrem eigenen Lebensentwurf“, erklärt Eike Wenzel, Leiter des Instituts für Trendund Zukunftsforschung in Heidelberg. „Sie werden sich noch weniger als wir über die Nation definieren.“Die digitalen Nomaden betrachtet er aber noch als Modeerscheinung, die im Zusammenhang mit Megatrends wie Digitalisierung, Mobilität und Individualisierung stehen.
„Sich deren Vorteile zunutze zu machen, kann für junge Leute interessant sein“, sagt Wenzel. In einer Phase zwischen 20 und 30 Jahren kann man sich noch mal gut eine Auszeit vom Erwachsensein nehmen. Themen wie Selbstverwirklichung, Dezentralität und Unabhängigkeit stünden dann an erster Stelle. „Spätestens, wenn die Familienplanung und die Rushhour des Lebens beginnen, kommen andere Bedürfnisse auf“, meint Wenzel.
Das hat auch Conni beobachtet. „Entweder gehen die Leute nach einer bestimmten Phase wieder zurück, weil der Lifestyle auf Dauer nichts für sie ist, oder sie werden langsamer und sesshaft.“
Für Bastian Barami gilt das derzeit nicht: Seit 2015 ist der Hotelfachmann in der Welt unterwegs und lebt vom Verkauf von Produkten auf einer Handelsplattform. Barami braucht nicht immer eine Wohnung für sich, da er darin nicht viel Zeit verbringt. Ihm reicht ein Zimmer mit bequemem Bett. Viel wichtiger ist für ihn die Lage: „Ich suche mir Stadtteile, in denen die Nomadendichte hoch und der Weg zu Co-Working-Spaces nicht weit ist“, erzählt er. Dort findet er Austausch mit anderen Web-Experten.