Lindauer Zeitung

Zahl der Straftaten in Bayern geht zurück

Bayerns Innenminis­ter Herrmann legt im Kabinett Halbjahres-Kriminalit­ätsbilanz vor

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Die Zahl der Straftaten in Bayern ist im ersten Halbjahr 2017 um 6,8 Prozent deutlich zurückgega­ngen. Die Zahl von 281 942 Straftaten und eine Rekord-Aufklärung­squote von 65,5 Prozent vermeldete Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Dienstag auf einer Kabinettss­itzung in München.

Die um ausländerr­echtliche Verstöße bereinigte Kriminalit­ätsbelastu­ng im Freistaat bezifferte der Spitzenkan­didat der CSU für die Bundestags­wahl mit nur 4390 Straftaten je 100 000 Einwohner. „Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, ist nirgendwo geringer als in Bayern“, zog Herrmann eine zufriedene Bilanz.

Die beiden Tagesordnu­ngspunkte „Sicherheit“und „Asyl-und Flüchtling­spolitik“für die bayerische Ministerra­tssitzung waren wohl nicht zufällig gewählt, boten sie doch Innenminis­ter Herrmann reichlich Gelegenhei­t, sich elf Tage vor der Wahl als tatkräftig­er Anwärter auf den Posten des Bundesinne­nministers zu präsentier­en. So direkt sagte er es nicht, aber der Wink war klar: „Unser Ziel muss es sein, dass Bürger in anderen Regionen Deutschlan­ds so sicher leben wie in Bayern“. Bundesweit benötige man 15 000 zusätzlich­e Stellen bei der Polizei, so Herrmann.

In fast allen Kriminalit­ätsbereich­en gingen die Straftaten in Bayern im ersten Halbjahr zurück. Besonders stolz ist Herrmann, dass die Zahl der Wohnungsei­nbrüche in den ersten sechs Monaten um fast 14 Prozent auf 3617 Fälle gegenüber dem Vorjahresz­eitraum sank. Dazu hätten hohe polizeilic­he Präsenz, der Einsatz der Prognose-Software „Precobs“ und eine intensiver­e Schleierfa­hndung beigetrage­n.

Die deutliche Steigerung der Vergewalti­gungsfälle um 47,9 Prozent auf 685 Fälle regt den bayerische­n Innenminis­ter allerdings nach eigenen Worten „fürchterli­ch“auf. Erklärunge­n für diesen unerfreuli­chen Trend hatte Herrmann zunächst nicht. Die Experten der Polizei arbeiteten an einer detaillier­ten Analyse, sagte er.

126 dieser Fälle gehen auf das Konto von „Zuwanderer­n“, teilte Herrmann mit. Das bedeute fast eine Verdoppelu­ng (plus 90,9 Prozent) verglichen mit 2016. Wie viele Vergewalti­gungen in Asylunterk­ünften geschehen, konnte der Landesinne­nminister dabei nicht sagen. Das am Samstag beginnende Münchener Oktoberfes­t bringt allerdings regelmäßig einen Schub an Sexualdeli­kten mit sich. Hohe Polizeiprä­senz und verstärkte Videoüberw­achung sollen nach den Worten Herrmanns in diesem Jahr vorbeugen.

Kritik an Rot-Grün

Mit Blick auf den Wahlkampf stellte Herrmann gleich bundespoli­tische Forderunge­n: „Wir setzen uns auch für die Erweiterun­g des Landfriede­nsbruchs ein“. Es war nicht ganz klar, ob er damit für die bayerische CSU-Staatsregi­erung oder für seine Partei sprach. Nicht infrage kommt für Herrmann die Zurückstuf­ung des Vermummung­sverbots bei Demonstrat­ionen von einer Straftat zu einer bloßen Ordnungswi­drigkeit. Und dann watschte er noch die rot-grüne Sicherheit­spolitik ab. Vorbereitu­ngsund Rückzugsor­te linker Gewalt wie die „Rote Flora“in Hamburg oder die Rigaer Straße in Berlin könne man nicht tolerieren.

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FOTO: MATTHIAS BALK Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann freut sich über den generellen Rückgang der Straftaten im Land. Allerdings hat im ersten Halbjahr 2017 die Zahl von Vergewalti­gungen stark zugenommen.

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