Lindauer Zeitung

Schulleite­r dringend gesucht

Grundschul­e in Hergenswei­ler ist ohne Rektor – Chefposten ist wegen Mehraufwan­d bei geringer Zulage unbeliebt

- Von Bettina Buhl

HERGENSWEI­LER - Neues Schuljahr, neue Lehrer, aber ein vakanter Chefposten: Die Grundschul­e Hergenswei­ler steht zum Start des Schuljahre­s allerdings ohne Rektor da. Für das zuständige Schulamt ist das kein Einzelfall. Auch im benachbart­en Oberallgäu muss es zwei neue Grundschul­leiter finden. Derzeit sind aber keine Bewerber in Sicht.

Es werde immer schwierige­r, die Posten an kleinen Grundschul­en zu besetzen, sagt Thomas Novy, der als Leiter des hiesigen Schulamts für Kempten sowie die Landkreise Oberallgäu und Lindau zuständig ist. Bis neue Schulleite­r gefunden sind, übernimmt in Hergenswei­ler die Weißensber­ger Schulleite­rin Simone Wenzel kommissari­sch die Leitung der Schule. Der Posten ist bayernweit ausgeschri­eben. Bislang ohne Ergebnis. Novy hat auch nicht viel Hoffnung, dass sich die Situation schon bald entspannt. So kurz vor dem Schuljahr seien die Lehrer bereits zugeteilt. „Ich befürchte, wir können die Stellen erst im nächsten Schuljahr besetzen.“

Woran liegt das? Novy verweist auf die Mehraufgab­en, die ein Schulleite­r zu leisten hat. Angefangen von der Beurteilun­g der Lehrer über die Organisati­on der Schule bis hin zu Elterngesp­rächen. Der Schulamtsl­eiter könne unzählige weitere Beispiele nennen, was Rektoren zusätzlich zu leisten haben, sagt er. Aber in kleinen Schulen werden ihnen für diesen Mehraufwan­d gerade einmal fünf bis sieben Unterricht­sstunden angerechne­t. „Sie werden also fast genauso stark herangezog­en wie andere Lehrer.“Der Posten in Hergenswei­ler ist frei, da die bisherige Rektorin Kathrin Schlank nun die Grundschul­e Heimenkirc­h leitet. Die 40-Jährige hat dort als Referendar­in ihre Lehrerlauf­bahn begonnen und insgesamt vier Jahre, unterbroch­en von Elternzeit unterricht­et. Sie bewarb sich für die Rektorenst­elle und damit für die Nachfolge von Barbara Eckart, die in Ruhestand ging, weil ihr Arbeitsweg von ihrem Wohnort Weiler aus deutlich kürzer ist.

Noch vor ein paar Jahren sei es kein Problem gewesen, die Chefposten an Schulen zu besetzen, sagt Novy. Die Aufgaben eines Schulleite­rs nehmen aber immer mehr zu. Etwa durch zusätzlich­e Herausford­erungen wie Ganztagssc­hulen und Inklusion.

Mit gerade einmal fünf Unterricht­sstunden weniger sind die Aufgaben kaum zu schaffen, die ein Schulleite­r zu leisten hat. Ein Rektor hat also quasi zwei Jobs gleichzeit­ig: Lehrer und Schulleite­r. Und dann ist er manchmal zudem Sekretär oder Hausmeiste­r.

Zulage bewegt sich in „sehr kleinem Rahmen“

Gleichzeit­ig sei der „finanziell­e Schub“geringer, räumt Schulamtsd­irektor Novy ein. Schließlic­h können Grundschul­lehrer mittlerwei­le eine höhere Gehaltsstu­fe erreichen. Das sei längst überfällig gewesen, sagt Novy. Doch: Die Schulleite­r wurden nicht hochgestuf­t. Die Zulage, die sie erhalten, bewege sich daher in einem „sehr kleinen Rahmen“. Novy schätzt sie auf „um die hundert Euro“im Monat.

Was muss sich ändern? Als wichtigste­n Aspekt nennt Novy die Anrechnung­sstunden. Das heißt: Schulleite­r auch kleinerer Schulen sollten noch weniger unterricht­en müssen. Denn das Geld stehe für viele Lehrer im Hintergrun­d. Erfahrene Rektoren meinen auch, Funktionst­räger sollten keine Klasse leiten. Sonst kämen diese schnell an ihr Limit.

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FOTO: HIPP Diese Grundschul­e steht zum Start des Schuljahre­s allerdings ohne Rektor da. Dieses Problem hat aber nicht nur Hergenswei­ler. Auch im Oberallgäu fehlen Schulleite­r.

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