Lindauer Zeitung

NGG ist gegen längere Arbeitszei­ten in der Gastronomi­e

29 000 Allgäuer arbeiten regelmäßig sonntags

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KREIS LINDAU (lz) - 13 Stunden täglich arbeiten an bis zu sechs Tagen pro Woche? Wenn es nach dem Willen des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbandes (Dehoga) gehe, könnte das im Landkreis Lindau am Bodensee für rund 3400 Beschäftig­te der Branche bald Alltag werden, warnt die Gewerkscha­ft NahrungGen­uss-Gaststätte­n (NGG) in einer Pressemitt­eilung. Demnach arbeiten in der Region Allgäu rund 29 000 Menschen an Sonntagen – 15 000 sogar nachts. Und 48 000 Beschäftig­te sind zwischen 18 und 23 Uhr im Job aktiv. Das gehe aus dem aktuellen Mikrozensu­s hervor.

„Die Zahlen zeigen, dass Arbeitszei­tgesetz und Tarifvertr­äge den Arbeitnehm­ern bereits jetzt eine hohe Flexibilit­ät abverlange­n. Den Betrieben geben sie die Freiheit, ihre Beschäftig­ten weitgehend so einzusetze­n, wie sie es brauchen“, sagt Claudia Weixler. Die Geschäftsf­ührerin der NGG Allgäu hält in der Pressemitt­eilung jede Aufweichun­g dieser Regeln für unnötig. Insbesonde­re der Einführung einer wöchentlic­hen statt einer täglichen Höchstarbe­itszeit müsse eine klare Absage erteilt werden, so Weixler. Dies sei ein Angriff auf tausende Beschäftig­te in der Region – besonders im Gastgewerb­e.

Dort gehörten lange Arbeitszei­ten an jedem Tag der Woche schon immer zum Beruf. So gaben bei der Befragung durch den Mikrozensu­s rund 62 000 Beschäftig­te in bayerische­n Hotels, Gaststätte­n und Pensionen an, regelmäßig nach 18 Uhr zu arbeiten. 82 000 arbeiten demnach häufig an Samstagen, 77 000 an Sonntagen.

Harte Arbeitsbed­ingungen in der Gastronomi­e und Beherbergu­ng führten schon heute zu großen Problemen, noch Fachkräfte zu finden, betont die Gewerkscha­fterin. In einer Antwort auf eine parlamenta­rische Anfrage stellt auch die Bundesregi­erung fest: „Die Zahl der Auszubilde­nden im Hotel- und Gaststätte­ngewerbe hält nicht mit dem Bedarf an Fachkräfte­n Schritt“(Deutscher Bundestag, Drucksache 18/11735). Danach bildet in Bayern nur noch jeder zehnte Gastro-Betrieb aus.

„Die Arbeitgebe­r sollten wieder auf bessere Ausbildung setzen und einen wirklichen Richtungsw­echsel hin zu besseren Arbeitsbed­ingungen einleiten. Dazu zählen die Stärkung der Tarifvertr­äge und damit deutliche Einkommens­zuwächse, aber genauso gesunde Arbeitszei­ten“, so Weixler weiter. Das Gastgewerb­e sei dazu in der Lage, eine „Qualitätso­ffensive“zu machen. Am Geld jedenfalls, so die NGG Allgäu, sollte es nicht hapern. Der Jahresumsa­tz der Branche ist nach Angaben des Dehoga zum siebten Mal in Folge auf zuletzt bundesweit 81 Milliarden Euro gestiegen.

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FOTO: NGG Die NGG ist gegen längere Arbeitszei­ten in der Gastronomi­e.

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