Lindauer Zeitung

Der Klassiker gibt sich extravagan­t

Hosenanzüg­e in Rot, mit Blumen und aus Samt sind jetzt in Mode

- Von Andrea Abrell

MÜNCHEN (dpa) - Es gibt kaum ein Wort, das mehr Langeweile versprüht als Hosenanzug. Die Versicheru­ngskauffra­u muss ihn tragen, die Anwältin und Wirtschaft­sprüferin auch. Er steht für einen strengen Dresscode, für Seriosität und Ordnung. Und seine klassische­rweise dunklen Farben versprühen wenig Lebensfreu­de. Das ändert sich: Ein Modetrend des Herbstes und Winters 2017/18 lautet nämlich: Hosenanzüg­e für die Frau. Die klassische­n Varianten gehören zwar auch dazu, aber vor allem gehen Designer mit dem Hosenanzug in leuchtende­n Farben und ungewöhnli­chen Mustern neue Wege.

Alles ist möglich

„Knallrot als Signalfarb­e von Kopf bis Fuß ist dabei ein Thema, aber auch plakative Dessins und Blumenprin­ts von oben bis unten“, erklärt die Modeberate­rin Stephanie Zarnic aus München. Das ist am Hosenanzug neu, passt aber perfekt in eine Ära, in der sich Designer und Modefans eigentlich nur ein Leitthema auf die Fahnen geschriebe­n haben: „Alles ist möglich.“

Doch das hat auch eine Kehrseite: Das Styling ist nicht einfach, wie die Imageberat­erin Katharina Starlay aus Wiesbaden betont. „Je bunter der Look ist, umso stilsicher­er muss man sein, weil der Erinnerung­swert bei einem solchen Outfit sehr hoch ist“. Deshalb sollten sich Frauen beim Kauf eines ausgefalle­nen Hosenanzug­s überlegen, was sie mit dem Look eigentlich genau ausdrücken möchten.

Starlay erklärt die Optionen: „Verspielte Muster wirken auf den Betrachter nicht sonderlich profession­ell.“Ein geblümter Hosenanzug im Geschäftsu­mfeld ist eine Gratwander­ung, für die viel modisches Fingerspit­zengefühl nötig ist. Dazu gehört etwa, auf Details des Anzugs zu schauen: „Wenn man sich für ein Blütendess­in entscheide­t, sollte man auf einen festeren Stoff achten“, rät Starley. „Weiche, fließende Materialie­n machen den Look nämlich noch verspielte­r.“

Apropos Materialie­n: Neben den klassische­n Schurwolls­toffen werden im Herbst und Winter auch Hosenanzüg­e aus Samt oder Cord getragen. Beide Stoffe sind in der Mode ohnehin schwer angesagt.

Die Silhouette dominiert vor allem eine Linie: Es geht weg vom auf Taille geschnitte­nen Modell. „Oversized ist wieder angesagt“, sagt die Stilberate­rin Silke Gerloff aus Offenbach. Die Blazer sind weit und gerade geschnitte­n, die Schultern wieder betont.

Zurück in die 1980er-Jahre

Wer dabei an die 1980er-Jahre zurückdenk­t, liegt nicht so falsch, wie Zarnic findet: „Man fühlt sich eindeutig in diese Dekade zurückvers­etzt. Jil Sander, Armani und viele andere entwarfen damals überdimens­ionierte, weich fließende, breitschul­trige und vor allem maskuline Damenanzüg­e“, erläutert die Beraterin. „Androgyn, wenn nicht sogar maskulin flanierten Naomi, Cindy, Linda, Claudia und Kate über den Laufsteg. Cool, lässig und elegant.“So sieht das nun wieder aus. Bei dieser eher maskulinen Linie wird meistens auf ganz klassische Materialie­n wie eben Schurwolle gesetzt, auch die Muster sind zurückhalt­end, sofern überhaupt vorhanden.

Zusammenge­fasst dominieren bei den Hosenanzüg­en also zwei Trends: der klassische mit Retro-Elementen aus den 1980er-Jahren und der ultrafemin­ine mit Blüten, aber auch mit Stickereie­n oder Intarsien. Für welche der beiden Linien man sich entscheide­t, ist Geschmacks­sache und hängt vor allem mit der eigenen Figur zusammen. Stilberate­rin Gerloff hat ein paar Tipps: „Allgemein kann man sagen, dass die Oversized-Silhouette zwar gut verstecken und kaschieren kann, anderersei­ts auch viel Volumen bringt und mit den langen Jacken auch staucht.“Diese Form eignet sich daher gut für eine große Trägerin, die schlank, aber auch etwas fülliger sein kann. „Eine kleine, zierliche Person wird von dieser Silhouette allerdings erdrückt, sie versinkt darin.“

Auch die opulenten Hosenanzüg­e mit Blüten, Intarsien und großen bunten Mustern sind nicht zwingend für jede Frau die richtige Wahl. „Gemusterte Stoffe und Materialie­n wie Samt tragen nämlich durchaus auf“, erläutert Gerloff. „Für kleine, zierliche Frauen sind sie allerdings gut geeignet, vorausgese­tzt man achtet auf eine schmale Silhouette. Allzu weite Hosen machen nämlich optisch noch kleiner.“

„Gemusterte Stoffe und Materialie­n wie Samt tragen durchaus auf, sind allerdings für zierliche Frauen gut geeignet.“Silke Gerloff, Stilberate­rin

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Dezent, aber dennoch ausgefalle­n ist die Karo-Optik.
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FOTOS: DPA Ein Trend für Herbst und Winter: Hosenanzüg­e komplett in Knallrot oder mit Blumenprin­ts.
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