Enttäuscht – aber auch stolz
Lange halten Deutschlands Basketballer mit Spanien mit, dann endet das EM-Viertelfinale 72:84
ISTANBUL (SID/dpa) - Die deutschen Basketballer um NBA-Profi Dennis Schröder sind nach ihrem Höhenflug bei der EM hart gelandet. Im Viertelfinale musste sich das Nationalteam Titelverteidiger Spanien nach einem Leistungseinbruch in der zweiten Hälfte am Ende klar mit 72:84 (33:34) geschlagen geben und verpasste die erste Halbfinalteilnahme seit zwölf Jahren. Zum bislang letzten Mal hatte es eine deutsche Mannschaft beim Silbermedaillengewinn 2005 unter die besten Vier geschafft. „Ich bin der traurigste und gleichzeitig auch der stolzeste Präsident“, sagte Ingo Weiss, Chef des Deutschen Basketball Bundes (DBB): „Man muss anerkennen, dass die Spanier heute besser waren. Es hat nicht sollen sein. Wir haben drei Viertel sehr gut mitgehalten.“
Schröder war mit 27 Punkten bester Werfer der Deutschen, bei den Spaniern überragten die Brüder Marc (28) und Pau Gasol (19). Das Aus in Istanbul war gleichzeitig der Abschied von Bundestrainer Chris Fleming. Der US-Amerikaner konzentriert sich künftig ganz auf seinen Job als Assistenzcoach beim NBA-Club Brooklyn Nets. Der 47-Jährige hatte das DBBAmt im Dezember 2014 übernommen.
„Unsere Jungs waren bereit. Am Ende des Tages hat Marc Gasol einige unglaubliche Würfe getroffen“, sagte Fleming: „Ich bin stolz darauf, wie wir aufgetreten sind. Wir sind enttäuscht, aber diese Generation ist sehr jung und wird noch einige Chancen bekommen.“
Die deutsche Mannschaft, von der spanischen Sporttageszeitung „Marca“vor dem Duell als „Wolf im Schafspelz“bezeichnet, begann hochkonzentriert. Im Gegensatz zum Achtelfinale gegen Frankreich (84:81), als zunächst nur wenig gelungen war, lief es diesmal in den ersten Minuten bestens (11:2/6. Minute). Spanien ließ sich beeindrucken und wirkte etwas überheblich, legte nach einer Auszeit aber zu. Unter den Körben arbeitete das deutsche Team eifrig und konnte bei den Rebounds mit den langen Spaniern mithalten. Dennoch zeigten Pau und Marc Gasol ihre Extraklasse, die Brüder erzielten 14 der 16 Punkte der Spanier im ersten Viertel.
Schröder, der am Freitag 24 wird, führte lange klug Regie und kam auch immer wieder zu Korberfolgen. Und doch gab es im zweiten Viertel einen Bruch im Spiel: Fast fünf Minuten blieb das DBB-Team ohne Punkt, Spanien zeigte nun mehr und mehr seine Klasse und lag zur Pause knapp vorn.
Die Fleming-Schützlinge versuchten bei der Rückkehr aus der Kabine vor nur 1845 Zuschauern weiter alles. Schröder traf kurz nacheinander zwei Dreier. Und auch Johannes Thiemann war immer wieder erfolgreich.
Insgesamt vergab das DBB-Team aber zu viele offene Würfe und konnte besonders Marc Gasol nicht stoppen, Spanien zog in der Schlussphase des dritten Viertels – nach einem Zwischenstand von 50:50 – erstmals zweistellig davon (62:50/29.).
Danach änderte sich kaum noch etwas am Bild. Schröder trieb seine Mitspieler an, doch das Team um den Spielmacher der Atlanta Hawks schaffte es nicht mehr, den Favoriten noch einmal in Bedrängnis zu bringen. Schröders Fazit: „Wir haben einen sehr guten Job gemacht, aber die Dreier der Spanier haben uns gekillt.“
Das Aus allerdings kann die Turnierbilanz nicht trüben. Das junge Team (Schnitt: 24,6 Jahre) überzeugte auf ganzer Linie und hat glänzende Perspektiven. Weiter geht es bereits im November mit der WM-Qualifikation. Dennis Schröder und die übrigen NBA-Profis sind dann nicht dabei.