Technik aus Lindau für die „Vision Zero“
Sensoren, Kameras und Radargeräte von Continental sollen den Weg zum autonomen Fahren ebnen
FRANKFURT/LINDAU - Die Megatrends heißen Autonomes Fahren, Digitalisierung und Elektrifizierung: Bei der IAA in Frankfurt, der größten Leistungsschau der Automobilindustrie, stellt Continental derzeit seine Lösungen für die Mobilität der Zukunft vor. Von zentraler Bedeutung sind dabei Produkte, die in Lindau – dem Hauptquartier für die Entwicklung von Fahrassistenzsystemen – ausgetüftelt wurden.
Beim Automobilzulieferer Continental arbeiten die Ingenieure an einer kühnen Vision – der „Vision Zero“. Hinter diesem Schlagwort verbirgt sich eine Art von Mobilität, wie sie heute noch kaum vorstellbar erscheint.
In dieser Welt fährt nicht der Fahrer mit dem Auto, sondern das Auto mit dem Fahrer – voll autonom, vernetzt mit anderen Verkehrsteilnehmern, natürlich elektrisch angetrieben. Die Folge: Null Unfälle, null Verletzungen, null Todesfälle. Bei der IAA in Frankfurt, dem wichtigsten Branchentreff, zeigt die Continental AG ihre neuesten Technologien, die zur „Vision Zero“hinführen sollen – und in Lindau entwickelt werden.
Dazu zählen 360-Grad-Kameras, Radargeräte oder verschiedene Sensoren, die sowohl den Fahrer als auch die Umgebung des Fahrzeugs permanent beobachten und im Zusammenspiel dafür sorgen sollen, dass er sicher ans Ziel kommt. Eine der neuesten Erfindungen der Lindauer Ingenieure kommt ziemlich unscheinbar daher, ist aber eine der wichtigsten Komponenten, um autonom fahrende Autos zu realisieren: der „Flash Lidar“, ein kleines schwarzes Kästchen. Das Gerät sendet unsichtbare Blitzlichter aus und kann anhand der Reflektionen den Abstand zu anderen Objekten im Straßenverkehr exakt messen.
Kameras erkennen, ob Fußgänger abgelenkt sind
Stolz ist man bei Continental auch auf lernfähige Kameras, die nicht nur Fußgänger auf und an der Straße erkennen, sondern auch, ob sie abgelenkt sind, beispielsweise weil sie auf ein Smartphone starren. In solch einem Fall wäre das Fahrassistenzsystem schonmal alarmiert und bereit, gegebenenfalls eine Vollbrensung einzuleiten. Der Selbstversuch des LZ-Reports am Conti-Stand ist übrigens erfolgreich. Wer in die Kamera schaut, die in zwei Meter Höhe montiert ist, wird auf dem Bildschirm mit einem grünen Häkchen über dem Kopf angezeigt. Wer den Blick zum Boden richtet, wird mit einem Achtung-Schild markiert. Ab 2020 könnte die Technologie verlässlich arbeiten und einsatzfähig sein, erklärt Michael Fieseler, Sprecher bei Continental in Lindau.
Elmar Degenhart, der Konzernchef von Continental, zeigte sich auf der IAA überzeugt, dass das Geschäftsfeld des assistierten und automatisierten Fahrens „ein Milliardenmarkt und erhebliches, zusätzliches Potential“birgt und kündigte an, „dass unser Umsatz mit Elektronik, Software und Sensoren damit deutlich weiter wachsen wird“. Bis 2025 rechnet Continental mit einem Weltmarktumsatz für Technologien zum automatisierten Fahren von mehr als 30 Milliarden Euro. Das wäre ungefähr eine Verdopplung im Vergleich zu 2020.