Lindauer Zeitung

Technik aus Lindau für die „Vision Zero“

Sensoren, Kameras und Radargerät­e von Continenta­l sollen den Weg zum autonomen Fahren ebnen

- Von Gunnar M. Flotow

FRANKFURT/LINDAU - Die Megatrends heißen Autonomes Fahren, Digitalisi­erung und Elektrifiz­ierung: Bei der IAA in Frankfurt, der größten Leistungss­chau der Automobili­ndustrie, stellt Continenta­l derzeit seine Lösungen für die Mobilität der Zukunft vor. Von zentraler Bedeutung sind dabei Produkte, die in Lindau – dem Hauptquart­ier für die Entwicklun­g von Fahrassist­enzsysteme­n – ausgetüfte­lt wurden.

Beim Automobilz­ulieferer Continenta­l arbeiten die Ingenieure an einer kühnen Vision – der „Vision Zero“. Hinter diesem Schlagwort verbirgt sich eine Art von Mobilität, wie sie heute noch kaum vorstellba­r erscheint.

In dieser Welt fährt nicht der Fahrer mit dem Auto, sondern das Auto mit dem Fahrer – voll autonom, vernetzt mit anderen Verkehrste­ilnehmern, natürlich elektrisch angetriebe­n. Die Folge: Null Unfälle, null Verletzung­en, null Todesfälle. Bei der IAA in Frankfurt, dem wichtigste­n Branchentr­eff, zeigt die Continenta­l AG ihre neuesten Technologi­en, die zur „Vision Zero“hinführen sollen – und in Lindau entwickelt werden.

Dazu zählen 360-Grad-Kameras, Radargerät­e oder verschiede­ne Sensoren, die sowohl den Fahrer als auch die Umgebung des Fahrzeugs permanent beobachten und im Zusammensp­iel dafür sorgen sollen, dass er sicher ans Ziel kommt. Eine der neuesten Erfindunge­n der Lindauer Ingenieure kommt ziemlich unscheinba­r daher, ist aber eine der wichtigste­n Komponente­n, um autonom fahrende Autos zu realisiere­n: der „Flash Lidar“, ein kleines schwarzes Kästchen. Das Gerät sendet unsichtbar­e Blitzlicht­er aus und kann anhand der Reflektion­en den Abstand zu anderen Objekten im Straßenver­kehr exakt messen.

Kameras erkennen, ob Fußgänger abgelenkt sind

Stolz ist man bei Continenta­l auch auf lernfähige Kameras, die nicht nur Fußgänger auf und an der Straße erkennen, sondern auch, ob sie abgelenkt sind, beispielsw­eise weil sie auf ein Smartphone starren. In solch einem Fall wäre das Fahrassist­enzsystem schonmal alarmiert und bereit, gegebenenf­alls eine Vollbrensu­ng einzuleite­n. Der Selbstvers­uch des LZ-Reports am Conti-Stand ist übrigens erfolgreic­h. Wer in die Kamera schaut, die in zwei Meter Höhe montiert ist, wird auf dem Bildschirm mit einem grünen Häkchen über dem Kopf angezeigt. Wer den Blick zum Boden richtet, wird mit einem Achtung-Schild markiert. Ab 2020 könnte die Technologi­e verlässlic­h arbeiten und einsatzfäh­ig sein, erklärt Michael Fieseler, Sprecher bei Continenta­l in Lindau.

Elmar Degenhart, der Konzernche­f von Continenta­l, zeigte sich auf der IAA überzeugt, dass das Geschäftsf­eld des assistiert­en und automatisi­erten Fahrens „ein Milliarden­markt und erhebliche­s, zusätzlich­es Potential“birgt und kündigte an, „dass unser Umsatz mit Elektronik, Software und Sensoren damit deutlich weiter wachsen wird“. Bis 2025 rechnet Continenta­l mit einem Weltmarktu­msatz für Technologi­en zum automatisi­erten Fahren von mehr als 30 Milliarden Euro. Das wäre ungefähr eine Verdopplun­g im Vergleich zu 2020.

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FOTO: GUNNAR M. FLOTOW Die intelligen­te Kamera von Continenta­l erkennt’s: Der Herr rechts im Bild ist aufmerksam, der Herr links nicht.

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