Schwierige „Landshut“-Demontage in Brasilien
Lufthansa-Techniker zerlegen Boeing 737 – Rückholung bis 24. September geplant
FORTALEZA (dpa/flo) - Die Rückholung der vor 40 Jahren von Terroristen entführten früheren LufthansaMaschine „Landshut“gestaltet sich zum Teil schwieriger als erwartet. Als wichtige Etappe konnte nun die linke Tragfläche der flugunfähig im brasilianischen Fortaleza stehenden Boeing 737 abgenommen werden. Die Lufthansa-Techniker hoffen, dass die Maschine bis zum 24. September wieder in Deutschland ist.
Seit 21. August ist ein Team von Lufthansa-Technikern vor Ort. Es ist eine große Herausforderung für die Ingenieure: Allein zur Abnahme der Flügel müssen rund 1500 Nieten und Schrauben gelöst werden, jedes abgenommene Triebwerk wiegt rund 1,5 Tonnen. Zu Beginn musste die Maschine erst einmal mit neuen Bugrädern versehen werden, um die zwischen anderen stillgelegten Flugzeugen stehende Boeing auf das Vorfeld zu fahren, sagte Lufthansa-Technik-Sprecher Jens Krüger der Deutschen Presse-Agentur. In den nächsten Tagen soll dann die rechte Tragfläche abgebaut werden. „Wir würden die Maschine gerne vor der Bundestagswahl nach Hause bringen“, ließ Krüger wissen. Einen besonderen – oder gar politischen – Hintergrund habe dieses Datum jedoch nicht. „Es geht einfach darum, eine interne Ziellinie zu setzen“, betont Krüger. 14 Mann und eine Frau haben sich in den vergangenen Tagen an der „Landshut“zu schaffen gemacht. Die ersten Techniker sollen bereits am Wochenende nach Hause fliegen, eine reduzierte Mannschaft wird die Arbeiten in Fortaleza dann zu Ende bringen.
Die großen Teile wie die Tragflächen sollen mit einer Antonov 124 und andere Teile mit Seecontainern nach Deutschland gebracht werden. Eine Ausstellung im Dornier-Museum in Friedrichshafen zum 40. Jahrestag der Befreiung der Geiseln im somalischen Mogadischu am 18. Oktober könnte zeitlich schwierig werden. Es sei ein nationales Interesse, mit dem Flugzeug als Ausstellungsstück an den Deutschen Herbst 1977 zu erinnern, hatte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) betont. In Friedrichshafen soll die Maschine dauerhaft als restauriertes Ausstellungsobjekt an das „Landshut“-Drama erinnern.
Eine Odyssee um die Welt
Es hatte vor Beginn der Demontage zunächst einige Tage gedauert, bis rund 8,5 Tonnen an Werkzeug und Flugzeughebern aus dem Zoll herauskamen. Die 1970 in Dienst gestellte Maschine war bis 2008 für verschiedene Eigentümer unterwegs. Von 1970 bis 1985 war die Boeing 737 für die Lufthansa im Einsatz, dann als „John Adams“für Presidential Airways in den USA. Später wurde sie zum Frachtflugzeug, flog für TAN Honduras, L’Aéropostale, in Malaysia und Indonesien, bis sie 2002 an die Airline TAF Linhas Aereas in Fortaleza ging.
Aufgrund eines schweren Defekts am 14. Januar 2008 wurde das Flugzeug (letztes Kennzeichen: PTMTB) nach 38 Jahren Dienst für fluguntauglich erklärt. Das Auswärtige Amt erwarb die „Landshut“Berichten zufolge für rund 20 000 Euro von dem Flughafenbetreiber in Fortaleza – das war vor allem die Summe für die aufgelaufenen „Parkkosten“auf dem Flughafen. Insgesamt können Demontage, Transport und Zusammenbau am Ende einen Millionenbetrag kosten. Das Projekt soll mit Spenden finanziert werden.
Am 13. Oktober 1977 hatten vier Palästinenser in Absprache mit der Roten Armee Fraktion (RAF) die „Landshut“mit 91 Menschen an Bord auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt/Main gekapert, um die inhaftierte RAF-Führung in StuttgartStammheim freizupressen. Nach einer Landung im südjemenitischen Aden erschossen die Terroristen den Kapitän Jürgen Schumann. Co-Pilot Jürgen Vietor musste die „Landshut“weiterfliegen nach Mogadischu. Dort stürmte am 18. Oktober 1977 die Anti-Terror-Einheit GSG 9 die Maschine und befreite die Geiseln.