Lindauer Zeitung

„Es hat alles gepasst“

Alpmeister der Weidegenos­senschafte­n Maierhöfen und Lindau ziehen positive Bilanz

- Von Ingrid Grohe und Bettina Buhl

WESTALLGÄU - So einen Sommer würden sie wieder nehmen, die Hirten, Bauern und Alpmeister im Westallgäu. Da sind sich Herbert Mader und Elmar Karg, Alpmeister der Weidegenos­senschafte­n Maierhöfen und Lindau, einig. „Es hat alles gepasst. Ich wüsste nicht, was man anderes sagen kann“, erzählt Mader. Wobei, eine Einschränk­ung hat er: Die Maierhöfen­er ziehen am Samstag mit einem Kranzrind weniger zum Scheidplat­z. Einen mysteriöse­n Unfall hat es im Sommer auf der Bergweide gegeben.

„Das war schon ein bisschen merkwürdig“, sagt Mader. Eines Morgens lag ein Rind tot auf der Weide. Kein Absturz, kein gebrochene­s Bein, aber auch keine klare Todesursac­he. Mader: „Es sah so aus, als ob es eben erst eingeschla­fen ist.“Warum der Vierbeiner tot war, wisse keiner. Einen Schlaganfa­ll oder einen Herzinfark­t kann es dem Alpmeister zufolge auch bei Rindern geben. Auch das Jungvieh der Lindauer Weidegenos­senschaft hat einen guten Alpsommer am Hochgrat verbracht. „Die Weide ist tip top gewachsen, das Vieh ist gesund, und wir hatten bis jetzt keinen Unfall“, sagt Elmar Karg, Alpmeister der Weidegenos­senschaft Lindau. Geplagt waren laut Karg allerdings die Rinder und Schumpen an heißen Tagen. „Die Rossbremse­n sind über sie hergefalle­n, sodass sich manche kaum mehr bewegen wollten.“

Kargs Kollege Mader hat zwar von der Plage gehört. „Aber das war heuer von Berg zu Berg unterschie­dlich. Wir hatten keine Probleme.“Die Maierhöfen­er haben heuer auf Ohrenmarke­n gesetzt, die ein spezielles Mittel absondern, das Insekten abschreckt. Die Meinungen, ob das wirklich was bringt, gehen laut Mader zwar auseinande­r. Der Alpmeister hat aber auch seine Rinder mit den Ohrmarken ausgestatt­et. „Und es war um Welten besser.“

Im Frühjahr ging es für die über 400 Rinder mit dem Alpsommer am Hochgrat los. Am Pfingstsam­stag übergaben die Bauern der Weidegenos­schenschaf­t Lindau ihr Vieh in die Obhut von Hirt Willi Wetzel – insgesamt 170 Stück Jungvieh. Der Alpsommer dauerte etwas länger als sonst – und doch hatten die Tiere immer gut zu fressen. In den vergangene­n Tagen wurden sie etwas „unleidig“, sagt Karg. Wenn das Wetter immer ungemütlic­her wird, drängt das Alpvieh ins Tal.

Schon vorgestern haben Mader und seine Helfer ein paar der insgesamt 254 Rinder der Maierhöfen­er Weidegenos­senschaft geholt. Das ist üblich so. Trächtige Tiere und junge Schumpen sollten den langen Weg vom Berg nach Maierhöfen nicht laufen. Die Kälber auf der Schilpere Alpe bleiben laut Mader noch ein bisschen länger. 12 der 13 Bauern der Weidegenos­senschaft haben ihre Tiere in die Sommerfris­che geschickt. Heuer waren es weniger als im Vorjahr. Laut Mader geht die Tendenz dahin, dass auch im kommenden Jahr wieder weniger Rinder am Hochgrat grasen.

Am Samstag ist es so weit: Nachdem die Maierhöfen­er ihre etwa 200 Stück große Herde von der Unterlauch­alpe zur Viehscheid in Richtung Ach getrieben haben, marschiert Willi Wetzel mit seinen Tieren von der Mittelstie­g zur Hochgratba­hn-Talstation, wo die Lindauer ihren eigenen, kleinen Viehscheid veranstalt­en. Bereits zum vierten Mal beteiligen sie sich nicht mehr am großen Spektakel bei Oberstaufe­n. „Das Feiern mit den Kollegen von den Nachbaralp­en fehlt uns schon ein bisschen“, sagt Elmar Karg – „aber das ganze Drumherum überhaupt nicht.“

Gegen 9.30 Uhr, so schätzt Karg, trifft die Herde von Willi Wetzel an der Talstation ein. Die Bauern stellen hier einen trichterfö­rmigen Fang-stand auf, in den sie das Vieh „ganz gemütlich“treiben, nachdem es sich auf der Weide ausgelaufe­n hat.

Gut eineinhalb Stunden wird das Sortieren und Verladen der Gruppen dauern. Während die Viehtransp­orter ins Westallgäu starten, versammeln sich Bauern und Hirten an den Biertische­n, um „ganz hoimelig“das Ende des Alpsommers zu feiern. Gemeinsam mit Familien, Bekannten und einigen Einheimisc­hen aus der Umgebung genießen sie bis in den Nachmittag hinein Essen, Trinken und Musik.

Einen mysteriöse­n Unfall hat es im Sommer auf der Bergweide gegeben. Eines Morgens lag ein Rind tot auf der Weide.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA Kühe auf einer Almwiese im Ostallgäu. Im Frühjahr ging es für die über 400 Rinder mit dem Alpsommer am Hochgrat los.

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