Lindauer Zeitung

Bayern muss 175 000 Euro Strafzinse­n zahlen

Aus dem millionens­chweren Denkmalsch­utzfonds ist zu wenig Geld abgerufen worden

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Jetzt hat EZB-Chef Mario Draghi mit seiner Null- und Negativzin­spolitik auch den Freistaat Bayern erwischt. Innerhalb der letzten zwölf Monate musste der bayerische Denkmalsch­utzfonds nach Angaben des bayerische­n Bildungs- und Kunstminis­teriums mehr als 175 000 Euro an Negativzin­sen an die Banken abdrücken. „Ein skandalöse­r Zustand“, kritisiert­en die SPD-Landtagsab­geordneten Helga SchmittBus­singer (Mittelfran­ken), Inge Aures (Oberfranke­n) und Reinhold Strobl (Oberpfalz), die eine entspreche­nde parlamenta­rische Anfrage gestellt hatten.

Immer mehr Mittel des Entschädig­ungsfonds Bayern, einem Sonderverm­ögen des Freistaats, liegen ungenutzt auf der Bank und werden nicht mehr, sondern weniger. Während 2010 am Jahresende noch 613 000 Euro an unverbrauc­hten Mitteln auf dem Konto lagen, stieg diese Summe bis auf knapp 26 Millionen Euro zum 31. Dezember 2016. Der Freistaat sowie die bayerische­n Städte und Gemeinden führen dem Fonds seit 2013 jährlich jeweils 13,5 Millionen Euro zu. Der Entschädig­ungsfonds fördert in erster Linie umfangreic­he Maßnahmen an Denkmälern mit überregion­aler Bedeutung, die akut gefährdet sind.

Landtagsvi­zepräsiden­tin Inge Aures zeigte sich empört über den „Schildbürg­erstreich“. Es gebe so viele erhaltensw­erte Kulturdenk­mäler in Bayern, für die das Geld dringend gebraucht würde, um sie vor dem Verfall zu schützen, so die SPDAbgeord­nete. Doch das Ministeriu­m lasse sich Zeit und werfe das Geld der Steuerzahl­er den Banken in den Hals: „Da packt mich die Wut.“

Nach Angaben des SPD-Landtagsab­geordneten Reinhold Strobl liegen derzeit 73 Anträge auf Bezuschuss­ung in einem Gesamtvolu­men von knapp 42 Millionen Euro vor. Die Mittel könnten also sofort sinnvoll verwendet werden, so Strobl. Wenn schon so viel Geld auf den Konten liege, könnte die Staatsregi­erung darüber nachdenken, doch auch für kleinere Maßnahmen Mittel aus dem Entschädig­ungsfonds zu gewähren, so die Abgeordnet­e Schmitt-Bussinger. Damit könnte vielleicht dem einen oder anderen Besitzer eines denkmalges­chützten Hauses die Renovierun­g schmackhaf­t gemacht werden.

Die SPD-Fraktion will das „Versagen des Ministeriu­ms“von Bildungsmi­nister Ludwig Spaenle (CSU) auf die Tagesordnu­ng des Haushaltsa­usschusses des Landesparl­aments bringen.

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FOTO: SPD Landtagsvi­zepräsiden­tin Inge Aures.

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