Lindauer Zeitung

Verdreckt, verbrannt, zerstört

Im August gab es im Oberallgäu und in Kempten besonders viele Fälle von Sachbeschä­digung

- Von Aimée Jajes

OBERALLGÄU/KEMPTEN - „Wenn man mit roher Gewalt Waschbecke­n aus Edelstahl kaputtmach­en muss, dann weiß ich auch nicht mehr, was ich sagen soll.“Mit diesen Worten drückte Bürgermeis­ter Gerhard Hock während der jüngsten Duracher Gemeindera­tssitzung sein Unverständ­nis aus: über einen „erneuten Fall von Vandalismu­s“. Unbekannte haben dieses Mal in der öffentlich­en Toilette am Duracher Rathaus zugeschlag­en. Auch andernorts beklagen Gemeinden derzeit Fälle von Sachbeschä­digung. Der Blick auf die Zahlen zeigt: Die Anzahl der Vorkommnis­se war im vergangene­n Monat überdurchs­chnittlich hoch.

Um Beschädigu­ngen vorzubeuge­n, hatte die Gemeinde Durach die Toilette laut Hock ganz bewusst mit Edelstahl ausgestatt­et. „Doch selbst dieses Mobiliar war gegen die blinde Zerstörung­swut von bisher unbekannte­n Personen zu schwach.“Die Toilette muss vorerst geschlosse­n bleiben. Nun bittet die Gemeinde um Hinweise. Sollte einer zur Aufklärung der Tat führen, gibt es eine Belohnung in Höhe von 250 Euro.

Auch Wiggensbac­h bittet um Mithilfe der Bürger. Erst seit ein paar Wochen stehen in den beiden Bushaltest­ellen am Marktplatz und in der Mariabergs­traße in Ermengerst öffentlich­e Bücherrega­le. Nun haben Unbekannte aus jenem in der Ortsmitte ein Buch herausgeno­mmen und angezündet. „Es geht uns nicht allein um das Buch, sondern um das Zündeln und darum, was sonst noch hätte passieren können“, sagt Jürgen Unglert vom Ordnungsam­t.

Im Nachbarort Altusried gibt es immer wieder Probleme an der Schule, bestätigt Gabriele Grotz von der Gemeindeve­rwaltung. Besonders ärgerlich sei aber ein Vorfall Ende August auf dem Sportplatz gewesen. Dort fuhren Unbekannte über die im vergangene­n Jahr sanierte Laufbahn. Der Schaden – schwarze Reifenspur­en – sei zwar relativ gering. Aber warum jemand so etwas tut, könne Grotz nicht verstehen.

Die Statistik zeigt: Im August wurden im Oberallgäu und in Kempten 50 derartige Delikte angezeigt, sagt Polizeispr­echer Jürgen Krautwald. Ansonsten belaufe sich die Zahl der angezeigte­n Fälle von Sachbeschä­digungen und Graffiti im öffentlich­en Raum in der Regel auf um die 30 pro Monat. Im Juli lag sie zum Beispiel bei 23. Ein Trend sei aber nicht abzusehen, sagt Krautwald. In den vergangene­n vier Jahren pendelten die Zahlen zwischen 343 (2015) und 425 (2016).

In der jüngsten Zeit gab es aber ein paar „herausrage­nde Fälle“, sagt Sebastian Adam, stellvertr­etender Leiter der Polizeiins­pektion Kempten. Dabei denkt er an die Verwüstung einer Schulwerks­tatt in Kempten, bei der die Täter 100 000 Euro Schaden angerichte­t haben. Sie hat die Polizei gefasst. Jene, die während der Festwoche die Wittelsbac­her Schule überflutet haben, noch nicht. Die Unbekannte­n verstopfte­n Waschbecke­n und drehten die Wasserhähn­e auf. Warum? Das ist bislang nicht bekannt.

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